Viel zu groß für Berlin

Von Diego Armando Maradona, dem einstmals weltbesten Fußballer, geht die Legende, dass er am Strand von Neapel nur unter einer Bedingung mitspielen durfte - wenn er zusicherte, den Ball, den er mit dem linken Fuß so streicheln konnte wie kein Zweiter, ausschließlich mit dem Knie fortzubewegen. Der kubanische Volleyballer Wilfredo León, zurzeit Profi bei Zenit Kasan aus Russland, kann auf ähnliche Spiele mit maradonianischer Selbstbeschränkung verweisen: Gegen Jugendfreunde, so erzählt er es, durfte er in seiner Geburtsstadt Santiago de Cuba nur antreten, wenn er nicht sprang. Wozu man nicht nur wissen muss, dass er 2,01 Meter groß ist. Sondern vor allem, dass er auch in einem Industrie-Loft Glühbirnen von der Decke boxen könnte. Neulich, so erzählt er es, sei er wissenschaftlich vermessen worden, das Ergebnis lässt staunen: Er habe an 3,73 Meter herangereicht. Zu spüren bekamen das im Final-Four-Turnier der europäischen Champions League die - nach einem 3:2-Sieg gegen Skra Belchatow aus Polen drittplatzierten - BR Volleys. Im Halbfinale zertrümmerte León den Berliner Traum vom Finale in eigener Halle fast ganz allein. Am Sonntag legte er im Finale gegen den polnischen Vertreter Resovia Rzesow nach - und war die entscheidende Figur beim 3:0 und damit der Hauptdarsteller des nun schon dritten Champions-League-Siegs der Russen. Das war die eigentliche Überraschung des Berliner Volleyball-Wochenendes: dass León Spiele auf diesem Niveau wieder prägen kann. Denn erst mit Beginn dieser Saison, im Herbst, hatte er seine zweijährige weltweite Klub-Sperre abgesessen, die an die Tage des Kalten Krieges erinnert.