Volleyball:Ausbau der Nische

Lesezeit: 3 min

Abschied: Magdalena Gryka (Mitte) verlässt Straubing. (Foto: Sandy Dinkelacker/masterpress/Imago)

Straubings Erstliga-Frauen krempeln wie in jedem Frühjahr ihren Kader um, doch das ist Teil ihres Systems. Zuletzt verabschiedete sich Zuspielerin Magdalena Gryka

Von Katrin Freiburghaus

Dresden, Schwerin, Vilsbiburg: So lauten die Namen der Bundesliga-Topklubs, an die Nawaro Straubings Bundesliga-Volleyballerinnen in diesem Frühjahr Leistungsträgerinnen abgegeben haben. Im vergangenen Frühling war auch noch Stuttgart dabei, womit alle deutschen Meister der Frauen-Staffel aus den vergangenen 15 Jahren einträchtig versammelt wären. Gleichzeitig verpflichtete Straubing in jedem Jahr neue Talente, wie es das Konzept des Vereins aus Niederbayern vorsieht - zuletzt allerdings nicht mehr ausschließlich. Denn auch unter denen, die diesmal weiterzogen, sind nicht mehr nur Spielerinnen, die ihre ersten Erfahrungen unter Profibedingungen sammelten. Straubings Nische hat sich erweitert.

Spätestens seit dem Wechsel von Zuspielerin Magdalena Gryka nach Vilsbiburg und Außenangreiferin Anne Hölzig zum Schweriner SC ist klar: Straubing ist auch für gestandene Profis eine Option geworden. Bei Spielerinnen, deren Karriere sich dem Ende zuneigte, war das schon früher vorgekommen. Für Mittelblockerin Celin Stöhr sowie die Angreiferinnen Julia Schaefer und Lisa Izquierdo war Straubing jeweils die letzte Station im Profi-Volleyball. Bei Gryka liegt der Fall jedoch anders. Zwar hatte auch sie mit dem Karriereende geliebäugelt und "nur noch eine Wohnung gesucht, um zu studieren", als vor zwei Jahren die Anfrage aus Straubing kam. Doch jetzt trainiert sie mit dem Nationalteam und wechselt zum Lokalrivalen, weil sie noch einmal Lust auf mehr Ergebnisdruck bekommen hat.

"Straubing ist der Verein, in dem ich meinen verlorenen Ehrgeiz wiedergefunden habe", sagt Zuspielerin Gryka zum Abschied

Sie hat Straubing ein verbales Abschiedsgeschenk gepackt. Sie sagt: "Straubing ist der Verein, in dem ich meinen verlorenen Ehrgeiz wiedergefunden habe - zwei tolle Jahre, kann ich jedem nur empfehlen." Gryka spielte zuvor in Dresden, Polen und Aserbaidschan, bestritt "in jungen Jahren", wie die 27-Jährige selbst sagt, aber lediglich drei Länderspiele, weil sie im Nationalteam an den älteren Etablierten auf ihrer Position nicht vorbeikam. Zuletzt spielte sie beim Tabellensiebten der Hauptrunde auf konstant so hohem Niveau, dass ihr Trainer Benedikt Frank "kein Argument mehr" dafür sah, "sie nicht zu nominieren".

Dass sich Entwicklungssprünge in Straubing sowohl bei jungen als auch bei Spielerinnen, die lange im Geschäft sind, häufen, ist nichts, was Managerin Ingrid Senft bedauert. Es sei natürlich "immer zweischneidig", wenn Stützen des Teams den Verein verließen. Eine Spielerin längerfristig zu binden, sei "durchaus erstrebenswert". Dennoch werde der Klub "diesen Weg in jedem Fall so weitergehen". Denn der Umstand, dass sich der Standort in den vergangenen drei Jahren einen Ruf als Sprungbrett erarbeitet hat, führt nicht nur dazu, dass Spielerinnen von der Konkurrenz abgeworben werden, sondern hilft umgekehrt auch Straubing bei der Akquise ihrer Nachfolgerinnen.

"Unser Kader ist komplett, so früh waren wir noch nie dran."

Senft erinnert sich, dass es "am Anfang schwierig gewesen" sei, "große Talente zu uns zu holen, weil die Spielerinnen nicht daran geglaubt haben, dass sie hier wirklich spielen". Seit sich bis zu den Spielerberatern herumgesprochen hat, dass Straubing weder auf sportlich verlorenem Posten antritt noch seine Talente lediglich für die Ersatzbank verpflichtet, werde es "von Jahr zu Jahr einfacher". Die deutsche Liga ist gefragt, sie gilt in Fragen der Vertragstreue und Zahlungsmoral als überdurchschnittlich zuverlässig. Die Frauenliga legte im Fernsehen in den vergangenen Jahren zudem gewaltig an Reichweite zu.

Für die kommende Spielzeit ist Senft nicht bange. Obwohl noch nicht alle Verpflichtungen offiziell bestätigt sind, verrät sie so viel: "Unser Kader ist komplett, so früh waren wir noch nie dran." Straubing kommuniziert sehr offen, dass es zum System gehört, die Früchte der eigenen Arbeit nicht immer selbst zu ernten, sondern sie unter Umständen der Konkurrenz zu überlassen. Diese Bereitschaft verhalf dem Team in den vergangenen beiden Jahren zu einer spielerischen Qualität, für die der Verein eigentlich zu wenig Geld hat. "Das ist trotzdem eine Philosophie, die man wollen muss", gibt Senft zu. In Bart Jan van der Mark holte Straubing vor der vergangenen Saison einen Trainer als Assistenten für Frank, der als Nachfolger aufgebaut wurde und der wie Frank Interesse an der Entwicklung von Talenten hat - wenn nötig, jedes Jahr aufs Neue.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: