Tischtennis:Kommandosache

Lesezeit: 2 min

Tritt ein schwieriges Erbe beim TSV Bad Königshofen an: Bence Majoros. (Foto: Rudi Dümpert)

Der Neuling TSV Bad Königshofen hat mit geheimen Personalrochaden schon einige Male die Tischtennis-Liga überrascht. Gelingt den Unterfranken gegen den Rekordmeister Düsseldorf eine Sensation?

Von Andreas Liebmann

Es liegt in der Natur der Sache, dass große Überraschungen und kleine Sensationen im Sport nur schwer zu wiederholen sind. So betrachtet ist gerade alles im Lot beim Tischtennis-Erstligisten TSV Bad Königshofen, auch nach der 0:3-Niederlage beim Tabellenführer Ochsenhausen vom vergangenen Sonntag. Es war eben nicht zu erwarten, dass all das, was dem Neuling aus Unterfranken in seinem ersten Jahr in der ersten Liga gelungen war, gleich ein weiteres Mal glücken würde. Zum Beispiel hatte der Aufsteiger damals Darko Jorgic als Zugang aus Slowenien hervorgezaubert, einen gerade mal 18-jährigen Draufgänger, der die Liga derart düpierte, dass nach wenigen Monaten klar war, dass ihn der TSV Bad Königshofen nicht über die Saison hinaus würde halten können. Als Ersatz holte er dann den Ungarn Bence Majoros, 21, der anständig mithält, dessen aktuelle Einzelbilanz von 2:7 aber doch ein Stückchen davon entfernt ist, sensationell zu sein. Oder der 22 Jahre alte Ersatzmann Filip Zeljko: Der war vor zwei Jahren aus dem kroatischen Kader und damit aus der Weltrangliste geplumpst, bezwang aber in der Vorsaison den Top-100-Spieler Lubomir Jancarik. In diesem Jahr wartet er noch auf einen Sieg im Einzel.

Und nein, es war auch nicht davon auszugehen, dass sie ein weiteres Mal den völlig unbekannten Japaner Koudai Hiraya einfliegen würden, der in seiner Heimat nur als Trainer arbeitet, und dass der dann mit seinem unangenehmen Abwehrspiel erneut einen Top-50-Spieler abfieseln würde wie damals Kou Lei. Probiert haben sie es, vor drei Wochen in Bergneustadt, wieder als geheime Kommandosache. Doch nach einem Satzgewinn gegen den haushohen Favoriten Benedikt Duda geschah dann eben doch mal das Erwartbare.

So verhielt sich das nun auch am vergangenen Sonntag mit dem Gastspiel in Ochsenhausen. Mizuki Oikawa gewann einen Satz gegen den Österreicher Stefan Fegerl, den er im Vorjahr einmal bezwungen hatte; Majoros (gegen den ehemaligen Top-Ten-Spieler Simon Gauzy) und der von einer Knieverletzung genesene Kilian Ort (gegen Jakub Dyjas) unterlagen jeweils glatt in 0:3 Sätzen. Für Majoros war es eine besondere Partie, er wohnt und trainiert zumeist in Ochsenhausen. Die Gastgeber sind weiter Tabellenerste, Bad Königshofen steht mit 6:12 Punkten auf Rang acht.

Ob auch die nächste Partie schon in den Köpfen der Spieler steckte? Schwer zu sagen. Am kommenden Sonntag jedenfalls wird Rekordmeister Borussia Düsseldorf in Bad Königshofen erwartet. "Das wird für uns ein Highlight-Spiel", sagt Teammanager Andreas Albert. Noch gibt es Karten, aber die Halle dürfte mit etwa 1300 Fans wieder ausverkauft sein - ganz egal, ob die Borussia ihre Nummer eins Timo Boll aufbieten wird oder nicht. Zurzeit ist der Einsatz des 37-jährigen Europameisters eher unwahrscheinlich, Boll ist angeschlagen, heißt es aus Düsseldorf. Ansonsten hätte viel für Bolls Einsatz gesprochen, denn die Düsseldorfer sind aktuell nur Fünfte und müssen um einen der vier Playoff-Plätze bangen. Am vergangenen Sonntag gewannen sie mit einigem Glück gegen Werder Bremen (das zum Saisonstart den Königshöfern 0:3 unterlegen war). Mit 3:2 zitterte sich die Borussia zum Pflichtsieg, weil Kamal Achanta, in Bayern noch aus dem letzten Erstliga-Jahr des TSV Gräfelfing bekannt, aus einem 0:4-Rückstand im fünften Satz gegen Hunor Szocs noch ein 7:5 und 13:11 machte. Doch auch die vier führenden Teams erledigten ihre Pflichten.

Vor einem Jahr (ohne Boll) gewann Königshofen sein Hinrundenduell gegen Düsseldorf übrigens, auswärts, es war eine echte Sensation. Und damit eben nur schwer zu wiederholen.

© SZ vom 20.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: