Tischtennis:Kampfansage aus dem Süden

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Jia beim Aufschlag - zu ihren Stärken gehören aber vor allem Schläge mit der Vorhand, womit sie Partien wuchtig und aufregend gestaltet. (Foto: Andreas Pranter/imago)

Kolbermoors Tischtennisspielerinnen wollen mit Verstärkungen wie der Weltranglisten-14. Liu Jia den viermaligen Meister und Champions-League-Sieger TTC Berlin überholen.

Von Johannes Kirchmeier

Vor einem Monat schnupperten sie zumindest schon einmal am lange nicht für möglich gehaltenen Erfolg: Die Tischtennisspielerinnen vom SV-DJK Kolbermoor trennten sich 5:5 vom zugegebenermaßen damals etwas ersatzgeschwächten Meister TTC Eastside Berlin. Die Frauen vom TTC verloren damit erstmals seit dem 19. April 2013 wieder einen Punkt. "Das war schon eine tolle Stimmung in Berlin, wir hatten sogar die Chance auf den Sieg", sagt der stellvertretende Vorsitzende in Kolbermoor, Günther Lodes.

So langsam werden die Oberbayerinnen zum hartnäckigen Verfolger der Berlinerinnen, im zweiten Jahr nacheinander belegten sie in der Endabrechnung Rang zwei hinter dem Champions-League-Sieger der vergangenen zwei Spielzeiten - und nun, nach der Saison, starten sie abseits der Platte einen ersten Überholversuch. Am Mittwoch endete die Wechselperiode, Kolbermoor hat in dieser drei interessante Zugänge vermeldet: Vom TTV Hövelhof, der sich nach der Saison aus der Liga zurückgezogen hat, kommt dessen Nummer eins, die russische Abwehrspielerin Svetlana Ganina, 38; aus Bad Driburg wechselt Katharina Michajlova, 28, Dritte der deutschen Meisterschaften, und aus Linz stößt die in China geborene Österreicherin Liu Jia, 35, zum Team. "Nach den beiden guten Saisons waren wir vor der Frage gestanden, wie wir weitermachen sollen", sagt Lodes, "nun wollen wir probieren, ob wir einen höheren Platz erreichen können." Er lacht. Lodes hat seine Kampfansage hübsch verpackt. Ein höherer Platz, das heißt ja nichts anderes als: der Meistertitel. Ähnlich forsch zitierten österreichische Medien Liu Jia nach ihrem Wechsel: "Ich möchte Meister werden", sagte die 35-Jährige, die bereits einen Europameistertitel und zweimal die Champions League gewann. Während Michajlova und Ganina die Ausgeglichenheit im Kader stärken und deutliche Verbesserungen auf den nicht unwichtigen Positionen drei und vier sein dürften, ist Liu Jia als Weltranglisten-14. ein Spitzen-Zugang, für eine der beiden vorderen Positionen - auch wenn sie sich wohl ein paar Auszeiten einräumen wird: "Immer wird sie vermutlich nicht spielen", sagt Lodes. Sie wolle nun auch Zeit mit ihrer Familie verbringen und baue sich derzeit zudem ein berufliches Standbein auf. Durch einen Tipp einer Agentin wurden sie auf "die nette Dame mit dem Spitznamen Susi" (Lodes) aufmerksam, sie griffen zu - auch Liu Jia war schnell überzeugt nach 20 Jahren in Linz.

Nationalspielerin Winter soll zum Start wieder voll belastbar sein

Doch nicht nur die Fahnenträgerin des Nachbarlandes bei den Olympischen Spielen 2016 stimmt Lodes positiv. Neben Liu kommt ja noch so etwas wie ein interner Zugang dazu: die zuletzt durch Schulterprobleme beeinträchtigte Nationalspielerin Sabine Winter, 24, die auch mit der Hilfe des früheren FC-Bayern-Teamarztes Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt wieder voll belastbar sein soll bis zum Saisonstart im Herbst. "Sie hat sich mit dem gesamten Verein in den vergangenen Jahren weiterentwickelt", sagt Lodes. Von Weltranglistenposition 150 vor fünf Jahren verbesserte sie sich mittlerweile unter die besten 40.

Denn es ist ja auch so in Kolbermoor: Sie wollen schon auch ihre eigenen Talente weiterentwickeln und ihnen den Sprung ins Bundesliga-Team ermöglichen. So solle die 16-jährige Laura Tiefenbrunner in der kommenden Saison ab und an mitspielen, allerdings vorwiegend noch zum Kader der zweiten Mannschaft in der dritten Liga gehören; im Jahr darauf könnte sie dann endgültig aufsteigen. "Sie hat das Niveau", sagt Lodes, "und will auch in der Bundesliga spielen." Und so kann sie natürlich auch zum Vorbild für weitere Talente im Verein werden. Denn wer die Berlinerinnen langfristig herausfordern will, braucht schließlich eine ebenso ausgeglichene Mannschaft.

© SZ vom 02.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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