Volleyball-EM der Frauen:Projekt Gold gegen die eigene Verlobte

Die deutschen Volleyball-Frauen wollen bei der Europameisterschaft endlich den Titel gewinnen. Bundestrainer Giovanni Guidetti verspricht eine 24-Stunden-Party - muss aber aufpassen, dass seine künftige Familien-Konstellation intakt bleibt. Fakten zur Volleyball-EM in Deutschland.

Volleyball-EM der Frauen

Die Mannschaft

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Die deutschen Volleyball-Frauen wollen bei der Europameisterschaft endlich den Titel gewinnen. Bundestrainer Giovanni Guidetti verspricht eine 24-Stunden-Party - muss aber aufpassen, dass seine künftige Familien-Konstellation intakt bleibt. Fakten zur Volleyball-EM in Deutschland. Wochenlang hat sich die Auswahl um Spielführerin Margareta Kozuch den Sommer über abgerackert, oft in Kienbaum, 30 Kilometer von Berlin entfernt mitten im Nirgendwo. Volle Konzentration auf das große Ziel. Nach den Plätzen sechs 2007, vier 2009 und zwei 2011 ist die Sehnsucht nach dem EM-Erfolg riesig. Der Trainer setzt auf eine Mischung aus Jung und Alt: auf der einen Seite Corina Ssuschke-Voigt, mit 30 Jahren Älteste im Team, auf der anderen Seite Bundesliga-Shooting-Girl Lisa Izquierdo, mit 19 das Küken. Der deutsche Kader, im Bild vorne von links: Berit Kauffeldt, Heike Beier, Anja Brandt, Corina Ssuschke-Voigt, Christiane Fürst, Maren Brinker, Saskia Hippe, Margareta Kozuch. Hinten von links: Jennifer Geerties, Denise Hanke, Lenka Dürr, Lisa Thomsen, Lisa Izquierdo und Kathleen Weiß.

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Die Frontfrau

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Margareta Kozuch ist viel herumgekommen. Vergangene Saison spielte die Kapitänin in Italien, bei Busto Arsizio. Auch in Polen und Russland stand die Außenangreiferin schon unter Vertrag. Noch steht nicht fest, wo es nächste Saison hingeht: "Irgendwann würde ich gern noch mal in Brasilien spielen", verrät Kozuch, die momentan in ihrer Heimat Hamburg wohnt. "Mir fehlen noch Australien und Neuseeland. Amerika hatte ich bisher auch noch nicht, aber da war ich jetzt privat, in Kalifornien und in Puerto Rico." Viel Zeit bleibt Kozuch nicht, um ihr Fernweh auszuleben. Ihre Traumziele wie die Azoren oder die Galapagos-Inseln müssen noch ein bisschen warten. In den kommenden EM-Tagen konzentriert sich Deutschlands beste Angreiferin erst einmal auf die beschauliche Stadt Halle in Westfalen (Siehe Austragungsorte).

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Der Trainer

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Eine Riesenparty hat Giovanni Guidetti schon terminiert: am 20. September, zugleich sein 41. Geburtstag, wird der deutsche Nationaltrainer seine Verlobte Bahar Toksoy in Istanbul heiraten - mit 250 bis 300 Gästen eine für türkische Verhältnisse noch überschaubare Sause. Die weitaus größere Party will der Mann aus Modena bei der EM im eigenen Land feiern: "Wir können die Goldmedaille gewinnen und wir wollen auch die Goldmedaille gewinnen." Für den größten Triumph im deutschen Frauen-Volleyball kündigt Guidetti an: "Im Siegfall gibt es eine 24-Stunden-Party." DVV-Chef Thomas Krohne versprach beim Oktoberfest 2012 den Spielerinnen im Erfolgsfall ein Dirndl und dem Nationalcoach eine Lederhose als Schmankerl.

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Die Gruppengegner

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Deutschland trifft in der Gruppe A auf Spanien, die Niederlande und die Türkei. Die Spanierinnen, Gegner im ersten Spiel an diesem Freitag um 17 Uhr, sind als 42. der Weltrangliste deutlicher Außenseiter. Coach der Iberer ist der frühere Nationalspieler Francisco Hervas. Die Niederlande gewannen 1995 vor heimischem Publikum Gold. "Sie bestechen durch Frische und Power", beschreibt Giovanni Guidetti die Stärken des Nachbarn. Den größten Respekt hat Deutschlands Trainer vor der Türkei (im Bild). "Sie sind im Angriff stark, sehr erfahren und verfügen über eine feine Organisation und einen guten Aufschlag." Hervorzuheben sind Zuspielerin Naz Aydemir, Diagonalspielerin Neslihan Demir und die starke Außenangreiferin Gözde Sonsirma. Auch Guidettis Verlobte Bahar Toksoy (Nr. 8) ist dabei. "Wenn wir verlieren, kriegt sie ein Jahr lang den Schlüssel von der Wohnung nicht", scherzt der 40-Jährige.

