Debatte um religiöse Symbole:Welches Kreuz passt zu welcher Behörde?

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder fordert das christliche Symbol verpflichtend für alle Behörden und Ämter. Doch Kreuz ist nicht gleich Kreuz. Wir haben uns da mal von einem Experten beraten lassen.

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(Foto: Florian Peljak)

Kreuz ist nicht gleich Kreuz und die Landesluftfahrtbehörde nicht das Staatsarchiv. Deshalb stellt sich nach der Anordnung Markus Söders, ab 1. Juni habe in allen bayerischen Dienstgebäuden mindestens ein Kreuz zu hängen, natürlich auch die Designfrage: Welches Kreuz passt wohin? Hier ein paar Empfehlungen von Andreas Püttmann, 51, Geschäftsführer des Kirchenbedarfs-Geschäft "Schreibmayr" in München. Wand-Kreuz Klassik Aus: Südtirol/Italien, 98 Euro. Der Experte: "Ein typisch alpenländisches Kruzifix. Diese authentische Darstellung des leidenden, dornenbekrönten Christus wird heutzutage deutlich seltener gewünscht als noch vor ein paar Jahren. Bei dem Preis sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass alles vollständig von Hand geschnitzt wurde. Dies Kreuz ist was für traditionsbehaftete Christen." Gut für: Bayerische Staatskanzlei.

Glas-Kreuz Blau/Gelb

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(Foto: Florian Peljak)

Aus: Österreich, 82 Euro. Der Experte: "Dieses Kreuz aus Fusingglas mit Lufteinschüssen wurde in der Werkstätte der 650 Jahre alten Zisterzienser-Abtei ,Stift Schlierbach' in Oberösterreich handgefertigt. Die dynamische, durch die Brennung im Ofen entstandene Farbgebung vereint himmlisches Blau mit göttlichem Gold. Mit seiner Strahlkraft hat das Kreuz etwas sehr Jugendliches." Gut für: Bayerische Jugendämter.

Glas-Kreuz Auferstehung

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(Foto: Florian Peljak)

Aus: Deutschland, 48 Euro. Der Experte: "Hier sehen wir einen schwungvoll modernen Christus, der bereits zu schweben scheint. Im Vordergrund steht die Auferstehung, also das Leben nach dem Tod. Das durchsichtige, sich von der Wand abhebende Glaskreuz unterstreicht diesen Himmelfahrts-Aspekt. Das Kreuz könnte ein hoffnungsvoller Kontrapunkt für jede dunkle Amtsstube sein." Gut für: Bayerisches Staatsarchiv.

Franziskus-Kreuz

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Aus: Italien, 11,50 Euro. Der Experte: "Das Original hängt in der Basilica di Santa Chiara in Assisi. Vor diesem Kreuz soll der heilige Franz von Assisi den Auftrag vernommen haben, die Kirche von San Damiano wieder aufzubauen. Bei dieser Reproduktion handelt es sich um einen günstigen Druck mit Goldprägung. Damit sie nicht verbleicht, sollte das Kreuz nicht direkt in die Sonne gehängt werden." Gut für: Bayerische Baubehörden.

Solide Bronze, handgeschmiedet

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Aus: Deutschland (Schwarzwald), 249 Euro. Der Experte: "Trotz seiner Schwere wirkt dieses Kreuz schwungvoll und leicht. Der Kreis könnte für den Leib Christi stehen, die Weintrauben für das Blut. Im Vordergrund steht damit der Aspekt: Tischgemeinschaft." Gut für: Bayerische Staatskantinen.

Ikonen-Kreuz

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Aus: Griechenland, 119 Euro. Der Experte: "Hier sind wichtige Stationen aus dem Leben Christi abgebildet, die aus dem Katharinenkloster im Sinai stammen. Es ist eines der ältesten Klöster der Christenheit und wurde dort errichtet, wo Gott Moses in einem brennenden Dornbusch erschien und ihm den Auftrag erteilte, das Volk Israel aus Ägypten zu führen." Gut für: Bayerische Brandschutzbehörden.

