WM in Russland:Ein Amt abgeben, zwei behalten

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Eine weitere Rochade in der russischen Sportpolitik zeichnet sich ab. Funktionär Witali Mutko steht vor dem Rückzug als Fußball-Chef des Landes. Seinen Einfluss auf die WM im Sommer 2018 mindert das wohl kaum.

Von Johannes Aumüller, Moskau/München

Der umstrittene russische Multi-Funktionär Witalij Mutko steht offenkundig kurz davor, von seinem Amt als Präsident des nationalen Fußball-Verbandes (RFS) zurückzutreten. Das berichten eingeweihte Kreise des russischen Fußballs sowie des Weltverbandes Fifa. Allerdings würde sich ein solcher Schritt nicht wirklich als klare Reaktion auf die vielen Vorwürfe gegen seine Person verkaufen lassen. Denn das Amt als RFS-Boss ist das unwichtigste, das Mutko derzeit bekleidet. Bedeutsamer sind seine Posten als Vize-Premier der russischen Regierung und als Präsident des Organisationskomitees für die Fußball-WM 2018. Diese scheinen derzeit aber unstrittig zu sein.

Mutko, 59, ist im Zuge des russischen Staatsdoping-Skandals vom Kronzeugen und früheren Moskauer Labor-Chef Grigorij Rodtschenkow extrem belastet worden. Zur Zeit des Betruges war Mutko Sportminister. Das Internatonale Olympische Komitee (IOC) sperrte ihn wegen seiner "administrativen" Rolle lebenslang für Olympische Spiele. Dies war sportpolitisch geschickt: So verlagerte sich der Fokus in der Personalie Mutko hin zur Fifa - und der Frage, wie diese damit umgehen würde.

Die Bande zwischen der Fifa-Spitze und Moskau gelten als sehr eng. Mutko war bereits vor einem Dreivierteljahr wegen seiner politisch-sportpolitischen Doppelrolle der Wiedereinzug ins Fifa-Council untersagt worden. Allerdings standen damals noch andere Personen an der Spitze der Ethik- und der Compliance-Kommission. Diese wurden im Mai durch ein umstrittenes Manöver der Fifa-Spitze ersetzt. Seitdem tat sich nicht viel, auch wenn Mutkos innerrussische Gegner viele Beschwerden an die Fifa, die Ethikkommission sowie den Internationalen Sportgerichtshof (Cas) richteten. Der Grund: Verstöße gegen die Statuten bei Mutkos jüngster RFS-Wahl. Auch auf die IOC-Sperre reagierte die Fifa zunächst nicht.

Nun wird Mutko dem Vernehmen nach von einflussreicher Seite gedrängt, das RFS-Amt abzugeben. Er hat sich damit noch nicht abgefunden, beziehungsweise kämpft er um eine ihm genehme Nachfolge-Lösung. Zumindest interimistisch könnte Alexej Sorokin eingebunden werden - der ist im Hauptjob Mutkos Generaldirektor im Organisationskomitee.

© SZ vom 22.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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