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Die Austragungsorte

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Deutschlands Basislager befindet sich im idyllischen Halle in Ostwestfalen, Heimat der Mode (Gerry Weber) und des Naschwerks (Storck). In der hiesigen Multifunktionsarena gastieren jedes Jahr die weltweit besten Rasentennis-Spieler - aber auch Handballer, Popstars und eben Volleyballer. Seine internationale Volleyball-Feuertaufe erlebte das Stadion vor fünf Jahren. Das Interesse ist ungebrochen, für das Auftaktspiel der Deutschen an diesem Freitag sind bereits 7.000 der 10.500 Karten weg. Die anderen drei Vorrunden-Gruppen werden in Zürich, Dresden und Schwerin ausgetragen. Rekordsieger Russland, Titelverteidiger Serbien und der Olympiafünfte Italien gehören neben den Deutschen zu den Favoriten. Schauplatz der Halbfinals und des Finals ist die Berliner Max-Schmeling-Halle.

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Die Fernsehpräsenz

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Europas beste Volleyballerinnen können sich in den kommenden acht Tagen der Aufmerksamkeit der sportinteressierten Weltöffentlichkeit sicher sein. So berichten unter anderem Al Jazeera und Sport+ für den afrikanischen Kontinent und Fox Sports für Asien. Bandsport (Brasilien), Sky (Mexiko) und Beln Sport (Kanada, USA) liefern Bilder für den amerikanischen Kontinent. Die Masse der Sender ist natürlich europäisch. Aber, hört, hört, selbst in Ost-Timor, Neukaledonien, Butan oder Swasiland soll die Volleyball-EM zu sehen sein. In Deutschland zeigt Sport1 alle Spiele des Gastgebers live im frei empfangbaren Programm zeigen, ebenso die Spiele der Finalrunde am 13./14. September in Berlin. Darüber hinaus überträgt der Pay-TV-Sender Sport1+ weitere Spiele.

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Volleyballspielerin Ingrid Visser und ihr Freund Lodewijk Severein

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Bei dem sportlichen Großereignis erinnert sich die Volleyball-Szene auch an ein schreckliches Verbrechen Ende Mai. Die niederländische Rekordnationalspielerin Ingrid Visser und ihr Lebensgefährte Lodewijk Severein wurden in Spanien ermordet. Visser war mit 514 Einsätzen Rekordnationalspielerin der Niederlande, ihre Karriere im Nationalteam hatte sie im Frühjahr 2012 beendet. Die 1,91 Meter große Sportlerin gewann mit dem Nationalteam 1995 die Europameisterschaft und 2007 den Grand Prix. Ihr Lebensgefährte, ebenfalls ein ehemaliger Volleyballspieler und -trainer, war von 2006 bis 2009 Manager der niederländischen Frauenmannschaft. Die Polizei nahm drei Verdächtige fest - einer von ihnen soll der ehemalige Sportdirektor des insolventen CAV Murcia sein. Dort spielte Vissen von 2009 bis 2011.

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Die Rekord-Nationalspielerin

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150 Länderspiele hat Lothar Matthäus für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft absolviert. Ein Wert, über den Volleyball-Deutschland nur Schmunzeln kann. Die ersten 15 Rekordnationalspieler bei den deutschen Frauen und Männern haben jeweils mehr als 200 Länderspiele. Zuvorderst Renate Riek: Die Stuttgarterin ist mit ihren 518 internationalen Einsätzen national gar nicht und auch international nur schwer zu toppen. Mit der Nationalmannschaft nahm sie 1979, 1981, 1983, 1985, 1989 und 1991 an der Europameisterschaft teil und gewann 1991 in Italien die Bronzemedaille. Mit knapp mehr als 300 Länderspiele ist Christiane Fürst die erfahrendste Spielerin aus dem aktuellen EM-Kader.

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