Weitsprung:Die doppelte Mihambo

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Endgültig in der Favoritenposition für die Weltmeisterschaften in Doha: Malaika Mihambo landete im Weitsprung erst nach 7,16 Metern. (Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Der 25-Jährigen gelingt im Weitsprung mit 7,16 Metern eine Weltjahresbestleistung - nachdem sie zuvor über 100 Meter überrascht hatte.

Von Joachim Mölter, Berlin

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hatte seine diesjährigen Meisterschaften bewusst unter das Motto gestellt: "Die EM-Helden sind zurück." Der Verband war mit seinen Titelkämpfen ins Berliner Olympiastadion zurückgekehrt, in dem er vor einem Jahr erfolgreiche Europameisterschaften gefeiert hatte mit 19 Medaillen, darunter sechs goldenen. Eine der Europameisterinnen von damals war Malaika Mihambo gewesen, die Weitspringerin von der LG Kurpfalz, und die schien am Sonntagabend alles exakt genauso machen zu wollen wie bei der EM: erst mal zwei ungültige Sprünge, dann im letzten Versuch einen nervenstarken Satz, mit dem sie noch ins Finale flog und drei weitere Chancen bekam. Vor einem Jahr hatte sie in jenem dritten Versuch 6,75 Meter erzielt und es dabei belassen, nun waren es 6,76 gewesen. "Das ist okay", sagte sie später, "aber ich dachte, da kann noch ein bisschen mehr kommen."

Im sechsten und dann wirklich letzten Durchgang kam mehr, sogar bedeutend mehr: Da segelte die 25-Jährige 7,16 Meter weit - damit verbesserte sie ihre eigene Weltjahresbestleistung um neun Zentimeter und landete endgültig in der Favoritenposition für die Weltmeisterschaften in Doha (28. September bis 6. Oktober). "Ich weiß, dass ich da gute Chancen habe", sagte sie: "Ich freue mich darauf."

Idriss Gonschinska, der Generaldirektor Sport des DLV, fand es eine "unfassbare Leistung", dass die Athletin erst eine persönliche Bestleistung im 100-Meter-Finale erzielt hatte und tags darauf eine in ihrer Spezialdisziplin. Bereits am Samstag hatte Mihambo zu einem der Höhepunkte der zweitägigen Veranstaltung beigetragen, auch wenn sie da nicht gesiegt hatte. Tatjana Pinto (LC Paderborn) gewann in der deutschen Jahresbestzeit von 11,09 Sekunden vor Titelverteidigerin Gina Lückenkemper (SCC Berlin/ 11,20), Mihambo (11,21) und der Neuköllnerin Lisa Marie Kwayie (11,22). "Das Niveau heute war echt hoch", befand Lückenkemper, als Silbergewinnerin über diese Distanz auch eine der EM-Heldinnen von 2018: "Die Plätze zwei, drei, vier waren wahnsinnig eng beieinander." Dass sie nicht auf Platz eins gelandet war, akzeptierte die 22-Jährige: "Tatjana hat echt ein saustarkes Rennen geliefert."

Hindernisläuferin Gesa-Felicitas Krause wurde für ihren Sololauf gefeiert

Für die 27 Jahre alte Pinto war es ein Comeback nach langer Leidenszeit. Wegen einer Entzündung des Ischiasnervs kann sie erst seit Mai wieder schmerzfrei trainieren. In Wattenscheid übt sie bei dem US-Trainer Rana Reider in einer Gruppe, die der Sportartikelhersteller Puma mit internationalen Athleten zusammengestellt hat. Das zahlt sich aus. "Dass ich gut drauf bin, hat sich schon im Training angedeutet", sagte sie. Das bestätigte sie am Sonntag mit ihrem zweiten Titelgewinn, da war sie über 200 Meter in 22,65 Sekunden vorne, einer persönlichen Bestzeit; auch die zweitplatzierte Kwayie steigerte sich, auf 22,88. Pinto und Lückenkemper arbeiten nun auf die WM hin, beide peilen dort eine Finalteilnahme an und eine 100-Meter-Zeit nahe der 11,00-Sekunden-Marke. "Ich habe noch fast zwei Monate Zeit bis dahin", sagte Lückenkemper, "in Doha will ich richtig performen. Da zählt es für mich." Malaika Mihambo liebäugelt derweil mit einem Doppelstart in Katars Hauptstadt, der Zeitplan ließe es zu. "Und neue Herausforderungen machen auch Spaß", sagt sie.

Die übrigen EM-Helden von 2018 waren mit unterschiedlichem Erfolg unterwegs. Im Speerwerfen der Frauen sicherte sich Europameisterin Christin Hussong (Zweibrücken) mit 65,33 Metern den Titel, Kollege Thomas Röhler (Jena/82,70) musste den Rivalen Andreas Hofmann (Mannheim/87,07) und Julian Weber (Mainz/86,60) den Vortritt lassen. Und während Hindernisläuferin Gesa-Felicitas Krause (Trier) für ihren Sololauf in 9:28,45 Minuten gefeiert wurde, blieb Hochspringer Mateusz Przybylko (Leverkusen) mit 2,22 Meter hinter den Erwartungen zurück. Der sechste Europameister von Berlin 2018 war übrigens nicht zurückgekehrt: Zehnkämpfer Arthur Abele ist verletzt.

© SZ vom 05.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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