U21-EM:Kumpels unter Tage

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Treffen und rechnen: Der Neu-Münchner Torschütze Serge Gnabry (l.) und Kapitän Maximilian Arnold. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Die deutsche U21-Nationalmannschaft ist jung, motiviert - und selbstkritisch. Nach dem Auftaktsieg bei der EM in Polen will sich das Team im zweiten Spiel gegen Dänemark am Mittwoch weiter steigern, um die Chance auf das Halbfinale zu wahren.

Von Ulrich Hartmann, Krakau

Die Regionalbahn Malopolskie ist immer gut gefüllt, wenn sie vom Krakauer Hauptbahnhof gen Süden ins nahe Örtchen Wieliczka pendelt. Dass dort in einem zum Vier-Sterne-Hotel umgebauten alten Sudhaus einer ehemaligen Brauerei die deutschen U 21-Fußballer während der Junioren-EM residieren, interessiert die meisten Fahrgäste jedoch nicht. Sie reisen noch eine Station weiter zu einem Unesco-Weltkulturerbe, bei dem es einige Hundert Meter unter die Erde hinab geht: zum jahrhundertealten Salzbergwerk Wieliczka, einem berühmten Ausflugsort.

Die Mannschaft ist jung, motiviert und äußerst selbstkritisch

Berühmtheit ist eine Tugend, welche die jungen deutschen Fußballer zu einem gewissen Grad auch schon erreicht haben. Max Meyer, Davie Selke, Mahmoud Dahoud oder Serge Gnabry sind in der Branche längst kleine Stars, zu "Superstars of tomorrow" sollen sie aber laut jener These reifen, die der europäische Fußballverband Uefa jedem der zwölf teilnehmenden EM-Teams auf den Mannschaftsbus geklebt hat. Der Traum vom Ruhm und dem EM-Titel ist in Polen allerdings ein seidener Faden, der jederzeit reißen kann, sobald man in der Gruppenphase auch nur ein einziges Spiel verliert. Nur die drei Gruppensieger und der beste Zweite ziehen ins Halbfinale kommende Woche ein. Die deutsche Mannschaft sollte nach ihrem 2:0-Auftaktsieg gegen Tschechien also an diesem Mittwoch lieber auch Dänemark besiegen (20.45 Uhr, ZDF), um sich fürs Gruppenfinale am kommenden Samstag gegen Italien alle Chancen zu wahren.

Für ein Fernseh-Interview ist der Trainer Stefan Kuntz gerade ins Salzbergwerk hinabgestiegen und hat sich im dunklen Tunnel Antworten entlocken lassen, die darauf abzielten, was man mit harter Arbeit alles schaffen kann, wenn man fest zusammenhält. "Unser Kader besteht aus 23 Kumpeln", hat Kuntz über das kameradschaftliche, ausgeglichen hohe Niveau seines Teams gesagt. Trotz eines für eine Turniereröffnung wahrlich flotten Spiels haben Trainer und Spieler über ihre Leistung nach dem 2:0 aber ziemlich genörgelt. Sie haben zu viel anfängliche Nervosität beklagt, zu viele zugelassene Chancen, zu wenige gewonnene zweite Bälle, zu schlechte finale Pässe, zu viele weite Schläge, zu wenige Treffer und eine nicht seriös genug zu Ende gespielte Partie. "Die Jungs sind sehr selbstkritisch und liefern selbst alle Vorlagen für die Analyse", sagt Kuntz. Entsprechend einig sind sie sich, was sie gegen Dänemark in wohl identischer Startformation besser machen wollen.

Für den Stürmer Davie Selke, der bald von RB Leipzig zu Hertha BSC nach Berlin wechselt, verschlechtern sich die Chancen aufs Toreschießen trotzdem. Nachdem er seinem Kapitän, Maximilian Arnold, im ersten Spiel entgegen der Absprache den Ball zum Elfmeter abgeschwatzt und den Elfmeter dann verschossen hatte, sagte Arnold: "Ich glaube, er schießt keinen mehr." Dass Selke sich deshalb aus dem Spiel heraus umso mehr um Tore bemühen sollte, forciert der Turniermodus. "Jedes Tor ist wichtig, auch für den Fall, dass man in der Gruppe nur Zweiter wird", sagt Schalkes Max Meyer, der im ersten Spiel das 1:0 erzielt hatte. "Trotzdem müssen wir aufpassen", warnt er, "denn es wäre arrogant zu glauben, dass wir die Dänen drei oder vier zu null weghauen."

© SZ vom 21.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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