Volleyball:Zurück in Innsbruck

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Der brasilianische Bundesliga-Topscorer Paulo da Silva soll die Alpenvolleys Haching erneut zum Derbysieg gegen Herrsching führen.

Von Sebastian Winter

Dass Paulo Victor Costa da Silva eine Art sportliche Lebensversicherung für die Alpenvolleys Haching ist, zeichnete sich schon Mitte Oktober ab. Im zweiten Spiel der Saison führte der 33-jährige Brasilianer aus Corumba seine Mannschaft mit 28 Punkten zum 3:2-Erfolg. Der Gegner hieß Herrsching und hatte in seiner Nikolaushalle zwei Matchbälle im dritten Satz vergeben. Auch wegen da Silva, der später zum MVP gewählt wurde, zum wertvollsten Spieler. Und genau das ist der Diagonalmann, qua Position ohnehin der wichtigste Angreifer, bis heute geblieben. "Paulo darf uns nicht ausfallen", sagt Alpenvolleys-Manager Hannes Kronthaler vor dem neuerlichen Derby gegen Herrsching am Montag (18.30 Uhr, Utzweg Unterhaching, live auf Sport1). Es klingt fast wie ein Stoßgebet, schließlich will der aktuelle Tabellendritte ins Playoff-Finale kommen.

Da Silva ist zurzeit der Topscorer der Volleyball-Bundesliga. In den zwölf bisherigen Ligaspielen hat er 262 Punkte erzielt, das sind im Schnitt 5,24 Punkte pro Satz. In dieser Statistik liegt er direkt vor Jalen Penrose, dem Herrschinger. "Paulo hat für uns die größte Bedeutung, das wissen inzwischen auch die Gegner", sagt Stefan Chrtiansky, der Trainer der Alpenvolleys, der sein Lob mit weiteren Zahlen unterfüttert: Demnach unterlaufen da Silva nur vier Prozent direkte Fehler im Angriff, nur zehn Prozent seiner Schläge werden geblockt. Starke Werte sind das für den Rückkehrer, der sich ziemlich gut auskennt in seiner alten, neuen Heimat Innsbruck.

Da Silva spielte schon einmal für den Klub, als dieser noch nicht in die deutsche Liga umgezogen war. Zwischen 2008 und 2011 trug er das Trikot der Innsbrucker, schon damals unter Trainer Chrtiansky, wurde mit ihnen dreimal in Serie österreichischer Meister und verpasste nur knapp das Final-four-Turnier in der Champions League. Danach wurde da Silva nach Brasilien zurückbeordert, für die Olympiavorbereitung der Seleção de Voleibol.

Geklappt hat es dann allerdings nicht mit London 2012, die Konkurrenz in der Auswahl, die später das Olympiafinale gegen Russland 2:3 verlor, war zu groß. Da Silva blieb dennoch in seiner Heimat, von einer kurzen Episode in Italien mal abgesehen. 2013 wurde er Klub-Weltmeister. Doch als sich bei den Alpenvolleys im vergangenen Frühjahr abzeichnete, dass ihr zweiter Hauptangreifer Kirill Klets wieder nach Russland zurückkehren würde, knüpften sie schnell wieder Bande zu da Silvas Berater - und verpflichteten ihn zwei Wochen nach Saisonende. Da Silva war bei seinem Klub Sesc Rio de Janeiro ohnehin nur noch zweite Wahl gewesen hinter dem Olympiasieger von 2016, Wallace de Souza.

Inzwischen wohnt da Silva mit Frau und Kindern in einer Wohnung im zentralen Innsbrucker Stadtteil Pradl. Die Tochter besucht die erste Klasse einer internationalen Schule, der Sohn ist erst zwei Jahre alt. Mit Chrtiansky unterhält sich da Silva auf Italienisch, trotz fehlender Deutsch- und Englischkenntnisse ist er voll integriert. Bei drei weiteren Landsleuten im Team und einer großen brasilianischen Gemeinde in der Stadt ging das schnell. "Star-Allüren hat er auch nicht, er sagt immer: Wenn es wichtig wird, bin ich da", erzählt Kronthaler. Von Klets hatte der Manager andere Geschichten gehört, beispielsweise dass der 21-Jährige andere Spieler nach dem Training gebeten habe, seine Sporttasche in die Umkleidekabine zu tragen.

Da Silva ist da etwas anders. Im Spiel gegen Lüneburg kurz vor Weihnachten war ihm so schlecht, dass er sich in einen Abfalleimer hinter der Ersatzbank übergab. Der Brasilianer spielte dennoch weiter, die Alpenvolleys gewannen den dritten Satz in Überlänge mit einem deutschen Rekord (50:48) und später das Match. "Andere hätten gesagt, sie sind krank, aber Paulo hat dort seinen Charakter bewiesen", sagt Kronthaler. Wenn da Silva nun noch seine Schwächen im Aufschlag (30 Prozent Fehler, nur acht Prozent Asse) in den Griff bekommt und etwas aggressiver blockt, hätte Chrtiansky den kompletten Volleyballer auf dem Feld. Aber das kann ja noch werden.

© SZ vom 20.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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