Türkgücü München:Von DFB-Pokal und C-Klasse

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Bei Türkgücü hat sich offenbar generell eine Haltung durchgesetzt, wonach Verbands-Regularien Interpretationsspielraum zulassen.

Von Christoph Leischwitz

Eigentlich hatten sie beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) gedacht, ihnen sei die Quadratur des Kreises gelungen: Unter den wichtigsten Regionalligisten, so schien es, hatte bei der Notlösung aufgrund der Corona-Krise jeder etwas, worauf er sich freuen konnte: Türkgücü München darf in die dritte Liga aufsteigen, obwohl die Spielzeit 2019/20 erst im Jahr 2021 zu Ende gespielt wird; der Tabellenzweite FC Schweinfurt 05 wird dann Tabellenerster und erhält am Ende des Sommers den bayerischen Startplatz für den DFB-Pokal. Und die SpVgg Bayreuth kann hoffen, am Ende der Saison noch Schweinfurt einzuholen, um im kommenden Jahr an den Aufstiegsspielen zur dritten Liga teilzunehmen.

Doch vergangene Woche herrschte allerorten Verwunderung. Dem Portal fupa.net hatte Türkgücüs Sportleiter Roman Plesche nämlich gesagt, man freue sich "riesig" auf den DFB-Pokal.

Türkgücü im DFB-Pokal? Hatte da jemand den Deal aufgekündigt?

Eine Nachfrage bei Plesche. Bei Türkgücü beruft man sich auf eine Neuformulierung in der Spielordnung. Dort heißt es seit dem 7. Juli unter Paragraph 68 (Durchführung der Pokalspiele), dass der bestplatzierte Amateurverein für den Pokal gemeldet werde, der zum Ende der Meldefrist für den Pokalwettbewerb an der Tabellenspitze steht. Und weiter: "Sollte zum Zeitpunkt des Ablaufs des Datums der offiziellen Meldefrist der Spielbetrieb der Regionalliga (...) wieder fortgesetzt sein, so qualifiziert sich der zu diesem Zeitpunkt bestplatzierte sich noch im Wettbewerb befindliche Amateurverein." Daraus könnte man tatsächlich schließen: Sollte zur Meldefrist die Saison noch nicht fortgesetzt sein, würde Türkgücü auch den Pokalplatz zugesprochen bekommen.

Nachfrage beim BFV. Auf dessen Homepage steht aktuell Türkgücü immer noch auf Platz eins der Tabelle. Dort heißt es, dass der Aufstieg der Münchner auf dem Papier noch nicht beschlossen sei, auch wenn es sich dabei um eine Formsache beim DFB handele. Und auch der Vorstand des BFV müsse die Fortsetzung der Regionalliga erst noch beschließen. Ab diesem Zeitpunkt dann "gilt Türkgücü München nicht mehr als Teilnehmer der Regionalliga Bayern", heißt es beim BFV. Und dieser Beschluss liegt ja zwingend logisch vor der Weiterführung der Saison. Ohnehin heißt es in der neuen Regionalligaordnung unter Paragraph 19, das "zum Zeitpunkt des Datums des Ablaufs der offiziellen Meldefrist" für die dritte Liga gemeldete Team scheide "mit diesem Tag aus dem Spielbetrieb der Regionalliga aus".

Offenbar hat sich aber bei Türkgücü generell eine Haltung durchgesetzt, wonach Verbands-Regularien Interpretationsspielraum zulassen. Nun soll eine zweite Mannschaft gemeldet werden. Ein neues Team muss in der untersten Spielklasse beginnen: Aus dem Profikader müssten Spieler dann in der C-Klasse antreten. Türkgücü hoffte auf eine Einstufung des Teams nach geschätztem Leistungsstand in eine höhere Klasse - und bekam vom BFV prompt eine Abfuhr: Man könne da keine Ausnahme machen.

© SZ vom 13.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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