Volleyball-EM:"Alles lief gegen uns"

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Kreuzband- und Meniskusriss: Anne Hölzig fällt monatelang aus. (Foto: Virginia Mayo/AP)

Die deutschen Volleyballerinnen kommen nur bis zum EM-Achtelfinale. Schlimmer jedoch ist die zweite Verletzung binnen einer Woche - mit Blick auf die Olympia-Qualifikation.

Von Ulrich Hartmann, Brüssel/München

Die Tränen liefen den Volleyballerinnen bereits über die Wangen, da war das Aus bei der Europameisterschaft noch gar nicht beschlossen. Diese Tränen lagen auch nicht daran, dass die Deutschen im Begriff waren, sich mit einer 0:3-Niederlage gegen Polen aus dem Achtelfinale in Brüssel zu verabschieden. Die Spielerinnen vom Bundestrainer Vital Heynen waren vielmehr kurz vor dem Ende ihres letzten EM-Spiels geschockt von einer schweren Verletzung ihrer Außenangreiferin Anne Hölzig. Nach einem Schmetterball verdrehte sich die Schwerinerin bei der Landung das Knie und fiel zu Boden. Nach minutenlanger Behandlung musste sie liegend aus der Halle transportiert werden.

Das deutsche Aus schon im EM-Achtelfinale ist nicht halb so schmerzlich wie die Verluste der beiden Außenangreiferinnen Hanna Orthmann im ersten und Hölzig im letzten deutschen EM-Spiel. Orthmann fällt mit einem Kreuzband- und Meniskusriss im linken Knie monatelang aus. Bei Hölzig gab es am Montag zunächst noch keine Diagnose. Sie war überhaupt nur wegen Orthmanns Verletzung nachnominiert worden.

Rein sportlich bedeutete diese Europameisterschaft für das zuletzt eigentlich aufstrebende deutsche Team einen herben Dämpfer, weil die Volleyballerinnen selbst trotz emotionaler Unterstützung bei den Heimspielen in Düsseldorf nur zwei ihrer fünf Gruppenspiele gewannen und bei den Niederlagen gegen Schweden und Tschechien enttäuschten. Das hatte den starken Gegner Polen schon im Achtelfinale zur Folge, aber auch in einer anderen Konstellation wäre die deutsche Mannschaft wohl kaum über das Viertelfinale hinausgekommen. Das war dem Trainer Heynen ohnehin bewusst gewesen, doch hinterher hatte er das Gefühl, dass sich das Schicksal gegen ihn und seine Mannschaft verschworen hat. "Es war überhaupt nicht unser Turnier", sagte der Belgier deprimiert, "alles lief gegen uns."

In Orthmann und Hölzig fallen nun auch noch zwei relevante Angriffsspielerinnen für die Olympia-Qualifikation aus

"Annes Verletzung überlagert alles, das hat uns schwer getroffen", sagte kurz nach dem Spiel die sichtlich mitgenommene Kapitänin Lena Stigrot. Noch irrelevant waren zu diesem Zeitpunkt die Mängel in der Annahme, im Angriff und im Zusammenspiel gewesen. Heynen hatte ohnehin wenige personelle Alternativen gehabt, da trifft es den Trainer und das Team schwer, dass in Orthmann und Hölzig nun auch noch zwei relevante Angriffsspielerinnen für die Olympia-Qualifikation ausfallen, die vom 16. bis 24. September im polnischen Lodz gespielt wird. "Zwei Spielerinnen in einer Woche", sagt Heynen, "das ist nicht zu fassen."

In Lodz müssen die deutschen Frauen unter die zwei besten Nationen gelangen - in einem anspruchsvollen Achterfeld mit dem starken Gastgeber Polen, dem 2021er-Olympiasieger USA, dem 2021er-Europameister Italien sowie Slowenien, Südkorea, Kolumbien und Thailand. Besser stehen die Chancen, sich im Frühjahr über die Weltrangliste für Olympia zu qualifizieren.

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