Wett-Skandal:Ermittlungsverfahren gegen Jürgen Jansen eingestellt

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Der durch den Wettskandal belastete Schiedsrichter Jürgen Jansen (Essen) wird vermutlich in der neuen Saison wieder Bundesliga-Spiele pfeifen dürfen. Am Freitag hat die Berliner Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren gegen Jansen eingestellt..

Hans Leyendecker

Die Strafverfolger gaben bekannt, dass sie "nicht mit der für eine Anklageerhebung erforderlichen Sicherheit" hätten klären können, ob an Jansen im Zusammenhang mit dem Bundesligaspiel 1. FC Kaiserslautern gegen den FC Freiburg (3:0) am 27. November 2004 Gelder gezahlt worden seien. Der DFB will jetzt den ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichter Jansen zunächst als Schiedsrichter bei zwei Regionalliga-Begegnungen einsetzen - danach kann Jansen auf einen Neustart in der Bundesliga hoffen.

Darf wieder pfeifen: Schiedsrichter Jürgen Jansen. (Foto: Foto: ddp)

Jansen war im Wettskandal durch Aussagen des Kronzeugen der Anklage, des einstigen Schiedsrichters Robert Hoyzer und des Berliner Zockers Ante Sapina in Bedrängnis geraten. Hoyzer wollte mitbekommen haben, dass Jansen für eine Manipulation des Spiels auf dem Betzenberg etwa 25000 Euro erhalten hatte. Sapina hatte bei einer Vernehmung den Ermittlern erklärt, dass er vor dem Spiel dem Dresdner Schiedsrichter-Betreuer Wieland Ziller eine Anzahlung in Höhe von 15000 für eine Manipulation des Spiels in Kaiserslautern geboten habe. Ziller habe 25000 Euro verlangt. Ziller habe kurz darauf Sapina versichert, dass Jansen "bereit" sei, heißt es in der 290Seiten dicken Anklageschrift der Berliner Ermittler. Ziller habe Sapina angeblich berichtet, dass Jansen schon früher ein Spiel manipuliert habe. Damals habe dieser aber seinem Geld mehrere Wochen hinterher laufen müssen. Im Fall Sapina sei Jansen angeblich beeindruckt gewesen, wie glatt das gelaufen sei. Der Anklage ist zu entnehmen, dass Sapina versucht hat, direkten Kontakt zu Jansen zu bekommen. Ziller habe ihm dann erklärt, dass es keinen direkten Kontakt zu Jansen geben werde.

In einem Geständnis im Frühsommer dieses Jahres hatte Ziller eingeräumt, die 25000 Euro für sich behalten zu haben. Er habe keinerlei Kontakt zu Jansen aufgenommen, der von dem Deal nichts gewusst habe. Jansen gab eine eidesstattliche Erklärung ab, derzufolge er keinerlei Einfluss auf den Spielausgang in Kaiserslautern genommen habe. Weder persönlich noch über Dritte habe er Kontakt zu einer Berliner Wettmafia gehabt.

Dem Spielbericht ist zu entnehmen, dass Jansen die Note 8,3 für das Kaiserslautern-Spiel erhielt, was bedeutet, dass er die Begegnung sehr gut im Griff gehabt haben soll. Auffällig war allerdings, dass die Zocker in Berlin 42 Wettscheine auf den richtigen Ausgang der Begegnung in Kaiserslautern abgegeben hatten. Jansen wurde dann von Ziller total entlastet. Zillers Einlassung vor den Ermittlern sei "kunstvoll auf die Aktenlage zurechtgeschnitten" gewesen, heißt es in der Anklage.

© SZ vom 30.7.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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