VfB schafft 1:1:Lob von oben

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Vor 41 000 Zuschauern im Bremer Weserstadion hatte Steven Zuber den VfB am Freitagabend bereits in der zweiten Minute in Führung gebracht. (Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images)

Stuttgarts neuer Sportdirektor Hitzlsperger stärkt Trainer Weinzierl weiter den Rücken nach dem hart erkämpften Remis. Noch mehr entspannen hätte die Lage am Freitag einzig der Stürmer Gomez.

Von Jörg Marwedel, Bremen

Markus Weinzierl ist nach dem Spiel noch ein wenig im Weserstadion hin und her gewandert, bevor er in die Kabine ging. Der VfB-Trainer hat gelauscht, was der frühere Stuttgarter Meisterspieler Matthias Sammer als TV-Experte nach dem 1:1 des VfB bei Werder Bremen von sich gab. Für einen Tabellensechzehnten, der aus den vergangenen 16 Spielen nur elf Punkte geholt hatte, sei das nicht so übel gewesen, bilanzierte Sammer. Kurz darauf, Weinzierl war inzwischen verschwunden, hat auch der neue VfB-Sportvorstand Thomas Hitzlsperger zunächst Entwarnung gegeben, was die unmittelbare Zukunft des Coaches angeht. "Wir haben doch gesehen, dass wir einen Schritt nach vorn gemacht haben", sagte der frühere TV-Experte. Die Reporter sollten erst einmal aufhören, nach dem Trainer zu fragen.

Tatsächlich hatten die Schwaben eines der besten Spiele in dieser ansonsten so missglückten Saison abgeliefert. Sogar Weinzierls Werder-Kollege Florian Kohfeldt lobte den "gut organisierten Gegner". Und es sei nicht nur "das System" gewesen, das diesmal funktionierte - nämlich tief zu stehen und die Spielräume für die Bremer extrem eng zu machen -, bemerkte Weinzierl. Vor allem "Leidenschaft und Herz" der Spieler seien herausragend gewesen, lobte er.

Wie das Team mit der frühen Führung durch den Hoffenheimer Leihprofi Steven Zuber nach einer guten Minute umgegangen sei ("das tat uns gut, einmal nicht einem Rückstand hinterher zu laufen"), machte ihm ebenso Hoffnung wie der Umgang mit dem 1:1 durch Davy Klaassen zum "psychologisch ungünstigsten Zeitpunkt" unmittelbar vor der Pause. Zudem musste Verteidiger Marc-Oliver Kempf wegen Unwohlsein in der Kabine bleiben. "Vor ein paar Wochen hätten wir den Punkt noch verloren", glaubt Weinzierl, aber nun hätten die Spieler endlich die prekäre Situation angenommen.

VfB-Stürmer Gomez vergibt zwei große Chancen

Einer hätte dagegen die Lage noch mehr entspannen können. Der als Kapitän aufgelaufene Mario Gomez hatte in der ersten Halbzeit gleich zweimal die Möglichkeit, die 1:0-Führung in ein 2:0 zu verwandeln, was einen Auswärtssieg wahrscheinlicher gemacht hätte. Schon in der 9. Minute tauchte er alleine vor Werder-Keeper Jiri Pavlenka auf und scheiterte ebenso wie kurz vor dem Werder-Ausgleich, als er frei zum Schuss kam und Pavlenka erneut abwehrte. Es war das achte Spiel hintereinander ohne Gomez-Tor. Er muss sich aus seiner Schaffenskrise als Torjäger erst wieder befreien. Die erste Chance "bereite ich nicht gut vor und bei der zweiten muss ich den Ball nur etwas anheben", analysierte Gomez. Doch den Kampf gegen sich selbst werde der Mittelstürmer "allein hinkriegen", ist Weinzierl überzeugt. Er werde uns im Abstiegskampf "noch definitiv helfen". Immerhin habe man wieder "Großchancen", fügte Hitzlsperger noch an.

Was diesmal noch für die Stuttgarter sprach, war der gut zusammenarbeitende Defensivverbund mit dem wieder stärker werdenden Weltmeister Benjamin Pavard im Zentrum. Das mehrmalige Ändern der Taktik, um Werders Angriffsbemühungen zu unterbinden, griff ebenso. Und Gonzalo Castro muss in diesem System weniger Defensivarbeiten verrichten, so konnte er mehr konstruktive Beiträge zum Offensivspiel leisten. Drei in der Winterpause geholte Profis trugen zudem ihren Teil bei. Torschütze Zuber habe sich als Hoffenheimer Leihspieler ganz auf die Situation eingelassen und sei "ein Top-Profi", lobte Weinzierl. Der noch auf Wunsch des entlassenen Sportvorstands Michael Reschke geholte Türke Ozan Kabak, 18 Jahre alt, fügte sich in etwa so diszipliniert in die Abwehr ein wie ein 25-Jähriger. Und Alexander Esswein überzeugte zumindest als nimmermüder Kämpfer im Angriff.

Blieb noch Torwart Ron-Robert Zieler, der beim 1:1 bei Klaassens Schuss aus 20 Metern nicht optimal aussah. Doch auch Zieler, der nicht seine beste Saison spielt, rettete den VfB noch zweimal. Einmal sogar mit einer Weltklasseparade in der 79. Minute, als er einen Kopfball von Theodor Gebre Selassie aus kurzer Entfernung noch erwischte. Das habe gut getan, der Mannschaft den Punkt gerettet zu haben, sagte der frühere Nationalkeeper. Denn die beiden Bälle (der zweite war ein Schuss von Nuri Sahin) seien "schwer zu halten gewesen".

© SZ vom 24.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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