Tennis:Nur die Nummer eins kann ihn stoppen

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Einer, der Emotionen zeigt: Oscar Otte kommt beim Tennis-Publikum an. (Foto: Mathias Schulz/tennisphoto.de/Imago)

Der Kölner Oscar Otte verbucht beim Rasen-Turnier in Halle das nächste Halbfinale auf der ATP-Tour und gilt nun plötzlich als jemand, der in Wimbledon überraschen könnte.

Die Zuschauer erhoben sich, als Oscar Otte in der brütenden Nachmittagshitze von Halle den Court verließ. Der Tennisprofi aus Köln war beim westfälischen Rasenturnier mit bärenstarken Leistungen zum Publikumsliebling aufgestiegen - erst der Weltranglistenerste Daniil Medwedew war im Halbfinale eine Nummer zu groß. Otte unterlag dem Russen 6:7 (3), 3:6 und muss damit weiter auf seine erste Endspiel-Teilnahme warten. Den Titel holte am Sonntag dann der Pole Hubert Hurkacz mit einem 6:1, 6:4-Sieg gegen Medwedew.

"Ich hatte meine Chancen. Auch heute. Gegen die Nummer eins muss man die aber auch nutzen, sonst wird es nichts", sagte Otte im ZDF, noch überwog beim 28-Jährigen die Enttäuschung. Aber: "Es hat mega Bock gemacht hier vor 11 000 Fans, das Turnier war wieder ein Schritt in die richtige Richtung." Trost für Otte: Ab Montag wird er mindestens als Weltranglisten-38. und damit so hoch wie nie geführt sein. Hinter dem verletzten Alexander Zverev (Hamburg) hat er sich als deutsche Nummer zwei etabliert. In München hatte er Ende April bereits auf Sand die Runde der letzten Vier erreicht. Nach den beiden Rasen-Halbfinals von Stuttgart und Halle gilt er auch in Wimbledon (ab 27. Juni), wo russische Spieler wie Medwedew ausgeschlossen sind, als Überraschungskandidat. "Das ist eines der schönsten Turniere, und ich hoffe natürlich, dass ich da an meine Leistungen anknüpfen und vielleicht auch einiges reißen kann", sagte er. "Ich bin mega-heiß und ready."

Rafael Nadal will nach seiner Fuß-Behandlung in Wimbledon spielen

In Halle bewies Otte sein Gespür für Rasen, auch wenn Medwedew bei Temperaturen jenseits der 30 Grad nach 1:37 Stunden seinen ersten Matchball verwandelte. Wie schnell sich der langjährige Mitläufer der Tennistour aber zu einem Topspieler gemausert hat, ist schon jetzt beeindruckend. Der Durchbruch gelang ihm im vergangenen Jahr mit dem Achtelfinaleinzug bei den US Open, seitdem ging es immer in die richtige Richtung. Sein guter Aufschlag, der Return und die soliden Volleys lassen ihn auf Rasen zu einem unangenehmen Gegner werden - auch für die Besten der Szene. Medwedew hatte zumindest Mühe, eine erneute Halle-Niederlage gegen einen deutschen Außenseiter zu vermeiden. 2021 hatte er in Runde eins gegen Jan-Lennard Struff verloren. Otte, der noch nie einen Top-10-Spieler bezwungen hat, vergab im ersten Durchgang beim Stand von 5:3 einen Satzball. Im zweiten Satz war Medwedews Break zum 4:2 entscheidend.

Weiter südlich, auf Mallorca, äußerte sich Rafael Nadal über seine nächsten Schritte. Der Spanier plant trotz seiner großen Fußprobleme die Teilnahme in Wimbledon. "Es ist meine Absicht, in Wimbledon zu spielen", sagte der Grand-Slam-Rekordsieger bei einer Pressekonferenz auf seiner Heimatinsel. "Die Behandlung und die letzte Trainingswoche sagen mir, dass es eine Chance gibt", sagte der Spanier. Er werde "am Montag nach London reisen, ein Showspiel in Hurlingham bestreiten und eine Woche trainieren, um zu sehen, ob es möglich ist." Nadal hatte sich zuletzt nach seinem 14. Triumph bei den French Open einer Behandlung am linken Fuß unterzogen. Beim 36-Jährigen wurde eine "gepulste Radiofrequenzstimulation" durchgeführt, um Nervenschmerzen zu lindern. Nadal leidet seit Jahren am Müller-Weiss-Syndrom, einer seltenen und degenerativen Erkrankung, welche die Knochen in den Füßen betrifft. Das lässt seine Leistungen noch beeindruckender und wunderlicher erscheinen.

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