Tennis:Kommentarlos weg

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Wut-Anfall im zweiten Satz: Beim Stand von 4:6, 3:3 kassierte Serena Williams das entscheidende Break - sie half der Ukrainerin Jelina Switolina gehörig, indem ihr allein in diesem Aufschlagspiel fünf Doppelfehler unterliefen. (Foto: imago)

Serena Williams unterlaufen gegen die Ukrainerin Jelina Switolina 37 leichte Fehler, in einem Spiel gar fünf Doppelfehler. Nach ihrem Aus taucht sie enttäuscht ab.

Serena Williams wollte nur eines: so schnell wie möglich weg. Ein Gruß in das Publikum, ein kurzes Fernsehinterview - und dann war von der Weltranglistenersten nach ihrem überraschenden Achtelfinal-Aus beim olympischen Tennisturnier nichts mehr zu sehen und zu hören. Gern hätten die Berichterstatter die überragende Spielerin ihrer Generation gefragt, warum sie in Rio de Janeiro gegen die Ukrainerin Jelina Switolina mit 4:6, 3:6 am Ende fast schon schicksalsergeben untergegangen war. Doch die 22-malige Grand-Slam-Siegerin wollte am Dienstagabend (Ortszeit) nicht mit den Medien sprechen. Zwar tauchte sie kurz in der Mixed Zone auf. Doch sie war gleich wieder weg.

Ein Sprecher des US-Verbandes trug Satzbrocken von Williams vor

Den wartenden Journalisten ließ sie über einen Sprecher des amerikanischen Verbandes USTA nur wenige Satzbrocken hinwerfen. Ein ungewöhnliches Prozedere - auch und gerade bei Olympia. Und ihre übermittelten Statements klangen dann so: Natürlich sei sie enttäuscht, die bessere Spielerin habe gewonnen. Eine Medaille zu gewinnen, sei doch eines ihrer großen Ziele gewesen. Und zuletzt: "Es war beeindruckend. Es hat Spaß gemacht. Aber es ist jetzt vorbei." Das ist richtig, denn die Einzel-Olympiasiegerin von London 2012 ist in Brasilien auch schon im Doppel ausgeschieden. An der Seite ihrer Schwester Venus - die beiden haben immerhin 2000, 2008 und 2012 gemeinsam Gold geholt - war sie bereits zuvor in der ersten Runde an den Tschechinnen Barbora Strycova und Lucie Safarova gescheitert.

Das Auf und Ab geht für Serena Williams in diesem turbulenten Tennisjahr also weiter. Sie hatte das Finale bei den Australian Open in Melbourne gegen Angelique Kerber verloren, dann auch das Finale bei den French Open in Paris gegen die Spanierin Garbiñe Muguruza - auf der Jagd nach dem ersehnten 22. Grand-Slam-Sieg gab es für Williams ungewohnte Rückschläge. Erst in Wimbledon zog die 34-Jährige mit Rekordhalterin Steffi Graf gleich. In Rio wollte sie nun etwas erreichen, was auch der einzigartigen Graf nicht gelungen war: die Wiederholung eines Olympiasieges. Doch 37 unerzwungene Fehler waren gegen Switolina einfach zu viel. Kurios und bezeichnend war, dass Williams der Ukrainerin das vorentscheidende Break zum 3:4 im zweiten Satz mit fünf Doppelfehlern ermöglichte. Und erstaunlich, dass Switolina die sich ihr bietende Chance ergriff auf dem Center Court vor 10 000 Zuschauern. Ihr Rezept? "Ich habe versucht, nicht darüber nachzudenken, dass ich gegen Serena Williams spielte, die Olympiasiegerin, die so viele Grand Slams gewonnen hat", sagte sie. Der Plan ging auf.

© SZ vom 11.08.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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