Tischtennis:Grüße vom Gipfel

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Dem Neuling TTC Neu-Ulm gelingt der erste Bundesliga-Sieg, der TSV Bad Königshofen ist Tabellenführer - zumindest bis Dienstag.

Von Andreas Liebmann

Sie wissen, dass es nur eine Momentaufnahme ist, aber warum soll man nicht auch mal kurze Momente genießen? Am vergangenen Freitag postete der Tischtennis-Erstligist TSV Bad Königshofen auf seiner Facebook-Seite einen Glückwunsch an den neuen bayerischen Nachbarn in der TTBL, den TTC Neu-Ulm. Denn der hatte am Abend 3:2 gegen Saarbrücken gewonnen. Verknüpft war diese Gratulation allerdings mit der genüsslichen Frage: "Ja, wer thront da denn noch immer auf der Pole-Position?" Ganz oben im Klassement, man ahnt es, steht nämlich weiterhin der TSV Bad Königshofen, der Außenseiter aus Unterfranken. Mit 6:0 Punkten und 9:1 Spielen. Und die Frage war sicher nicht als Stichelei in Richtung Neu-Ulm gedacht, sondern tatsächlich Ausdruck diebischer Freude über dieses kuriose Tabellenbild.

Der TTC Neu-Ulm hatte jedenfalls im vierten Anlauf seinen ersten Sieg geschafft. Es war sein erster in Deutschlands höchster Liga, und weil der Verein eigens für den per Wildcard erworbenen Platz in der TTBL gegründet wurde, war es zugleich sein erster Sieg überhaupt. Zu verdanken war er dem seit Wochen stark auftrumpfenden portugiesischen Spitzenspieler Tiago Apolonia, der selbst fünf Jahre lang für Saarbrücken aktiv war und sich erst deutlich gegen Cristian Pletea und dann auch überraschend klar gegen den ehemaligen Bad Königshöfer Darko Jorgic durchsetzte. Auch wenn der Erfolg durch das Fehlen der Saarbrücker Shang Kun und Patrick Franziska kräftig unterstützt wurde: Gustavo Tsuboi und Abdel-Kader Salifou, die im Einzel beide leer ausgegangen waren, nutzten die Gunst der Stunde und gewannen das entscheidende Doppel. Es war bereits das dritte der Saison, aber das erste mit gutem Ausgang. "Der erste Sieg ist ein Berg, den wir nun bestiegen haben", kommentierte Apolonia poetisch. "Jetzt können wir mit mehr Selbstvertrauen in die nächsten Spiele gehen."

Das nächste Spiel folgte gleich zwei Tage später, es endete in einer 2:3-Niederlage im Pokal gegen Titelverteidiger Ochsenhausen. Wieder war es knapp, und wieder wuchs Apolonia über sich hinaus, indem er zunächst in fünf Sätzen den Österreicher Stefan Fegerl und dann sogar den Weltranglistensechsten Hugo Calderano bezwang (7:11, 11:7, 6:11, 11:9, 11:9).

Der TSV Bad Königshofen wird gewarnt sein. Er empfängt die Neu-Ulmer nächsten Sonntag. Im Pokal ist auch er am Wochenende im Achtelfinale ausgeschieden, gegen Fulda gab es eine 2:3-Niederlage. Dabei kam der Kroate Filip Zeljko anstelle von Kilian Ort zum Saisondebüt. Mizuki Oikawa gewann beide Einzel. Bad Königshofens Routinier Bastian Steger war überraschend auf Position drei aufgeboten, wo er Ruwen Filus unterlag und im Doppel mit Zeljko den Entscheidungssatz 9:11 verlor.

Ob der TSV Bad Königshofen Neu-Ulm tatsächlich als Tabellenführer empfangen kann, ist noch unklar. Das entscheidet sich an diesem Dienstag. Denn da treten die Unterfranken beim SV Werder Bremen an, der zweiten in der Liga noch ungeschlagenen Mannschaft. Durch diesen Umstand wird die aktuelle Tabelle noch etwas kurioser, denn die Bremer zählten im Vorjahr alles andere als zu den Spitzenteams. Das Beste, was sie hatten, war ihr überragender Bastian Steger - und den 38-Jährigen haben nun die Königshöfer. Steger trifft also auf seinen alten Verein, und doch auf eine völlig andere Mannschaft. Werder hat neben Kirill Gerassimenko aus Grenzau vor allem den Schweden Mattias Falck geholt, den WM-Zweiten im Einzel. Auch Bremen schied am Sonntag aus dem Pokal aus, 2:3 gegen Düsseldorf. Falck bezwang dabei in drei glatten Sätzen einen gewissen Timo Boll.

© SZ vom 24.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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