Zeitfahren in Pau:Träume in Gelb

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Der Franzose Julian Alaphilippe gewinnt überraschend das Zeitfahren in Pau. Auch Emanuel Buchmann zählt eher zu den Gewinnern des Tages.

Von Johannes Knuth, Pau

Und was, hatte das Tour-Organ L'Équipe vor Kurzem noch keck gefragt, "wenn man ein wenig träumt?" Wenn Julian Alaphilippe also, der das heimische Publikum bei der Tour de France seit Tagen als Gesamtführender entzückt, sein Gelbes Trikot doch irgendwie behauptet? Obwohl weder das Zeitfahren, das am Freitag in Pau anstand, noch die Gebirgspässe in den kommenden Tagen seine Stärke sind? Seit 1985 warten die Franzosen ja auf einen Gesamtsieger bei ihrer Rundfahrt, und wenn es sich einer der ihren an der Spitze bequem macht, da wird man ja wohl ein wenig fantasieren dürfen.

Und am Freitag durften sie sogar weiterträumen. Alaphilippe verteidigte nicht nur seine Führung - er gewann sogar überraschend das Zeitfahren auf dem giftigen, 27 Kilometer langen Kurs, der ihm durchaus schmeckte. 15 Sekunden wahrte er im Ziel auf Titelverteidiger Geraint Thomas (Wales), der im Klassement nun 1:26 Minuten hinter Alaphilippe liegt. Auch Emanuel Buchmann, der 26-jährige Ravensburger, durfte sich eher zu den Gewinnern des Tages zählen: Er verlor als 15. am Freitag zwar einen Platz im Klassement, liegt als Sechster (+3:04) aber noch immer gut im Rennen, bevor es am Samstag wieder in die Berge geht.

Für manch anderen Deutschen war es ein schwerer Tag: Maximilian Schachmann, Buchmanns Teamkollege, hätte sich am Freitag wohl unter den besten Zehn eingefunden, doch dann stürzte er und schleppte sich mit verzerrtem Gesicht ins Ziel. Er habe ein Knirschen in der Hand verspürt, sagte er - ein Mittelhandbruch, wie sich herausstellte; seine erste Tour ist vorzeitig beendet. Tony Martin, der viermalige Zeitfahrweltmeister, kam gar nur als 163. ins Ziel. Er hatte zuletzt allerdings viele Helferdienste für seine Jumbo-Visma-Equipe verrichtet ("Ich habe mir heute eher einen dreiviertel Ruhetag gegönnt"). Wout van Aert, Martins Teamkollege, erwischte es noch schlimmer: Er blieb in einer Kurve an einem Sicherheitsgitter hängen und wurde vom Rad gerissen - wie schwer er sich verletzt hatte, war zunächst ungewiss.

Unklar blieb am Freitag auch, warum Zeitfahr-Weltmeister Rohan Dennis am Tag zuvor die Tour beendet hatte, auf eigene Faust - und ohne körperliches Defizit. Der Australier war offenbar mit dem Material des Teams für das Zeitfahren unzufrieden, hieß es. Dennis sagte dazu erst mal: nichts.

© SZ vom 20.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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