Videoschiedsrichter:"Da erkenne ich gar nichts"

Entscheidende Szene: Referee Stegemann am Bildschirm. (Foto: Poolfoto/imago images)

Nach dem Spiel Wehen gegen Stuttgart gibt es Kritik wegen einer Elfmeter-Entscheidung.

In Fußballspielen ohne Stadionzuschauer hört der Fernsehzuschauer einiges, was sonst geheim bleibt: Traineranweisungen, schimpfende Spieler - und sogar Unterhaltungen zwischen Schiedsrichtern und ihren Video-Assistenten.

Im Zweitligaspiel zwischen dem SV Wehen Wiesbaden und dem VfB Stuttgart überprüfte Referee Sascha Stegemann auf dem Bildschirm an der Seitenlinie eine Szene in der 93. Minute, um danach auf Handspiel des Stuttgarters Hamadi Al Ghaddioui zu entscheiden und einen Strafstoß zu geben, den Wiesbaden zum 2:1-Siegtreffer nutzte. Die Entscheidungsfindung war allerdings offenbar eher beschwerlich, wie die Aufnahmen der Stadionmikrofone vom Gespräch mit dem Video-Assistenten Robert Kampka belegen. Unter anderem die Stuttgarter Nachrichten berichteten über den Dialog im Wortlaut. Demnach sagte Stegemann zunächst: "Da sehe, erkenne ich gar nichts."

Stegemann fragte nach Aufnahmen aus anderen Perspektiven, wiederholte aber: "Ich erkenne nicht, ob der Ball an der Hand war oder nicht." Schließlich kam er zu einem Schluss, von dem jedoch vor allem Kampka überzeugt zu sein schien. Die Unterhaltung endete mit Stegemanns Worten: "Wenn der Ball da klar an der Hand ist, ja? Okay? Okay."

Beim VfB waren sie unabhängig von der geisterspielbedingten Transparenz wenig begeistert. "Die Entscheidung ist ein Skandal", sagte VfB-Sportdirektor Sven Mislintat. Man müsse "die Anwendung des VARs neu diskutieren".

Der DFB bezeichnete die Entscheidung am Montagabend als "regeltechnisch in Ordnung". Allerdings räumte die Sportliche Leitung der Schiedsrichter ein, dass die Handspielszene "als nicht ganz klar eingeordnet werden" könne.

© SZ vom 19.05.2020 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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