Volleyball:Fest gegen Vilsbiburg

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Die Dingolfinger Volleyballerinnen verlieren im Pokal, feiern sich aber selbst: In der Nachbarschaft der niederbayerischen Bundesliga-Standorte haben sie sich in der zweiten Liga etabliert - dabei profitieren sie von der Lage.

Von Katrin Freiburghaus

Sportlich hätte das Programm für die Erstliga-Volleyballerinnen aus Vilsbiburg in der vergangenen Woche kaum abwechslungsreicher ausfallen können: Am Mittwoch empfingen sie in der Liga als Außenseiter Meisterschaftsanwärter Schwerin und trotzten ihm nach 0:2-Satzrückstand noch einen Punkt ab, am Samstag reisten sie zum Pokal-Achtelfinale ins nur 30 Kilometer entfernte Dingolfing und waren Favorit gegen den Zweitliga-Aufsteiger. Sie lösten ihre Aufgabe souverän mit 3:0 (25:19, 25:15, 25:17), "aber einfach war es nicht", sagte Trainer Timo Lippuner, "am Mittwoch lag der Druck beim Gegner, das macht es einfacher, locker zu spielen - in Dingolfing war es genau umgekehrt".

Dingolfing zelebrierte schon die Ausrichtung des Achtelfinals; das obligatorische Etikett "Spiel des Jahres" prangte auf der Begegnung. "Das Ergebnis ist damit fast zweitrangig", sagte der Stützpunktleiter Anton Kiebler, "für uns war es ein Volleyballfest mit vielen guten Ballwechseln." Die Kulisse wurde den Erwartungen durchaus gerecht: Rund 1000 Zuschauer erzeugten eine Stimmung, die auch Lippuner als "hervorragend und vergleichbar mit Mittwoch" lobte.

Die Begeisterung von Verein und Publikum erklärt sich leicht aus der jüngeren Klubhistorie: Vor anderthalb Jahren war Dingolfing als damaliger Aufsteiger dem direkten Wiederabstieg aus der dritten Liga Ost nur entgangen, weil die Liga aufgestockt worden war. In der folgenden Saison verstärkte sich die Mannschaft mit bundesligaerfahrenen Spielerinnen und stieg als Meister in die zweite Liga auf.

Die Kaderliste umfasst eine Reihe aus den erstklassigen Nachbarvereinen Vilsbiburg und Straubing bekannten Namen, darunter Michaela Bertalanitsch, Mira Heimrich und Natascha Niemczyk, genauso aber auch Spielerinnen, die ihre erste Saison in der zweiten Liga spielen. "Das ist eine gute Mischung, unser Ziel ist, langfristig guten Volleyball in der Nachbarschaft von Vilsbiburg und Straubing zu bieten", sagt Trainer Andreas Urmann. Der 37-Jährige hatte vor seinem Wechsel 2017 selbst fünf Jahre lang in Straubing gearbeitet - als Chefcoach in der zweiten und Assistenztrainer in der ersten Liga.

Die Nähe zu den beiden Erstligisten Vilsbiburg und Straubing bedeutet zwar mehr Konkurrenz um Zuschauer und Sponsoren, ist sportlich aber auch ein Gewinn für Dingolfing: Die Mannschaft bietet eine Anlaufstelle für Spielerinnen, die sich räumlich nicht verändern möchten, bei den großen Nachbarn aber selten zum Einsatz kommen würden - und für solche, die sich stärker auf Beruf und Ausbildung konzentrieren wollen oder wie Niemczyk parallel viel Zeit ins Beachvolleyball investieren.

"Der zeitliche Aufwand ist bei uns mit drei Trainingseinheiten in der Woche relativ gering", sagt Kiebler. Dass dieses Alleinstellungsmerkmal durch einen weiteren Aufstieg in Gefahr geraten könnte, schloss er aus. "In die erste Liga wollen wir auf gar keinen Fall", sagte er, das sei "für uns ehrenamtlich nicht zu schaffen". Zumal Herausforderungen ja auch eine Klasse tiefer zu haben sind. Bereits am Sonntag nach der Pokal-Sause war der TV Dingolfing im Liga-Alltag gefordert und verlor 2:3 (25:19, 21:25, 25:15, 21:25, 16:18) gegen den TV Holz.

© SZ vom 04.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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