Volleyball:Auf der Suche nach dem fehlenden Brösel

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Eltmanns Volleyballer ziehen nach dem Insolvenzantrag in ihre kleine Halle zurück und müssen hoffen - Bundesliga-Geschäftsführer Jung ist "persönlich irritiert".

Von Katrin Freiburghaus

Vereinsvertreter behaupten in Interviews oft, von Spiel zu Spiel zu denken. Die wenigsten tun das jedoch so unfreiwillig wie Eltmanns Erstliga-Volleyballer. Die haben keine andere Wahl mehr, als in kurzen Intervallen zu planen, seit sie beim Amtsgericht Bamberg kurz vor Weihnachten einen Insolvenzantrag stellten. Am vergangenen Wochenende wurde von der Volleyball Bundesliga (VBL) entschieden, dass das Team bis auf Weiteres im regulären Liga-Betrieb verbleibt. Diese Zusicherung gilt allerdings zunächst nur für die Spiele am 19. und 22. Januar.

Vom Insolvenz-Antrag der Heitec Volleys waren nicht nur die Fans, sondern auch die Liga überrascht worden. "Eltmann hat beim letzten Quartalsgespräch in keiner Weise signalisiert, dass es ein wirtschaftliches Problem gibt", sagt VBL-Geschäftsführer Klaus-Peter Jung. Er sei "persönlich irritiert", weil alle vor der Saison vom Aufsteiger eingereichten Zahlen und Nachweise eingehend geprüft worden seien. "Eltmann hatte eine Reihe von Auflagen, damit sie die Lizenz bekommen, und hat sie alle erfüllt", sagt Jung. Laut den Fakten, die bis Ende vergangener Woche vorlagen, habe "keine Insolvenz angemeldet werden" müssen.

Ob er seine Sicht ändern muss, wird aktuell geprüft. Am vergangenen Freitag reichte Eltmann fristgerecht alle zur Aufklärung angeforderten Unterlagen ein, die VBL hat ein Prüfungsverfahren eröffnet. Spätestens auf der Vorstandssitzung am 24.1. in Berlin werde entschieden, "wie der Vorstand darauf reagiert", sagt Jung. Eltmanns Insolvenzverwalter, die Liga und der lizenzgebende Gesamtverein sind sich bislang einig, den Erstliga-Standort des aktuellen Tabellenletzten erhalten zu wollen, der sportlich absolut konkurrenzfähig ist. Mit dem 3:0 gegen Bühl Ende Dezember erspielte die Mannschaft ihrem Klub gute Argumente.

Für die VBL ist der Fall, zumal während der laufenden Saison, höchst unerfreulich. Bereits im letzten Spiel vor Weihnachten zog der Klub extrem kurzfristig aus der großen Brose Arena in Bamberg in seine frühere Halle nach Eltmann zurück. Diese erfüllt die Kriterien für Erstliga-Spielstätten nicht, muss das aber auch nicht: Die Statuten sehen vor, dass Aufsteiger erst im dritten Jahr Erstliga-Zugehörigkeit alle Vorgaben erfüllen müssen, was die Frage aufwirft, ob sich die Volleys Eltmann bei der Hallenwahl womöglich ohne Not übernommen haben.

Jung ist in diesem Punkt zwiegespalten. "Sie hätten nicht nach Bamberg gemusst", sagt er zwar. Er sagt aber auch: "Dass sie es so entschieden haben, haben wir natürlich gut gefunden." Der Grund dafür ist bekannt: Die Liga möchte ihre Vereine in präsentablen Hallen spielen sehen. Ein noch in Bamberg angesetztes TV-Spiel hat sie bereits neu vergeben - die Halle in Eltmann, in der alle noch potenziell folgenden Heimspiele ausgetragen werden, ist nicht fernsehtauglich.

Weit schwerer wiegt aus Sicht der Liga aber die Unklarheit darüber, wie ein Aufsteiger, der während des wirtschaftlichen Lizenzierungsverfahrens eng begleitet wurde, bereits so früh in der Saison in eine derartige finanzielle Schieflage geraten konnte. Sollte etwas Entscheidendes durchgerutscht sein, wäre das ein Problem, das nicht nur Eltmann beträfe. Denn Jung betont: "Wir haben ein Lizenzierungsverfahren, auf das wir sehr stolz sind. Es hat dazu beigetragen, dass die letzten vier Jahre Ruhe war." Er räumt ein, dass die Liga dafür viel Transparenz einfordere. "Bei neuen Auflagen fragen die Vereine: Jetzt müssen wir das auch noch auseinanderbröseln, wisst ihr eigentlich, wie viel Aufwand das ist?", sagt er, und fügt hinzu: "Ja, das wissen wird." Umso kritischer ist der Fall Eltmann. Er könnte offenbaren, dass allen Bemühungen der VBL zum Trotz noch immer nicht ausreichend viele Brösel auf dem Tisch liegen.

Über die konkreten Ursachen herrscht bislang Schweigen. Klar ist einzig, dass der Umzug nach Bamberg wegen der immensen Kosten für die über 6000 Zuschauer fassende Arena wohl eine wesentliche Rolle spielt. Zwar waren die Zuschauerzahlen ordentlich, insbesondere gegen Berlin kamen viele Menschen (2600) - was aber nicht gleichbedeutend mit Einnahmen ist. Eltmanns Manager für den Spielbetrieb, Manohar Faupel, sagt, es sei gängige Praxis, in einer Stadt, in der man noch nicht etabliert sei, mit Freikarten zu arbeiten. "Das Gros der Veranstaltung" gegen Berlin sei "eine Freikartenveranstaltung" gewesen. Grundsätzlich habe Eltmann sehr spät mit dem Marketing begonnen. "Dass man nicht von Anfang an die Zuschauermenge generiert, um so eine Halle kostendeckend zu bewirtschaften", ist laut Faupel "mit Sicherheit ein Kostenfaktor, der nicht ausreichend berücksichtigt wurde." Welche Konsequenzen das hat, werden die kommenden Wochen zeigen.

© SZ vom 13.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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