Wintersport:Sportlerinnen helfen aus

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Die Snowboarderin Carolin Langenhorst arbeitet im Gesundheitsamt, Kollegin Melanie Hochreiter fährt Streife bei der Polizei, Skispringerin Katharina Althaus näht daheim Mundschutz.

Normalerweise stehen für Wintersportler im März und April Urlaube an: Nach etlichen kalten Wettkampfmonaten geht es dann oft weit weg in die Sonne, zumindest kurz werden die Füße hochgelegt. Normal ist in der Corona-Krise momentan aber nichts mehr. Und deshalb packen drei bayerische Athletinnen nun selbst an, um im Kampf gegen das Virus zu helfen. Die Snowboarderinnen Carolin Langenhorst und Melanie Hochreiter arbeiten im Gesundheitsamt und bei der Polizei, Skispringerin Katharina Althaus näht daheim Mundschutze. Leute informieren, Maßnahmen kontrollieren, Masken produzieren: Das sportliche Trio aus dem Freistaat deckt mit dem Engagement gleich drei wichtige Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Sars-CoV-2 ab.

Snowboarderin Langenhorst hilft im Gesundheitsamt von Bad Reichenhall und ist dafür zuständig, Leute anzurufen, die mit Corona-Infizierten Kontakt hatten. "Dann schaue ich, wie nah jene mit der Person in Kontakt gekommen sind, und ordne denen dann eine Quarantäne an oder nicht. Auch erkläre ich, was zu beachten ist, was sie dürfen und was nicht", erzählte die 24-Jährige. Sie hilft bei der Behörde aus, weil ihr Vater Amtsarzt ist und dort zunächst zu wenig Personal vorhanden war.

Auch ihr Bruder wurde als Medizinstudent eingespannt. "Da war Not am Mann. Die regulären Angestellten sind nicht mehr hinterher gekommen", schilderte Langenhorst. Die Sportsoldatin hat Zeit, weil ein Lehrgang bei der Bundeswehr ausfiel. Bis zu 20 Anrufe an einem Vormittag hatte sie zu Beginn der Krise zu erledigen. Aber die neuen Kontaktvorgaben wirken, wie Langenhorst berichtete. Wenn sich jemand neu infiziert, seien inzwischen nur noch etwa drei Personen anzurufen, die Kontakt hatten. Die Snowboarderin hat denen dann beizubringen, dass sie sich isolieren müssen. "Klar schreit dann keiner: Yeah, Quarantäne! Aber man erfährt immer mehr Verständnis. Inzwischen haben alle gemerkt, dass es ernst ist."

Das findet auch Teamkollegin Hochreiter. Als Polizeiobermeisterin fährt sie in Berchtesgaden Streife. "Eine unserer Hauptaufgaben ist im Moment, zu schauen, ob alle Geschäfte zu haben, ob jemand unnötig durch die Gegend fährt und ob die Ausgangsbeschränkungen eingehalten werden", erzählte die 23-Jährige. Auch Aufklärung gehöre dazu, "da die Bürger natürlich viele Fragen bezüglich der Ausgangsbeschränkung haben, was sie machen dürfen und was verboten ist", sagte Hochreiter. Seit August 2012 ist die Snowboarderin bei der Polizei, im November 2019 wurde sie Polizeiobermeisterin. Dass sie nach dem plötzlichen Ende der Weltcup-Saison wegen der Corona-Krise direkt bei der Polizei weitermachte, fand sie gut. Auf Urlaub hofft sie im Sommer, "wenn es schön warm ist und hoffentlich die Krise wieder etwas abflacht".

Skisprung-Weltmeisterin Althaus nutzt indes ihr Hobby für den guten Zweck. Nachdem sie sich mit einer Nachbarin, die Ärztin ist, beraten hatte, begann sie Mundschutze zu nähen. Im Internet besorgte sich die 23 Jahre alte Allgäuerin Schnittmuster, studierte Video-Anleitungen und legte los. "Es kam schon ziemlich viel positives Feedback zurück", erzählte sie dem Bayerischen Rund funk. Die Doppel-Goldmedaillengewinnerin der WM 2019 ist persönlich betroffen, ihr Freund ist Rettungssanitäter. Und so näht Althaus weiter, der Bedarf ist groß. "Es werden natürlich noch viel mehr benötigt. Sie werden auf jeden Fall benutzt."

© SZ vom 07.04.2020 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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