Erst die linke Schulter, nun das rechte Auge: Der Traum von der siebten Olympiateilnahme droht für Timo Boll zu platzen. Deutschlands Tischtennis-Spitzenspieler musste seine Teilnahme an der Team-WM in Busan in Südkorea absagen. Eine Entzündung der Regenbogenhaut lässt einen Einsatz nicht zu. "Ich bin wirklich enttäuscht, dass ich die Weltmeisterschaften in Busan verpasse, vor allem weil ich mich körperlich wirklich gut gefühlt habe und die Form auch gestimmt hat", sagte Boll. Die Ärzte hätten ihm geraten, die Augen-Entzündung entsprechend zu behandeln und auszukurieren, damit der Sehnerv nicht bleibend geschädigt wird.
Mehr als die verpasste 21. WM-Teilnahme schmerzt Boll offenbar, dass er vor den Sommerspielen in Paris (26.7. bis 11.8.2024) nicht wie sonst trainieren kann. Mit starken Leistungen in Südkorea wollte sich Boll, der im Vorjahr bereits sechs Monate wegen einer Schulterverletzung pausieren musste, aufdrängen. Doch daraus wird nichts. Jetzt stehen in Busan andere im Rampenlicht: Europameister Dang Qiu, der Olympia-Dritte Dimitrij Ovtcharov, Doppel-Ass Patrick Franziska und Benedikt Duda fordern das Spitzenquartett aus China heraus. Es wäre der erste deutsche WM-Titel der knapp 100-jährigen Turniergeschichte. Der Auftakt gelang mit einem mühelosen 3:0 über die USA.
Nur drei Spieler darf Bundestrainer Jörg Roßkopf für die Sommerspiele in Paris nominieren, für die das deutsche Team das WM-Viertelfinale erreichen muss. Roßkopf geht nicht von ungefähr von "der schwersten Entscheidung, die ich je treffen musste" aus. Gut möglich ist es, dass Boll ohne WM-Empfehlungsschreiben aus dem Odenwald zuschauen muss. Der 42-Jährige sagt, das Team sei auch ohne ihn stark. Ob er überhaupt noch einmal bei einer WM an der Platte stehen wird, ist unwahrscheinlich. "Es kann sein, dass Busan meine letzte WM ist", hatte der Düsseldorfer zuletzt gesagt, "ich habe das noch nicht endgültig entschieden, aber das kann wirklich gut sein." Nun geht es für ihn ohnehin erst mal um Olympia.