Turnen:Hambüchen vor WM-Showdown am Reck: Kritik und Zuversicht

Glasgow (dpa) - In seinem vielleicht letzten WM-Finale am Reck bekommt Fabian Hambüchen plötzlich Konkurrenz aus dem eigenen Lager. "Wenn der Breti seinen Flieger durchturnt und sich sonst keinen Patzer leistet, kann er ganz vorn mit dabei sein", meinte Fabian Hambüchen froh gelaunt.

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Glasgow (dpa) - In seinem vielleicht letzten WM-Finale am Reck bekommt Fabian Hambüchen plötzlich Konkurrenz aus dem eigenen Lager. "Wenn der Breti seinen Flieger durchturnt und sich sonst keinen Patzer leistet, kann er ganz vorn mit dabei sein", meinte Fabian Hambüchen froh gelaunt.

Der "Breti", das ist Andreas Bretschneider, der als zweiter Deutscher am Sonntag um eine Reck-Medaille kämpft.

Ein Basecap überdeckt Hambüchens schütteres Haar, als er in der Lobby des Team-Hotels Crown Plaza seine Sicht auf die anstehenden Finals bei den Turn-Weltmeisterschaften in Glasgow erläutert. Es sind die WM-Einzel-Finals 14 und 15, die der beste deutsche Turner in seiner zwölfjährigen Auswahl-Karriere bei einer WM erreicht hat.

Klar ist ihm, dass er am Freitag im Mehrkampf mit den Besten der Welt nicht mehr mithalten kann, obwohl er vor zwei Jahren in Antwerpen noch WM-Dritter war. "Ich würde gern das Feld von hinten aufrollen und in die Top Ten vorstoßen. Vielmehr scheint gegen die aufstrebenden Youngster nicht drin." Im Vorkampf war er nach einem Absteiger vom Pferd nur auf Platz 22 eingekommen. Ob er daher um den Einzug in die Top 24 gezittert habe? "Als der letzte Durchgang lief, habe ich schon geschlafen", meint er cool. Und jeder weiß: Für Hambüchen geht es in Glasgow um das Reck, allein das Reck.

Zum 17. Mal hat er bei Olympia oder internationalen Meisterschaften den Medaillenkampf am Königsgerät erreicht, in diesem Jahr schon bei den Europaspielen in Baku und der Universiade in Gwangju gesiegt. Bei Welttitelkämpfen erkämpfte er bisher einen kompletten Medaillensatz, verpasste zweimal als Vierter nur knapp das Podest. Ein Triumph hier in Glasgow, bei seiner möglicherweise letzten WM, das wäre das Größte - zumindest in diesem Jahr.

Dafür muss aber alles stimmen, und jede Kleinigkeit, die ihm nicht passt, wird angeprangert. So beklagt er, dass die Finalisten unmittelbar vor dem Wettkampf keine Möglichkeit zum Einturnen in der WM-Arena erhalten. "Es ist echt beschissen. Wir haben das schon im vorigen Jahr bei Athletensprecher Jani Tanskanen kritisiert. Aber geändert hat sich nichts", erklärte Hambüchen, der als letzter Turner ans Reck muss.

Das bedeutet für ihn, dass er mindestens 20 Minuten in der SSE Hydro Arena warten muss. "Für mich eine schwierige Situation, weil man schnell kalt wird. Aber ich habe das ja schon x-mal erlebt", tröstete er sich. Er werde sich "Musik auf die Ohren knallen" und den Wettkampf beobachten.

Weit besser ist da die Ausgangssituation für seinen Teamgefährten und Reck-Widersacher Bretschneider. Der geht als Erster ans Gerät und kann somit gar nicht kalt werden. "Für Breti ist das nicht schlecht. Er kann sich mental drauf einstellen", meint Hambüchen. Der Chemnitzer wägt hingegen ab. "Ich versuche, mir die Position eins als Vorteil schön zu reden. Ich kann relativ befreit in das Finale gehen", sagte der 26-jährige Sportsoldat.

Seine hochkarätige Übung steht und fällt mit dem vom ihm kreierten Doppelsalto mit zwei Schrauben: Der "Bretschneider" ist als H-Teil das schwierigste Element der Turn-Geschichte. "Wenn ich durchturne, werden die anderen ein bisschen Fracksausen bekommen. Aber das ist leicht gesagt", meinte Bretschneider. Im Training habe er das Extrem-Teil in den vergangenen zwei Tagen aber sauber hinbekommen, meinte der Sachse.

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