VfB gewinnt 2:1:Bedrückende Nachricht

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Erfolgreich gestochert: Mario Gomez erzielt aus dem Gewühl heraus den Ausgleich zum 1:1 gegen Hertha. (Foto: Daniel Maurer/dpa)

Der Sieg des VfB Stuttgart gerät nach der Partie schnell in den Hintergrund. Nach der Partie ist der Vater des Stuttgarter Kapitäns Christian Gentner im Stadion verstorben.

Von Thomas Hürner, Stuttgart

Der VfB Stuttgart hatte sein zweites Heimspiel nacheinander gewonnen, doch der Sieg geriet am Samstagnachmittag im Stadion schnell in den Hintergrund. Schon kurz nach dem Spielende machte eine bedrückende Nachricht die Runde. Eine Person sei auf der Tribüne zusammengebrochen, hieß es. Etwas später konkretisierte sich die Meldung: Die Person war der Vater von Mittelfeldspieler Christian Gentner. Der VfB-Kapitän, der direkt nach Spielende noch ein TV-Interview gegeben hatte, eilte wenig später aus dem Kabinentrakt.

Zuschauer und Medienvertreter wurden gebeten, das Stadion schnellstmöglich zu verlassen. Im Laufe des Abends bestätigte der Verein dann, dass Herbert Gentner "unmittelbar nach dem Heimspiel gegen Hertha BSC im Stadion verstorben" ist. Die Stuttgarter Spieler und Verantwortlichen blieben aufgrund des Trauerfalls geschlossen in der Kabine. "Der VfB Stuttgart ist in diesen schweren Stunden mit seinen Gedanken ganz bei der Familie Gentner", heißt es in der Mitteilung des Klubs weiter.

Das 2:1 des VfB gegen die Hertha dank zweier Tore von Stürmer Mario Gomez (64. Minute/76.), der nach zähen Wochen wieder traf, wurde dadurch schnell nebensächlich, so wichtig es sportlich auch war. Nur der Trainer Markus Weinzierl absolvierte pflichtbewusst die obligatorische Presserunde, doch auch in seinem Gesicht war zu erkennen, dass der Erfolg seiner Mannschaft längst zur Nebensache geworden war. Routiniert spulte er sein Pflichtprogramm ab: Für ihn war dieser Sieg "keine Selbstverständlichkeit", die Reaktion seiner Mannschaft in der zweiten Hälfte könne man "gar nicht hoch genug bewerten".

Nach einem kurzen Händedruck verabschiedet sich Weinzierl

Auch wegen der Tore von Mario Gomez: Sieben Spiele nacheinander hatte er nicht mehr getroffen. Es war also nicht verwunderlich, dass der zweite Stuttgarter Heimsieg in Serie eng mit seiner Person verbunden war. "Ich habe immer an ihn geglaubt", sagte Weinzierl. Denn letztendlich sei auch Gomez der Leidtragende der zuletzt harmlosen Stuttgarter Offensive gewesen: "Wenn wir die Zahl der Chancen hochschrauben, dann trifft einer mit seinen Qualitäten auch. Das war mir immer klar."

Und tatsächlich traf Gomez dann in typischer Gomez-Manier: nach einer Flanke des eingewechselten Anastasios Donis setzte er sich gegen zwei Gegenspieler im Berliner Strafraum durch und traf zum Ausgleich. Seinen zweiten Treffer leitete Gomez selbst mit einem Pass auf Gentner ein, der dann präzise auf den Kopf des Mittelstürmers flankte. "In der zweiten Hälfte hatten wir mehr Mumm, mehr Mut", sagte Weinzierl.

Das sah auch Hertha-Trainer Pal Dardai so: Die Stuttgarter seien in der zweiten Hälfte dann "sehr bissig" gewesen, und der "Mario macht mit seiner Klasse zwei schöne Tore und damit gewinnt Stuttgart verdient". Weinzierl sprach dann auch noch von den kommenden Herausforderungen, von der Notwendigkeit, sich eine gute Ausgangssituation im Kampf um den Klassenerhalt zu verschaffen. Dann ein kleiner Händedruck mit Dardai, Weinzierl musste los. An diesem Abend wurde das Spiel vom Leben überschattet.

© SZ vom 16.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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