US-Basketball:Wie in "Game of Thrones"

Lesezeit: 2 min

Die Golden State Warriors erzwingen ein siebtes Spiel in den NBA-Playoffs. Weil gleich mehrere Spieler erstaunliche Geschichten schreiben.

Von Jürgen Schmieder, Oklahoma City/Los Angeles

Die Golden State Warriors sind nach der spektakulärsten Partie dieser Saison weiter in den Playoffs der nordamerikanischen Basketballliga NBA vertreten. Vor ein paar Tagen stand der Titelverteidiger, der in der regulären Spielzeit mit 73 Siegen den Rekord der Chicago Bulls aus der Spielzeit 1995/96 übertrumpft hatte, im Finale der Western Conference noch kurz vor dem Aus - in der Best-of-seven-Serie gegen Oklahoma City Thunder stand es 1:3. Und noch zu Beginn des letzten Viertels am Samstagabend sah es so aus, als würde Golden State ausscheiden und für eine der größten Enttäuschungen der Ligageschichte sorgen.

"Wir lagen die ganze Spielzeit über zurück, es war unglaublich frustrierend. Doch wir haben nicht akzeptiert, dass wir scheitern könnten", sagte Top-Scorer Klay Thompson nach der Partie. Vor dem Schlussviertel hatte der Rückstand bei acht Punkten gelegen, knapp sechs Minuten vor dem Ende betrug er immerhin noch sechs Punkte. Doch am Ende gewann Golden State in fremder Halle 108:101 und erzwang eine entscheidende siebte Partie am Montag in heimischer Arena.

"Ich bin stolz auf diese Jungs, weil sie einfach nicht aufgeben wollten", sagte Thompson, der mit elf erfolgreichen Drei-Punkte-Würfen nicht nur seine Mannschaft im Spiel gehalten und letztlich in Führung gebracht, sondern auch einen NBA-Playoff-Rekord aufgestellt hatte.

Es ist eine beeindruckende Serie zwischen Golden State und Oklahoma, die alles enthält, was Basketball faszinierend macht. Die Trainer Steve Kerr (Warriors) und Billy Donovan liefern sich taktische Scharmützel, die so weit ins Detail gehen, dass der eine versucht, den anderen mit der Einwechslung eines Akteurs für zwei Sekunden zu verblüffen. Es gibt wilde Szenen wie jene, in der Warriors-Flügelspieler Draymond Green während der dritten Partie seinem Gegenspieler Steven Adams das Bein in die Leistengegend jagte. Es gibt überraschende Helden wie eben jenen Adams, der nicht nur so aussieht wie Khal Drogo aus der TV-Serie "Game of Thrones", sondern auch so agiert wie der Anführer des kriegerischen Reitervolks - und damit die Zuschauer begeistert.

Diese Serie wird nun um eine Partie verlängert, die Cleveland Cavaliers müssen noch warten auf ihren Gegner in der Finalserie, die am kommenden Donnerstag beginnt. Die Cavaliers haben ihre drei Playoff-Serien der Eastern Conference überzeugend gewonnen, LeBron James präsentierte dabei seine Wandlung vom Alleinunterhalter zum Ensemble-Dirigenten. "Wir sind noch lange nicht am Ziel", sagt James: "Wir müssen noch besser werden, wenn wir den Titel gewinnen wollen."

Natürlich hat er die Partien zwischen Golden State und Oklahoma City verfolgt, deshalb weiß er: Der Finalgegner wird der Sieger der faszinierendsten Serie dieser Saison sein.

© SZ vom 30.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: