Volleyball:Abgeliefert

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Tatsächlich Potsdam: Vilsbiburgs Bundesliga-Volleyballerinnen haben den gewünschten Viertelfinal-Gegner.

Von Katrin Freiburghaus

Weniger ansehnlich als am vergangenen Samstag hätten Vilsbiburgs Volleyballerinnen ihre beeindruckende Aufholjagd in der Bundesliga-Rückrunde kaum abschließen können. "Das war ein schlechtes Spiel von uns", sagte Trainer Timo Lippuner nach dem 3:2 (21:25, 28:26, 25:23, 22:25, 15:11) gegen den bereits vor dem Spiel feststehenden Absteiger Erfurt. "Bei denen hat alles funktioniert und bei uns nur die Hälfte - das hat eine Unsicherheit geschürt, aus der wir das ganze Spiel nicht rausgekommen sind", analysierte er. Allerdings ahnte der Schweizer zu diesem Zeitpunkt bereits, dass ihn all das ein paar Tage später nicht mehr ärgern würde.

Denn "wenn man es nüchtern anschaut", sagte er weiter, "war es insgesamt nah am Bestmöglichen, was wir mit dieser Rückrunde geschafft haben". Sein Team habe seit dem Jahreswechsel "im Prinzip non-stop abliefern müssen" - und es lieferte ab. Nach einer Hinrunde mit so vielen Verletzten, dass Lippuner zwischenzeitlich gezwungen gewesen war, an einigen Spieltagen Spielerinnen aus der zweiten Mannschaft in die Startsechs zu beordern, hat sich Vilsbiburg im neuen Jahr Punkt für Punkt an die eigentlich bereits enteilte Konkurrenz herangekämpft. Das Team hat zehn von 14 Spielen gewonnen und sich am letzten Spieltag der Hauptrunde trotz durchwachsener Leistung den fünften Platz gesichert. Erfurt war deutlich anzumerken, dass es um nichts mehr ging, Vilsbiburg pendelte dagegen zwischen Nervosität in der Annahme und zu großer Vorsicht im Angriff, was sich in mäßigen Erfolgsquoten in beiden Bereichen niederschlug. Durchschnittlich ein Drittel der Punkte schenkten die Gastgeberinnen den Erfurterinnen zudem in Form von Eigenfehlern. Lippuner mochte seinem Team aber keinen Vorwurf in puncto Einstellung machen. Er wusste um den Druck, unter dem seine Spielerinnen standen. Nach vielen offenen Spielen war die letzte Partie gegen den Vorletzten eine Art Elfmeter - allerdings einer mit schlotternden Knien und überraschend gutem Torhüter.

Das 3:2 gegen Erfurt war "vielleicht ein Warnschuss"

Ein Lerneffekt lasse sich dennoch auch ganz ohne Vorwurf aus dem Spiel mitnehmen. "Vielleicht war das ein Warnschuss zur rechten Zeit, dass kein Spiel schon vorher sicher gewonnen ist", sagte Lippuner. Zudem war der entscheidende fünfte Satz auch Beleg für eine positive Entwicklung im Vergleich zur Vorsaison, als Vilsbiburg oft sogar besser gespielt hatte als der Gegner, in der entscheidenden Phase aber die Nerven und das Spiel verloren hatte. "Wir haben in dieser Saison ein paar Kill-Situationen sehr gut gelöst", lobte Lippuner. Entscheidenden Anteil daran hatte gegen Erfurt nicht zum ersten Mal Channon Thompson, die auf dem Höhepunkt der Verletztenmisere nachverpflichtet worden war und am Samstag mit 21 Punkten mit Abstand die erfolgreichste Vilsbiburger Angreiferin war.

Das Minimalziel für die Saison ist damit bereits erreicht: eine bessere Platzierung als im Vorjahr, als Vilsbiburg als Achter mit denkbar schlechten Aussichten in die K.o.-Phase gestartet war. Die Voraussetzungen sind diesmal ganz andere, denn als Fünfte gehen die Niederbayerinnen dem Top-Trio Stuttgart, Schwerin und Dresden im Viertelfinale zunächst aus dem Weg. Das Feld zwischen Platz vier und acht ist allerdings so eng beieinander, dass den Vierten Potsdam lediglich fünf Punkte vom Achten Wiesbaden trennen; klare Kräfteverhältnisse sucht man hier also vergeblich, es hängt viel davon ab, wessen Spielweise einem Team am besten liegt.

Weil sich Vilsbiburg gegen drei der vier potenziellen Viertelfinalgegner in der Hauptrunde äußerst schwer tat, galt das Interesse am Samstag nicht allein dem eigenen Spiel. "Wenn man sich was aussuchen könnte, würden wir Potsdam nehmen", hatte Geschäftsführer André Wehnert vor den finalen Begegnungen gesagt. Und so geschah es: Potsdam sicherte sich Platz vier und empfängt Vilsbiburg am Samstag zum ersten Spiel der Best-of-three-Serie. Zwar mahnte Lippuner sogleich: "Dass wir Potsdam diese Saison schon zweimal geschlagen haben, heißt nicht, dass wir sie locker wieder schlagen." Auch aus seiner Sicht sind die Potsdamerinnen aber der Gegner, der seinen Spielerinnen am besten liegt. "Da haben wir gute Voraussetzungen - jetzt müssen wir sie auch nutzen." Im Abliefern haben sie ja mittlerweile schon Routine.

© SZ vom 25.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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