Volleyball:Mücke pikst Elefanten

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(Foto: imago images/Passion2Press)

Die Alpenvolleys Unterhaching ärgern den großen Favoriten St. Petersburg um Gregor Grozer mächtig - und verlieren nur knapp.

Von Sebastian Winter

So lange Schlangen hatten sich selten vor der Kasse der Unterhachinger Halle gebildet, mit 1512 Zuschauern war sie restlos ausverkauft, Hunderte hatten noch nach Tickets gefragt. Sie alle wollten am Faschingsdienstag die Alpenvolleys Haching im Viertelfinal-Hinspiel gegen Zenit St. Petersburg sehen - vor allem natürlich Georg Grozer, den schlaggewaltigen Diagonalspieler der Russen. Grozer wurde dann mit großem Applaus empfangen, dazu mit mehreren Geschenken, die Hachings Sportdirektor Mihai Paduretu und Stelian Moculescu, Grozers früherer Trainer in Friedrichshafen, dem 35-Jährigen übergaben. Auch Moculescu, der seinen Ruhestand genießt, wollte es sich nicht nehmen lassen, seinen einstigen Schützling wieder spielen zu sehen - Grozer und Moculescu hatten vor zehn Jahren in Unterhaching mit Friedrichshafen den Meistertitel gewonnen.

Danach zog Grozer in die Welt hinaus und wurde zum gefürchtetsten deutschen Angreifer, zum bestbezahlten in Polen, China, Südkorea und Russland sowieso. Doch Grozer (Nr. 9) stand sportlich dann gar nicht so sehr im Mittelpunkt beim dramatischen 3:2 (25:20, 25:22, 23:25, 23:25, 15:11)-Erfolg St. Petersburgs über die Gastgeber. Er spielte unter den Augen seiner beiden aus Moers angereisten Töchter seltsam gehemmt, wie auch all seine Kollegen, was der Spannung nur gut tun konnte. Den Alpenvolleys gelang gegen das Weltklasse-Ensemble des vom Erdgasgiganten Gazprom gesponserten, am Reißbrett entworfenen Klubs eine riesengroße Überraschung, zumal sie ohne ihren an der Schulter verletzten Hauptangreifer Paulo da Silva spielen mussten. Es war, als wenn eine Mücke einem Elefanten einen empfindlichen Stich verpasst. Schon im ersten Satz gingen die Alpenvolleys 6:4 in Führung, den Druck vermochte der Bundesliga-Dritte aber nicht aufrechtzuerhalten. Grozers Team wurde nach dem 25:20 trotzdem fahriger, und die Alpenvolleys verloren ihren Respekt vollends. Ob Jerome Cross, Jérôme Clère, Niklas Kronthaler oder Libero Florian Ringseis, sie alle spielten mit Feuereifer gegen St. Petersburg. Den zweiten Satz verloren sie noch knapp, den dritten und vierten gewannen sie gegen die immer entnervteren Gäste. Im Tiebreak fehlte Haching dann die Energie, Grozer verwandelte den Matchball. Dennoch: Das Publikum klatschte stehend, es war ein großer Europapokal-Abend - und das Rückspiel folgt erst noch am 3. März.

© SZ vom 26.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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