Tennis:Große Namen

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Pat Cashs Schützling: Der US-Amerikaner Brandon Nakashima, 19, steht derzeit auf Weltranglisten-Platz 202. (Foto: Glenn Yoza/imago images)

Beim Tennisturnier in Ismaning ist der einstige Weltklassespieler Pat Cash als Trainer dabei und der Sohn von Petr Korda. Auf der Tribüne dürfen wegen der Pandemie allerdings nur Sponsoren sitzen.

Von Sebastian Winter

Am vergangenen Mittwoch hat Peter Aurnhammer eine E-Mail bekommen, der Absender: Pat Cash. "Maybe you know me, I'm a former Wimbledon-Champion", schrieb Cash. Aurnhammer, Veranstalter des Tennis-Challengers in Ismaning, bei dem an diesem Montag das Hauptfeld startet, musste schmunzeln. Jeder, der in der damaligen Zeit mit Tennis aufwuchs, kennt schließlich Cash, einen der besten und auch schillerndsten Tennisprofis der Achtzigerjahre; den Serve- and Volleyspezialisten mit dem breiten Stirnband, der sich nicht sonderlich scherte um die Etikette in seinem Sport. Auch nicht in Wimbledon, wo er 1987 das Finale gegen Ivan Lendl gewann und anschließend mitten durch die Zuschauerreihen die Box seiner Liebsten erklomm - zum Entsetzen der feinen Gesellschaft auf den Ehrenplätzen.

Cash ist nun seit ein paar Tagen in Ismaning. Natürlich nicht, um selbst zu spielen, obwohl der Australier - inzwischen mit kurzen Haaren, aber ohne Stirnband - immer noch fit wirkt. Cash ist als Trainer des US-Talents Brandon Nakashima dabei. Der 19-jährige Weltranglisten-202. hat zuletzt bei den US Open Alexander Zverev in der zweiten Runde einen harten Kampf geliefert, bevor er in vier Sätzen verlor. An diesem Montag ist sein erstes Spiel in Ismaning gegen den Italiener Matteo Viola.

"Sympathisch - und kleiner, als ich gedacht habe", fand Aurnhammer den wohl berühmtesten Mann bei diesem Turnier, der gleich am Donnerstag beim Training ein paar Bälle mit Nakashima schlug, das Tempo des Juniors aber nicht mehr ganz mitgehen konnte. "Dass wir hier im vierten Jahr schon den zweiten Wimbledonsieger auf der Anlage haben, ist schon toll", sagte Aurnhammer (2017 war Boris Becker da), schränkte aber ein: "Er würde in einer normalen Situation mehr Zuschauer in die Halle locken. Aber es ist nun mal in diesem Jahr der große Wermutstropfen, dass wir praktisch keine Fans dahaben dürfen."

Denn beim mit 44 820 Euro dotierten Turnier dürfen wegen der Corona-Pandemie nur wenige Gönner und Sponsoren vor Ort zuschauen. Der Normalo-Tennisfan, der auch deshalb gerne auf die Anlage kommt, weil sich Profis und Zuschauer dort immer sehr nahe kommen, muss auf den Liveticker und den Livestream im Internet ausweichen. Überhaupt sind die Regeln streng, jeder Spieler muss einen Negativtest vor Turnierantritt vorweisen, es wird Fieber gemessen, die Profis werden, so gut es geht, abgeschirmt.

Trotzdem haben die Veranstalter bei der vierten Auflage das bislang stärkste Teilnehmerfeld zusammenbekommen. Als Favorit gilt Yannick Hanfmann, der an der Tennisbase Oberhaching lebt und trainiert - und zurzeit in exzellenter Form ist. Gerade erst hat der in Ismaning an Position zwei gesetzte 28-Jährige bei den Sardegna Open in Cagliari das Viertelfinale erreicht, beim ATP-Turnier in Kitzbühel kam er kürzlich ins Finale. In Hamburg bezwang er zwischendurch den Top-ten-Spieler Gael Monfils. Neben Hanfmann, der durch den Erfolg auf Sardinien wieder unter die besten 100 der Welt kommt, sind weitere aktuelle oder ehemalige Top-100-Spieler am Start. Wie der slowakische Titelverteidiger Lukas Lacko, der Setzlisten-Erste Federico Delbonis aus Argentinien oder der Serbe Viktor Troicki, ehemals die Nummer zwölf der Welt. Auch Dustin Brown ist dabei, der Deutsche mit der Rastafrisur, der in Wimbledon schon Rafael Nadal bezwang. Lokalmatador Max Rehberg erhielt eine Hauptfeld-Wildcard.

Den bekanntesten Namen - nach Cash - trägt allerdings das zweite große US-Talent. Sebastian Korda, 20, ist als Nachrücker ins Turnier gerutscht und am Samstag angekommen. Allerdings ohne seinen Vater Petr Korda, den Australien-Open-Sieger von 1998 und French-Open-Finalisten. Der ist zuhause in den USA geblieben, aber von seinem Sohn ist in Ismaning einiges zu erwarten. Immerhin hat Sebastian Korda 2018 den Juniorentitel bei den Australian Open gewonnen - 20 Jahre nach dem Grand-Slam-Sieg seines Vaters. Außerdem kam der Junior gerade bei den French Open in die dritte Runde - wo er an Rafael Nadal scheiterte.

Der Mailverkehr von Aurnhammer und Cash am Mittwoch ging übrigens noch weiter. Cash, inzwischen 55, fragte, ob er denn einen Physiotherapeuten in Anspruch nehmen könne, "as you know, I'm old". Aurnhammer schmunzelte wieder, er kennt das, wenn es hier und da anfängt zu zwicken. Den Physio hat er Cash gerne zur Verfügung gestellt.

© SZ vom 19.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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