WM in Hamburg:Vor der Hochzeit sitzen gelassen

Lesezeit: 1 min

Sandra Ittlinger (li.) und Chantal Laboureur. (Foto: Peter Weber/imago)

Beach-Volleyballerin Laboureur startet mit ihrer neuen Partnerin in die WM, nachdem Julia Sude sich Anfang des Jahres mit einer anderen Spielerin zusammengetan hatte.

Von Jörg Marwedel, Hamburg

Am Mittag kam endlich die Sonne heraus, das teuer restaurierte Dach über dem mit Sand aufgefüllten Tennisstadion am Rothenbaum wurde nicht gebraucht. Und auch im ersten Spiel eines deutschen Teams ging nichts schief an Tag eins der Beachvolleyball-Weltmeisterschaft in Hamburg. Es war das ideale Auftaktmatch für das neue Duo Chantal Laboureur und Sandra Ittlinger. Sie spielten gegen die Paraguayerinnen Amarilla Michelle und Patricia Pati, die Nummer 240 der Welt, 21:15, 21:10 hieß es am Ende trotz einiger Missverständnisse. Aber das Paar spielt ja auch erst seit wenigen Monaten zusammen. Laboureur, deren ehemalige Partnerin Julia Sude sich Anfang des Jahres mit Karla Borger zusammentat (die wiederum zuvor ihre Mitspielerin Margareta Kozuch an Weltmeisterin Laura Ludwig verloren hatte), sah hernach lieber das Positive. Die Narbe der für sie überraschenden Sude-Trennung ("Das ist, als ob man kurz vor der Hochzeit sitzengelassen wird") versuchte sie sich nicht anmerken zu lassen. Stattdessen lobte sie Ittlinger für die gute Blockarbeit. Und beide versuchten sich auf dem Court gegenseitig aufzubauen, gerade nach eigenen Fehlern.

Am Vormittag hatte Olympiasieger Julius Brink, der 2005 in Berlin die erste deutsche Medaille bei einem WM-Turnier gewonnen hatte (Bronze), die Auftakt-Pressekonferenz auf Englisch geleitet. Er sprach angesichts des Events - es ist nach Berlin die zweite WM in Deutschland - von einem "Meilenstein" für das deutsche Beachvolleyball. Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) sah die Hansestadt gar in eine "neue Kategorie" aufsteigen. Schließlich wurde die Stadt mit seinem Beach-Stützpunkt zum Zentrum der Olympia-Kandidaten bestimmt und stellt die prominentesten Teams. Auch René Hecht, der Präsident des Deutschen Volleyball-Verbandes, formulierte einen Traum. Er stellt sich vor, dass die Jugend nach diesem Höhepunkt künftig "mehr Beachvolleyball als Fußball spielt".

3,5 Millionen Euro hat die Stadt zum 6,5 Millionen teuren Event beigesteuert. Eine Million Dollar an Gagen für 96 Teams aus 37 Ländern sind ausgelobt. Die neuen Weltmeister, die in einer guten Woche feststehen, erhalten 60 000 Dollar. Männer wie Frauen übrigens.

© SZ vom 29.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: