Zweite Handball-Bundesliga:Bald beliebig

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Trainer Ceven Klatt verlässt Rimpar Richtung Bundesliga. Es ist ein branchenüblicher Schritt, aber er zeigt: Dieser unverwechselbare, familiäre Verein verliert an Profil.

Von Sebastian Leisgang

All das, was gerade rund um die Rimpar Wölfe passiert, lässt sich am besten am Beispiel von Josef Schömig veranschaulichen, dem Assistenztrainer, mit dem gerade gar nichts passiert. Schömig ist seit mehr als vier Jahrzehnten im Verein, er hat gute und schlechte Zeiten mitgemacht, und er hat in all den Jahren derart viel mit Rimpar erlebt, dass sich ohne Pathos sagen lässt: Schömig ist Rimpar, Rimpar ist Schömig.

Es ist mittlerweile beinahe auf den Tag genau ein Jahr her, da saß Schömig, 56, in einem Café in der Würzburger Innenstadt und sprach über all das, was sich im Laufe der Zeit in Rimpar verändert hat. Schömig fiel eine ganze Menge ein, zwar nicht so viel, dass man sich gewundert hätte, dass er den Klub noch immer seine Heimat nannte - allerdings so viel, dass man sich schon fragte, ob es ihm nicht schwer falle, mit dem Wandel klarzukommen.

Auch Kreisläufer Michael Schulz wird den Klub verlassen

All das fällt einem jetzt wieder ein, wenn man die jüngsten Nachrichten aus Rimpar mitbekommt. Am Dienstag haben die Wölfe bekannt gegeben, dass nicht nur Kreisläufer Michael Schulz den Klub nach dieser Saison verlassen wird, sondern auch Ceven Klatt. Im Sommer übernimmt Rimpars Trainer den derzeitigen Bundesligisten Ludwigshafen - ein branchenüblicher Schritt, allerdings auch einer, der die Begegnung mit Schömig nochmal ins Gedächtnis ruft. Schömig steht ja für alles, was Rimpar auch nach seiner Ankunft in der zweiten Handball-Bundesliga noch lange ausgemacht hat. Rimpar war familiär, Rimpar war verschworen, und, das vor allem: Rimpar war beständig.

Es hilft, sich all das vor Augen zu führen, wenn man nun die höchste Ebene der Trennungsgeschichte um Schulz, Klatt und Rimpar verstehen will. Wer das Handballmärchen aus der kleinen Gemeinde im Würzburger Umland kennt, wer weiß, dass sich Rimpar mit einer Handvoll Eigengewächsen in der Landesliga auf den Weg gemacht und später ans Tor zur Bundesliga geklopft hat, der sieht in Schulz' und Klatts Abschied auch das: dass Rimpar, dieser unverwechselbare, dieser andere Verein, auf dem Weg ist, beliebig zu werden.

Aus dem Nachwuchs kommen kaum noch Spieler nach

Von den Eigengewächsen ist nur noch Julian Sauer verblieben, aus dem Nachwuchs kommen kaum noch Spieler nach, und die Kontinuität, für die Rimpar lange Zeit ein Synonym gewesen ist, bleibt mehr und mehr auf der Strecke.

Als Klatt vor eineinhalb Jahren zu den Wölfen kam, sah der große Plan eigentlich vor, gemeinsam eine Ära einzuleiten. Klatt habe "unsere Philosophie bereits verinnerlicht", sagte Rimpars Geschäftsführer Roland Sauer, ein halbes Jahr bevor Klatt seine Arbeit überhaupt aufnahm. Jetzt sagt er zu Klatts Abschied: "Wenn ein Trainer die Möglichkeit bekommt, sich in der ersten Liga zu zeigen, dann haben wir nichts verkehrt gemacht. Dann können wir stolz sein." Zur Wahrheit gehört aber auch: Rimpar verliert an Profil.

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