Tennis:Fragen auf rotem Sand

Wimbledon Championships Qualifying - Day 2; Sabine Lisicki

Sabine Lisicki.

(Foto: Justin Setterfield/Getty Images)

Das Nürnberger Tennisturnier steht vor einer ungewissen Zukunft: Der Vertrag mit dem Hauptsponsor läuft aus. Dabei ist das mit 250000 Euro dotierte, zweitgrößte deutsche Frauenturnier nicht nur für die Profis wichtig.

Von Barbara Klimke

Als Wohlfühlort wird die Anlage mit den ziegelroten Plätzen am Valznerweiher oft beschrieben. Hervorragenden Service bieten viele Tennisveranstalter an, und auch bei anderen Turnieren werden die Profispielerinnen gut betreut und gut bekocht. In Nürnberg jedoch dürfen sie sich besonderer Fürsorge sicher sein. An Sabine Lisicki zum Beispiel hat Turnierdirektorin Sandra Reichel eine Wildcard für die WTA-Veranstaltung geschickt, und das ist für die Wimbledon-Finalistin von 2013 womöglich mehr wert als eine Einladung auf dickem Büttenpapier. Lisicki ist nach einigen unglücklichen Niederlagen bis auf Platz 297 in der Weltrangliste zurückgefallen, die Wildcard bedeutet nun, dass sie sich Stress und Nerven sparen kann: Sie darf bei dem Turnier, das am Sonntag beginnt, gleich im Hauptfeld antreten, statt sich wie zuletzt so oft durch die kraftraubende Qualifikation zu schlagen.

Auch an Anna-Lena Friedsam aus Neuwied erging eine solche freundliche Einladung, um ihr nach zwei Schulteroperationen die Rückkehr in die Weltspitze zu erleichtern. Denn wo könnten die Spielerinnen des Deutschen Tennis Bundes (DTB) auf mehr Interesse und Unterstützung des Publikums hoffen als in Nürnberg, bei dem mit 250 000 Euro dotierten, zweitgrößten deutschen Frauenturnier?

So haben auch in diesem Jahr wieder einige der besten deutschen Solistinnen ihr Kommen zugesagt. Das Feld wird angeführt von Andrea Petkovic und Mona Barthel; Julia Görges sagte ihren Auftritt am Freitagabend wegen einer in Rom erlittenen Oberschenkelverletzung kurzfristig ab. Kurz zuvor hatte die Turnierdirektorin dafür den Auftritt von Swetlana Kusnezowa, 33, verkünden können. Die frühere Nummer zwei der Weltrangliste aus St. Petersburg nutzt wie viele andere Akteurinnen die Gelegenheit, sich in der Woche vor dem Beginn des zweiten Grand-Slam-Turniers auf rotem Sand für Paris einzuspielen. Als letzter Testlauf vor den French Open ist das Nürnberger Turnier längst etabliert.

Und dennoch stellt sich für Turnierchefin Sandra Reichel die Frage, wie es nach sieben Jahren weitergeht. Das Nürnberger Versicherungsunternehmen, das die Veranstaltung unterstützt, engagiert sich zum letzten Mal. "Der Vertrag läuft dieses Jahr aus", bestätigt Reichel, die Zukunft des Turniers sei offen. Damit steht sie vor der Aufgabe, entweder einen neuen Namenssponsor zu finden, oder den Wettbewerb "auf eine breitere Basis" zu stellen, also die Finanzierung auf mehrere Geldgeber zu verteilen. Nur "als letzte Möglichkeit" käme für Reichel in den Betracht, "den Standort aufzugeben und mit der Lizenz umzuziehen"; zu viel habe sie in den vergangenen Jahren in Franken aufgebaut - "mit Herzblut", wie sie sagt. Denn das Nürnberger Tennisturnier gibt nicht nur den Profis die Gelegenheit, Weltranglistenpunkte zu sammeln; es hat stets auch Kindern und Jugendlichen eine Bühne geboten, um ihr Können vor Publikum vorzuführen. Auch diesmal wird ein Nationen-Cup für Kinder unter 14 Jahren aus Deutschland, Österreich, Tschechien und der Schweiz ausgetragen. Die U12-Junioren aller bayerischen Tennis-Bezirke messen sich in einem Wettbewerb; und auch die ganz Kleinen können den Großen nacheifern und beim Talentino-Cup den Schläger schwingen. Wer wissen will, wie die "Next Gen", die jüngsten Tennisgeneration, mit dem Filzball umgeht, ist am Valznerweiher bis Samstag kommender Woche also ebenfalls gut aufgehoben.

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