Viel Lob für Olympique Lyon:"Stärker als je zuvor"

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Bayerns Champions League-Gegner Olympique Lyon ist seit sieben Jahren das Maß der Dinge in Frankreichs Liga - Nun soll endlich auch auf europäischer Ebene der große Coup gelingen.

Ralf Itzel

Ein ehemaliger Trainer der Konkurrenz bündelte zu Saisonbeginn die Wünsche der französischen Fußballfreunde in markige Worte. "Alle haben Lust, dass Lyon mal so richtig auf die Schnauze fällt", tönte José Anigo, ein früherer Trainer von Olympique Marseille. Alle, außer den Lyonern selbst natürlich, deren sieben Meistertitel in Folge Neid und Langeweile erzeugt haben.

Sie sind die Stars in einem sehr starken Team: Der Brasilianer Juninho (links) und der französische Nationalspieler Karim Benzema. (Foto: Foto: Reuters)

Bisher konnte dem Mann nicht geholfen werden. Das Tabellenbild der Division un ist schon wieder das übliche: Olympique Lyonnais (OL) ist Spitze mit sechs Punkten Vorsprung vor Marseille. Die Mannschaft hat einmal remis gespielt und sechsmal gewonnen, zuletzt 2:1 gegen Nancy, und kassierte insgesamt nur drei Gegentore. In diesem Tempo hätte OL am Saisonende etwa dreißig Punkte Vorsprung. "Stärker als je zuvor", titelte die Sportzeitung L`Equipe.

Besonders wurmt die unkonstanten Rivalen, dass dieses gefestigte Team Ligaspiele auch mal im Schongang mit der B-Besetzung nach Hause schippert. So konnte Freistoßkünstler Juninho zuletzt zweimal folgenlos aussetzen. Der Brasilianer beklagte Leistenprobleme und konzentriert sich auf den Auftritt an diesem Dienstagabend in München.

Lyon dominiert die Liga nach Belieben

Auch auf der großen Bühne der Champions League will sich Frankreichs Vorzeigeverein endlich ins Rampenlicht hieven. Dies längst geschafft zu haben, können die Anhänger von Olympique Marseille den Lyonern immerhin unter die Nase reiben. Die Südfranzosen triumphierten 1993 unter dem selbstherrlichen Präsidenten Tapie und mit Rudi Völler im Sturm als bisher einziger französischer Klub im Meister-Wettbewerb.

Als bekannt wurde, dass OL bis 2012 in Eigenregie für rund 350 Millionen Euro ein neues Stadion bauen will, Aushängeschild der französischen Bewerbung um die EM 2016, meinten Spötter, Präsident Jean-Michel Aulas solle lieber passende Spieler kaufen, um endlich das Viertelfinale der Champions League - traditionell Endstation - zu überstehen. Lyon ist einer der gesündesten Klubs Europas, vergangene Saison wurden 20,1 Millionen Euro Gewinn verbucht, wieder acht Prozent mehr. Aber ein Europapokal steht nicht in der Vitrine.

Mit Geld und Disziplin

Was diesmal drin ist? Der neue Trainer Claude Puel, früher in Monaco und Lille tätig, soll die verlorengegangene Disziplin zurückgebracht haben. Der Anhänger des Rotationsprinzips firmiert als Manager englischer Prägung. Weil die Vorgänger sich von der Crew um Aulas oft übergangen fühlten und zum Teil schnell hinwarfen, ließ sich der 47-Jährige allerlei Mitspracherechte zusichern.

Fußballerisches Hauptargument ist - neben Juninhos Freistößen und Ecken - die Klasse Karim Benzemas. Der 20-jährige Nationalstürmer schoss am Samstag sein sechstes Tor im siebten Ligaspiel und steuerte zum Champions-League-Start gegen Florenz den Ausgleichstreffer bei, als aus einem 0:2 ein 2:2 wurde. Seit dem achten Lebensjahr kickt der Lyoner algerischer Abstammung für OL, er steht zusammen mit den Angriffskollegen Govou und Ben Arfa (nach Marseille gewechselt) für die ertragreiche Jugendausbildung. Benzema ist ein kompletter, eleganter Stürmer im Stile Marco van Bastens. Er kann kalt vollstrecken, mit Übersicht passen oder mit Schnellkraft aus großer Distanz loszuspurten und allein Gefahr erzeugen. Kürzlich bei der Vertragsverlängerung bis 2013 wurde seine Ablösesumme auf astronomische 100 Millionen Euro festgeschrieben.

Bärenstarker Kader

Hätte Puel hinter ihm im Mittelfeld neben Juninho noch die Afrikaner Essien und Diarra sowie den französischen Internationalen Malouda zur Verfügung, könnte die Elf auch international höchsten Ansprüchen genügen, aber das Trio wurde teuer nach Chelsea und Madrid verkauft. Vor zwei, drei Jahren war der Kader wohl noch einen Tick stärker besetzt. Damals hütete auch noch Frankreichs Nummer eins, Coupet, das Tor, der aber durch den talentierten Hugo Lloris ersetzt werden konnte.

Schwachstellen sind die Positionen außen in der Viererkette. Weil der italienische Weltmeister Grosso und der französische Auswahlspieler Clerc verletzt sind, müssen Innenverteidiger aushelfen. Wer neben Benzema angreifen darf, ist die spannendste Personalfrage. Der Brasilianer Fred, Torschütze am Samstag, der Neukaledonier Piquionne, der gegen Florenz traf, oder Nationalstürmer Sidney Govou? Letzterer verhalf 2001 den Bayern zum Titelgewinn. Naja, indirekt: Durch zwei Tore beim 3:0-Heimsieg erwirkte er Franz Beckenbauers berühmte Brandrede. Der Kaiser tadelte die Münchner damals als Uwe-Seeler-Gedächtnis-Elf und stachelte sie so zu Höchstleistungen an.

© SZ vom 30.09.2008/JBe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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