Kreuzfreier Corpus

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Aus: Südtirol/Italien, 1190 Euro. Der Experte: "Diese in St. Ulrich im Grödnertal handgefertigte Christus-Figur aus Holz, Nitrolack und Ölfarben nimmt die Kreuzform zwar auf, zeigt aber schon bereits den auferstandenen Erlöser und wirkt damit schützend und beruhigend. Zum Transport dieses beeindruckend großen Kreuzes lassen sich beide Arme abnehmen." Gut für: Bayerische Bereitschaftspolizei.

Naturstein-Kreuz

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Aus: Deutschland, 38 Euro. Der Experte: "Ein Bestseller. Die Schieferplatte zeichnet sich durch Durchbruchornamentik und ein Fischsymbol aus gebürstetem Edelstahl aus. Ein frühes christliches Geheimzeichen. Die griechischen Buchstaben für Fisch ergeben: ,Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser'. Auch erklärte Jesus schon Petrus zum ,Menschenfischer'." Gut für: Bayerische Fischereibehörden.

Holzwürfel-Kreuz

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Aus: Südtirol/Italien, 29 Euro. Der Experte: "Gerade wegen seines schlichten, zeitgemäßen Designs ein Lieblingskreuz von mir. Die zwölf verschiedenen Holzsegmente unterschiedlicher Maserung stehen für die zwölf Apostel, in der Mitte zusammengefügt durch einen weiteren Würfel - Jesus Christus. Schlicht, natürlich, unaufdringlich." Gut für: Bayerische Landschaftsschutzbehörden.

Weihwasser-Kreuz

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Aus: Schleswig-Holstein, 75 Euro. Der Experte: "Die Schale ist aus Glas gefertigt, nicht aus Plastik. Das ist auch sinnvoll, da Weihwasser, das man sich in vielen Kirchen aus einem Behälter zapfen kann, oft mit Salz haltbar gemacht wird - das würde sich in jedes andere Material hineinfressen. Wer sich mit geweihtem Wasser besprengt, der erinnert sich an seine Taufe und segnet sich zugleich." Gut für: Bayerische Standesämter.

Edelstahl-Kreuz

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Aus: Deutschland, 25 Euro. Der Experte: "Ein schlichtes, mattes Metallkreuz. Weg von barockem Prunk, von zur Schau gestellter Macht und Reichtum, hin zu einem bescheidenen christlichen Bekenntnis. Also ganz im Sinne des heutigen Papstes Franziskus, der den liebevollen Verzicht als größte Form der Menschlichkeit preist. Auf Behörden und Ämtern dürfte dieses Kreuz zur Demut mahnen." Gut für: Bayerns Finanzämter.

Tauben-Kreuz

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Aus: Südtirol/Italien, 73 Euro. Der Experte: "Der Heilige Geist ist Mittler zwischen Gott und den Menschen. Man sollte auf ihn hören. Symbolisiert wird der Geist, dem das Pfingstfest zu verdanken ist, hier durch eine Taube. Interessant natürlich, dass Künstler Werner Salcher die Taube vom Betrachter wegfliegen lässt. Ich bin mir aber sicher, dass sie nur 'ne Kurve macht." Gut für: Bayerische Landesluftfahrtbehörden.

Kinder-Kreuz

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Aus: Deutschland, 9,95 Euro. Der Experte: "Einigen christlichen Eltern ist die Darstellung des gekreuzigten Jesus heutzutage zu explizit. Im Kinderzimmer weichen sie daher auf solche Kreuze mit Hirten- oder Engelmotiv aus. Die Kanten sind abgerundet, Fröhlichkeit das zentrale Motiv. Wer in seinem Amtszimmer die Ruhe sucht, für den dürfte dieses Kreuz das Richtige sein." Gut für: Bayerns Schulbehörden.

Der Experte: Andreas Püttmann

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(Foto: Florian Peljak)

Seit fast 200 Jahren existiert das Kirchenbedarfs-Geschäft "Schreibmayr", einer der führenden Devotionalienläden in Deutschland. Andreas Püttmann, 51, Geschäftsführer des Kerzen- und Messgewänderhandels mit Sitz in München, verfolgt interessiert die aktuelle Kreuzdiskussion. Der ehemalige Internatsschüler absolvierte eine Einzelhandelslehre bei C&A und übernahm später den Laden von seinen Eltern.

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