Volleyball:Zurück in die Zukunft

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Mit ihm als Trainer verbinden die Roten Raben Vilsbiburg ihre bislang sportlich erfolgreichste Phase. Nun kehrt Guillermo Gallardo aus Aachen - als Sportdirektor. (Foto: Julia Rahn/Pressefoto Baumann/Imago)

Vilsbiburgs Meistertrainer Guillermo Gallardo wechselt nach der Saison als Sportdirektor nach Niederbayern, wo er für zwei Meistertitel und eine gewisse Strahlkraft steht.

Von Katrin Freiburghaus

Eigentlich hatten Vilsbiburgs Erstliga-Volleyballerinnen für die zurückliegenden Tage große sportliche Pläne. Mit ihren Heimspielen gegen Neuwied und Erfurt hatten die aktuell Tabellenneunten in die Playoff-Zone der besten Acht zurückkehren wollen. Doch Corona machte ihnen einen dicken Strich durch die Rechnung; beide Spiele wurden nach mehreren positiven Covid-Befunden im Team verschoben. Ob bis zur Partie am kommenden Dienstag in Aachen genügend Spielerinnen wieder fit sind, ist noch nicht sicher. "Das ist natürlich nicht hilfreich", kommentierte Trainer Florian Völker die Situation. Zumindest habe die Hälfte des Teams mittlerweile das Training wieder aufgenommen, nachdem Völker es einige Tage lang ausgesetzt hatte, "um die Infektionskette zu unterbrechen".

Die auf größere Langfristigkeit angelegten Neuigkeiten, die Vilsbiburg am Mittwoch aufgrund der Corona-Situation nicht wie geplant auf einer Pressekonferenz, sondern per E-Mail verkündete, waren da deutlich erfreulicher. Guillermo Gallardo, Vilsbiburgs Meistertrainer von 2008 und 2010, wird im Juli nach Niederbayern zurückkehren, allerdings nicht als Trainer. Denn der Klub hat in Völker ja bereits einen Trainer, mit dem er obendrein so zufrieden ist, dass er die Option in seinem Vertrag für die kommende Saison zog. Gallardo wird stattdessen die neu geschaffene Stelle des Sportdirektors besetzen. Sein Aufgabenbereich beschränkt sich nicht auf das Erstliga-Team, sondern erstreckt sich auch auf den Nachwuchs- und Zweitliga-Bereich.

Der stets ruhige Völker und der leidenschaftliche Gallardo garantieren ein Kontrastprogramm

Gallardo soll für die Verzahnung und Vernetzung innerhalb des Vereins verantwortlich zeichnen, ist in Vilsbiburg aber gleichzeitig auch der Name, der mit zwei Meistertiteln und einem Pokalgewinn für die sportlich erfolgreichste Ära des Klubs steht. "Das hat bei der Verpflichtung natürlich eine Rolle gespielt", sagte Geschäftsführer André Wehnert, "es hat ja eine Strahlkraft nach außen, wenn einer weiß, wovon er redet, und es als Trainer auch schon bewiesen hat." Bis zum Saisonende ist der 51-jährige Argentinier noch Trainer in Aachen. Die Entscheidung, anschließend von der Seitenlinie in den Hintergrund und zurück in die eigene Vergangenheit zu wechseln, falle ihm jedoch nicht schwer. Gallardo ist mit der ehemaligen Raben-Spielerin Nadja Jenzewski verheiratet und hat drei Kinder. Mit Blick auf seine familiäre Situation sei die Aufgabe "eine gute Lösung mit mehr Stabilität, bei der ich nicht mehr permanent im Fokus stehe".

Die Ruhe selbst: Florian Völkers Vertrag in Vilsbiburg ist verlängert. (Foto: Hansjürgen Britsch/Pressefoto Baumann/Imago)

Zudem freue er sich darauf, mit dem Nachwuchs zu arbeiten. "Mein erster Job in Vilsbiburg war es ja 2002, die Damen 3 und den Nachwuchs zu trainieren", sagte er, "es geht nicht nur darum, die erste Mannschaft zurück in die Spitze zu führen, sondern darum, dass der gesamte Verein in eine Richtung arbeitet." Neben der internen Vernetzung baut Vilsbiburg auf Gallardos Erfahrungen und Kontakte im In- und Ausland. Obwohl die Neuschaffung der Stelle nach einer Entlastung des Trainerteams bei der Kader-Zusammenstellung klingt, werde die neue Konstellation womöglich gar nicht auf weniger Arbeit hinauslaufen, "sondern sogar auf mehr, weil mehr Abstimmungsprozesse dazukommen", mutmaßte Völker, "aber vielleicht werden dadurch auch die Entscheidungen besser - und genau darum geht es uns allen."

In der Außenwirkung ist Kontrastprogramm garantiert. Der 30-jährige, stets betont ruhige Völker ist in etwa der Gegenentwurf zu Gallardo, dessen leidenschaftliche Performances an der Seitenlinie berühmt und berüchtigt sind - je nachdem, wen man fragt. Auch sonst seien sie "ziemlich unterschiedliche Typen, das kann nicht schaden", sagte Völker, "für meine Arbeit bedeutet das einen anderen Blick von einem Fachmann aus dem sportlichen Bereich". Obwohl beide aktuell noch Gegner in der Liga sind, sind sie sich in einem wesentlichen Punkt bereits einig: "Ich habe in Vilsbiburg noch viel vor", sagte Völker, "ich kehre mit frischem Elan zurück", Gallardo. Klingt nach einer soliden Basis.

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