Tennis:Durch die Hintertür

Lesezeit: 2 min

Nächste Station Mittelfranken: Der 24-jährige Schweizer Marc-Andrea Hüsler, Sieger des Challenger-Turniers von Ismaning, ist auch in Eckental wieder dabei. (Foto: Claus Schunk)

Das Challenger-Turnier in Eckental findet mit hohen Hygieneauflagen statt - und mit drei Akteuren aus den Top 100 der Weltrangliste.

Von Sebastian Winter

Die Organisatoren haben einigen Aufwand betrieben, um Profis aus der ganzen Welt zum Challenger-Turnier nach Mittelfranken in den Markt Eckental zu locken - trotz der Corona-Pandemie. Sogar eine neue Tür wurde an der Hinterseite der Tennishalle für die Spieler eingebaut, damit sie möglichst wenig Kontakt zu anderen haben. Nun werden sie mit einem Shuttle vom Hotel direkt zu dieser Hintertür gefahren, durch die die Akteure fast so heimlich wie Hollywood-Schauspieler vor ihren Matches hinein- und wieder hinausschlüpfen. Auf der Anlage aufhalten werden sich die Spieler nur für die Dauer ihrer Partie.

An diesem Samstag beginnt die 24. Auflage des Turniers, das sich Internationale deutsche Hallenmeisterschaft nennt, mit der Qualifikation, am Montag startet das Hauptfeld, am Dienstag die Doppelkonkurrenz. Die Organisatoren Marcus Slany und Fabian Reisch haben die Turnierwoche monatelang vorbereitet, schon im August zerbrachen sie sich den Kopf darüber, ob sie sich das alles überhaupt antun sollen. "Wir haben entschieden, es durchzuziehen, weil wir wollten, dass die Veranstaltung überlebt", sagt Reisch. Denn bei einer Absage, fürchteten sie, hätten sie womöglich den Termin in den bayerischen Herbstferien (der beispielsweise auch für die Rekrutierung der Ballkinder und anderer freiwilliger Helfer wichtig ist) oder gar das komplette Challenger kurz vor dem Jubiläumsjahr an einen anderen Standort verloren.

Allein die Entwicklung des Schutz- und Hygienekonzeptes nahm nun mehrere Wochen in Anspruch, um die Einhaltung der Regeln durchzusetzen, wurde Security-Personal beauftragt. "Wir sind uns der Verantwortung bewusst und wollen die Zahl der Personen auf der Anlage so gering wie möglich halten", sagt Slany. Der Turnierort ist außerdem in diverse Zonen mit abgetrennten Bereichen aufgeteilt.

Der sportliche Reiz ist groß, immerhin spielen auf der Anlage in dem Litauer Ricardas Berankis (68.), dem Österreicher Dennis Novak (92.) und dem Finnen Emil Ruusuvuori (98.) drei Top-100-Profis um den Titel. Der Schweizer Sieger des Challengers von Ismaning, Marc-Andrea Hüsler, ist wie Sebastian Korda, Sohn des früheren Weltklasse-Spielers Petr Korda, ebenfalls am Start. Aus deutscher Sicht ruhen die Hoffnungen auf dem Kölner Oscar Otte, dem ehemaligen Weltranglisten-39. Peter Gojowczyk aus München, Yannick Maden und Dustin Brown. Und auf Maximilian Marterer, der wohl eine Wildcard erhält.

Für sie alle gibt es einen zusätzlichen Motivationsschub. Denn das Turnier steigt nach Wünschen der ATP in diesem Jahr erst- und einmalig in die dritthöchste Kategorie 100 auf. Damit wird das Preisgeld auf 88 520 Euro verdoppelt. "Es gab eine Anfrage der ATP, ob wir das nicht machen wollen, weil es in unserer Woche wenig andere preisgeldstarke Turnier gibt. Sie ist uns dann auch finanziell ein bisschen entgegengekommen", sagt Reisch, der hofft, eine schwarze Null erreichen zu können.

Das wird wohl schwer genug werden in diesem Jahr, denn Zuschauer dürfen wegen der steigenden Corona-Zahlen nicht live vor Ort sein. Nach den aktuellen Bestimmungen sind keine Zuschauer auf der Tribüne zugelassen, nicht einmal Ehrengäste und Sponsoren. Auch der Plan, ein kleines TV-Studio für Interviews und Analysen aufzubauen, musste kurzfristig abgesagt werden. Interessierte können sich immerhin jedes Spiel im Livestream der ATP ansehen.

© SZ vom 30.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: