Tennis:Fixer Termin

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"Keine bewusste Doperin": Nach 15 Monaten Zwangspause steigt Maria Scharapowa wieder ein. (Foto: Isaac Brekken/AP)

Maria Scharapowa wird ihr Comeback nach 15-monatiger Sperre beim Turnier in Stuttgart geben. Die Veranstaltung wird von Titelsponsor Porsche finanziert, für den Scharapowa schon vor ihrer Sperre als Markenbotschafterin tätig war.

Von Philipp Schneider

In der Woche vor Weihnachten gab es einen spannenden Versuchsaufbau auf der kleinen Karibikinsel Puerto Rico. In der Hauptstadt San Juan wurde etwas Unerhörtes geprobt, dessen Ausgang ungewiss war. Das Experiment lautete: Wie reagiert die Öffentlichkeit auf die Rückkehr einer geständigen Dopingsünderin im Tennis, die ihren Sport viele Jahre geprägt hatte, auch als sie nicht mehr Nummer eins war - und selbst dann die bestbezahlte Athletin der Welt blieb?

Interessant war dieses im Coliseu José Miguel Agrelot, der größten Halle des Landes, ausgetragene Match zwischen Maria Scharapowa und der puertoricanischen Olympiasiegerin Monica Puig insbesondere vor dem Hintergrund, dass Scharapowa zu diesem Zeitpunkt noch ihre vom Tennis-Weltverband ITF für zwei Jahre verhängte, und später vom Internationalen Sportgerichtshof Cas auf 15 Monate verkürzte Sperre wegen Missbrauchs des leistungssteigernden Mittels Meldonium abzusitzen hatte.

Legal war das Experiment trotzdem. Es handelte sich ja nur um ein Showmatch. Und es glückte aus Sicht der Russin, obwohl sie in drei Sätzen verlor. Denn 12 000 Zuschauer klatschten und jubelten so ekstatisch bei ihrem Auftritt, als habe dieser keine Vorgeschichte. "Vielleicht brauchen wir in zehn Jahren ein größeres Stadion, wenn ich für meinen Rücktritt zurückkomme", kündigte Scharapowa an am Ende ihrer karibischen Inszenierung, die eine klare Botschaft senden sollte: Seht her, das Tennis braucht mich mindestens genauso sehr wie ich es - und bald bin ich wieder zurück.

Am 26. April beginnt ihr Comeback auf der Tour

Dass die fünfmalige Major-Siegerin ab dem 26. April, also viereinhalb Wochen vor Beginn der French Open, wieder spielberechtigt sein würde, stand fest seit dem Tag, an dem der Cas geurteilt hatte, sie sei kein "intentional doper" - also jemand, der mit Vorsatz eine verbotene Substanz zu sich genommen habe. Seit Dienstag ist nun klar, dass Scharapowa ihr Comeback beim vier Tage vorher startenden WTA-Turnier in Stuttgart geben wird.

Eine Überraschung ist auch das nicht. Das Turnier wird von Titelsponsor Porsche finanziert, für den Scharapowa schon vor ihrer Sperre als Markenbotschafterin tätig war. Auch hatte der Sportwagenhersteller Scharapowa im Gegensatz zu vielen ihrer anderen Werbepartner, die sich schon in den ersten Stunden nach Bekanntwerden ihres Dopingvergehens von ihr abgewendet hatten, nie fallen lassen. Dreimal hat Scharapowa die Veranstaltung schon gewonnen, die sie konsequenterweise zu einem ihrer Lieblingsturniere erkoren hat: 2012, 2013 und 2014; im vergangenen Jahr nutzte Angelique Kerber ihre gute Form und Scharapowas Sperre.

"Ich kann es kaum erwarten, wieder das zu tun, was ich liebe", teilte die überaus reuige Sünderin nun mit. Da sie im Zuge ihrer Sperre sämtliche Weltranglistenpunkte eingebüßt hat, benötigt sie dafür allerdings die Unterstützung der Turnierdirektoren. In Stuttgart erhält sie eine Wildcard. Und man darf davon ausgehen, dass es nicht ihre letzte gewesen sein wird.

© SZ vom 11.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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