Turnen:Dreizehntes Gold

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(Foto: Ulrik Pedersen/imago)

Simone Biles ist erst 21 Jahre alt, aber die US-Athletin schwingt sich in Doha mit ihrem WM-Titel Nummer dreizehn zur erfolgreichsten Turnerin bei Weltmeisterschaften auf.

Das Geheimnis an diesem Tag lautete: Perfektion ohne Risiko. Lange hatte Elisabeth Seitz gegrübelt, wie sie dieses Stufenbarren-Finale der Weltmeisterschaft in Doha angehen sollte: Mit einer neu einstudierten, komplizierten Verbindung, die ihr noch 0,2 Punkte mehr gebracht hätte, oder doch besser ohne? "Wenn ich runterfalle, bin wahrscheinlich Letzte", sinnierte sie. Am Freitagnachmittag hat sie in der Halle vor 4000 Zuschauern auf das zusätzliche Wagnis verzichtet, und weil sie ihren Vortrag brillant über die Bühne brachte, wurde sie mit Bronze belohnt. Es war die erste Medaille für die 24-jährige, erfahrenste deutsche Turnerin bei ihrer bereits achten WM-Teilnahme. "Es hat mir nie etwas gefehlt, bis auf dieses kleine Ding um den Hals", erklärte sie glücklich, als am Persischen Golf der lang gehegter Wunsch in Erfüllung ging und sie mit der Erstplatzierten Nina Derwael aus Belgien und Simone Biles, diesmal zur Abwechslung Zweite, bei der Siegerehrung endlich in die Ränge winken durfte.

Die Wettkämpfe in Katar standen sonst auch am Freitag wieder ganz im Zeichen der überragenden Simone Biles. Gold in der Team-Konkurrenz und im Mehrkampf hatte die Ausnahmeturnerin aus Texas schon gewonnen, ehe sie auch im Sprung-Finale triumphierte. Sie verzichtete bei dem von ihr erfundenen Vorwärtssalto mit zwei Schrauben diesmal auf eine halbe Drehung - aber an ihren 15,366 Punkten kam keine der Rivalinnen vorbei.

Schon ihr viertes Mehrkampf-Gold am Donnerstag (Foto) war ein historisch einmaliges Ereignis gewesen. Mit dem Triumph im Sprung hat sie nun den 13. WM-Titel erobert und die Bestmarke des Weißrussen Witali Scherbo überboten, der von 1991 bis 1996 zwölf WM-Goldmedaillen gesammelt hatte. Der Cheftrainer der USA, Tom Forster, reihte die 21-Jährige bereits ehrfürchtig unter die größten Sportberühmtheiten seines Landes ein und setzte sie mit Michael Jordan oder Usain Bolt gleich.

Dabei trat die erfolgreichste WM-Turnerin, die jemals über Holme, Boden und Sprungtisch wirbelte, nicht einmal in Bestform an. Einen Tag vor WM-Beginn hatte sie sich ins Krankenhaus begeben, diagnostiziert wurde ein Nierenstein. Ohnehin liegen schwere Monate hinter ihr. Die Weltsportlerin des Jahres 2016 hatte sich nach Olympia in Rio eine einjährige Auszeit gegönnt; auch wegen des Missbrauchskandals um den US-Teamarzt Larry Nasser, unter dem sie selbst litt. Es spricht für sie, dass sie stärker als zuvor zurückgekommen ist. "Es sieht alles so einfach aus bei ihr", sagte ihr Trainer Laurent Landi der Zeitung USA Today. "Aber was sie am Boden und am Sprung macht, ist so schwer wie Männerturnen." Die Kollegin Oksana Chusovitina aus Usbekistan nannte Biles "ein Phänomen, wie es nur alle hundert Jahre einmal vorkommt". Dabei ist Chusovitina selbst eines: Die 43-Jährige, die von 2006 bis 2012 für den Deutschen Turner-Bund angetreten war, qualifizierte sich erneut für das Sprung-Finale und verpasste eine Medaille als Vierte nur knapp.

© SZ vom 03.11.2018 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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