Tennis:Die Schnitzel-Diät trägt Früchte

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Die Arbeit ist ein Vergnügen: Alexander Zverev (links) und Frances Tiafoe amüsieren sich nach dem phasenweise herausragenden Finale von Wien. (Foto: Walter Luger/imago)

Für Alexander Zverev macht sich die eigenwillige Vorbereitung auf das Finale von Wien bezahlt. Durch seinen Erfolg zieht er in einer wichtigen Statistik mit Michael Stich gleich.

Überglücklich hob Alexander Zverev beide Arme in die Luft, das nächste Erfolgskapitel seines starken Tennisjahres genoss der Olympiasieger sichtlich. Mit großer Abgeklärtheit holte sich der 24-Jährige beim Turnier in Wien Schwung für den Saisonendspurt und feierte bereits seinen 18. Profi-Titel; genauso viele wie Michael Stich in seiner gesamten Karriere - mit dem feinen, aber nicht ganz kleinen Unterschied, dass Stich eines der vier Grand-Slam-Turniere gewinnen konnte (1991 in Wimbledon). Ein leidiges Thema für Zverev, auf das er in Wien nicht eingehen wollte.

Das Jahr sei "großartig", sagte er nach dem 7:5, 6:4 im hochklassigen Finale gegen den US-amerikanischen Qualifikanten Frances Tiafoe: "Ich habe Olympiagold gewonnen, zwei Masters- und zwei 500er-Turniere. Es ist sehr schwer, das zu toppen." Damit hat Zverev im nationalen Ranking nur noch Boris Becker vor sich. Deutschlands erfolgreichster Tennisspieler gewann in seiner Karriere 49 Turniere im Einzel, darunter auch sechs Grand-Slam-Events.

2017 hatte Zverev ebenfalls fünfmal in einer Saison triumphiert, aber nicht bei derart wichtigen Turnieren. Neben Olympia-Gold in Tokio hat er in diesem Jahr bereits die Masters-Events in Madrid und Cincinnati gewonnen und als Zugabe auch in Acapulco gesiegt. "Aber es kommen noch zwei Turniere", sagte er: "Ich hoffe, dass ich da auch gut abschneiden kann."

Zverev überlässt Tiafoe die Show und macht dafür die wichtigen Punkte

Vor dem Finale hatte er "ein sehr schwieriges Match" erwartet, schließlich spiele der vom früheren Topspieler Wayne Ferreira trainierte Tiafoe "gerade das Tennis seines Lebens". Auch die Unterstützung des Publikums hatte der Underdog sicher - und anders als der hochtalentierte spanische Teenager Carlos Alcaraz im Halbfinale stellte der US-Amerikaner die deutsche Nummer eins mit großer Power und viel Risiko vor ernsthafte Probleme.

Zverev, der mit einer 5:1-Bilanz gegen Tiafoe ins Match gegangen war, konnte sich jedoch auf seinen starken Aufschlag (19 Asse) verlassen und war im entscheidenden Moment des ersten Durchgangs mit dem Break zum Satzgewinn zur Stelle. Auch von der einen oder anderen Showeinlage Tiafoes ließ er sich nicht beirren. Im zweiten Durchgang schwanden dann dem Amerikaner etwas die Kräfte: Tiafoe, 23, hatte sich durch die Qualifikation ins Hauptfeld gearbeitet und im Halbfinale ein fast schon verlorenes Spiel gegen den Südtiroler Jannik Sinner noch gedreht. Und auch im Endspiel rackerte Tiafoe zur Freude der mehr als 8000 Zuschauer. "Es macht mir einfach nach der Corona-Zeit wieder Spaß, im vollen Stadion zu spielen, etwas, das ich sehr vermisst habe. Ich brauche die Energie", sagte Zverev über die Atmosphäre in der Stadthalle.

Der Sieger scherzte anschließend über seine "Schnitzel-Diät", die ihm sarkastische Kommentare seiner neuen Gefährtin Sophia Thomalla eingebracht hatte. "Sie sagt mir die ganze Zeit, wie kannst du die ganze Zeit so viel Schrott essen und noch so dünn sein? Ja, dafür bewege ich mich halt 18 Stunden am Tag auf dem Platz." Gegen Tiafoe machte er nach 1:35 Stunden seinen 18. Turniergewinn perfekt - die meisten überhaupt eines in den 1990ern geborenen Spielers.

Nicht nur im Ranking der deutschen Turnierchampions schloss Zverev damit zu seinem früheren Förderer Stich auf, sondern auch in der Siegerliste von Wien. Vor 30 Jahren hatte der Elmshorner beim Traditionsturnier triumphiert, auch Becker (1996) und Philipp Petzschner (2008) gewannen in der Stadthalle. Sogar zweimal erfolgreich war Tommy Haas (2001, 2013).

Zverev geht nun mit viel Selbstbewusstsein in die beiden verbleibenden Höhepunkte des Tennisjahres. Sowohl beim am Montag startenden Masters in Paris, wo er ein Freilos besitzt, als auch bei den ATP Finals der acht Jahresbesten in Turin (14. bis 21. November) gilt die deutsche Nummer eins in dieser Form einer der Favoriten, der niemanden fürchten muss.

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