Tennis:Nervige Nachhilfestunden

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"Ich habe langsam keine Lust mehr zu lernen": Der nach seinem Aus frustrierte Alexander Zverev will endlich seine Meisterprüfung ablegen. (Foto: John Walton/dpa)

In Alexander Zverev verlässt der letzte Deutsche das Turnier in Wimbledon. Der ambitionierte Hamburger nimmt hohe Ziele mit: Er hat genug vom Lernen.

Von Barbara Klimke, London

Auch in diesem Jahr hat Alexander Zverev in Wimbledon gezeigt, über welch phänomenales Potenzial als Tennisspieler er verfügt: harte Grundschläge, Passierbälle, brillante Returns, Ausdauer, Cleverness, Übersicht zählen zu seinem Repertoire. Was noch nicht zu den Stärken des 20-Jährigen gehört, ist die Geduld. Er habe es satt, ständig zu verlieren, gab Zverev nach seinem Scheitern im Achtelfinale von Wimbledon bekannt: "Bei jedem Match, das ich verliere, heißt es, dass ich aus Niederlagen lerne", sagte er. "Aber ich habe langsam keine Lust mehr zu lernen." Was er will, ist Titel gewinnen.

Sichtlich frustriert analysierte Zverev seine Fünfsatzniederlage im Achtelfinale gegen den Vorjahresfinalisten Milos Raonic aus Kanada (6:4, 5:7, 6:4, 5:7, 1:6), die er als ein Match der verpassten Möglichkeiten ansah. Als er später den Zettel mit der offiziellen Spielstatistik in den Händen hielt, fühlte er sich bestätigt. "Es gibt keine Statistik, in der ich schlechter war als er", behauptete Zverev, "von den genutzten Breakchancen abgesehen." Es war jene schlechte Quote (Zverev nutzte nur drei von 17 Möglichkeiten zu einem Break), die das Match entschied.

Ein Sieg über Raonic hätte dem erfolgshungrigen Alexander Zverev, der erstmals im Turnier an Nummer zehn gesetzt war, ein Spiel gegen Roger Federer auf der berühmtesten Bühne des Tennis, dem Centre Court von Wimbledon, beschert. Zudem wäre es eine Gelegenheit gewesen, an dem Schweizer Ausnahmespieler Revanche zu nehmen, dem er erst im Juni im Finale des Turnier von Halle/Westfalen unterlag. Stattdessen packt er nun seine Sachen, um nach Florida zu fliegen. Dort will er sich von Montag an auf die Hartplatzsaison und den nächsten Höhepunkt im Turnierkalender, die US Open, vorbereiten.

Nach der Niederlage Zverevs ist nun kein deutscher Spieler mehr bei den Championships im All England Club vertreten. Denn auch die Vorjahresfinalistin Angelique Kerber, 29, aus Kiel ist im Achtelfinale gescheitert. Kerber wird ihre Spitzenposition in der Weltrangliste verlieren. Allerdings zeichnete sich bei ihren vier Matches in Wimbledon ein Anstieg ihrer zuletzt desaströsen Formkurve ab. Überzeugt hatte in Wimbledon im Frauenwettbewerb von DTB-Spielern nur Carina Witthöft aus Hamburg, die zum fünften Mal seit 2015 in die dritte Runde eines Grand-Slam-Turniers eingezogen war.

Auch Alexander Zverevs Bilanz in diesem Jahr ist beeindruckend positiv: Er hat erstmals ein wichtiges Turnier gewonnen, im Frühjahr in Rom, und ist im Ranking mittlerweile in das Dutzend der weltbesten Spieler aufgestiegen. "Ich weiß, dass ich nicht weit weg bin von den Besten", sagte er zum Abschied in Wimbledon: "Das wusste ich, als ich in Melbourne gegen Nadal verloren habe und als ich in Miami gegen Kyrgios unterlag." Er habe viele Matches bestritten, in denen er die Elite an den Rand der Niederlage brachte: "Und davon habe ich auch genug."

© SZ vom 12.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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