Tennis:Der nächste Schritt

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Starker Lauf: Alexander Zverev zieht beim ATP-Turnier in Rom ins Finale ein. (Foto: Michael Steele/Getty Images)

Alexander Zverev zieht in Rom erstmals in seiner jungen und steilen Karriere in das Finale bei einem Masters-Turnier ein. Das verdankt er einem besonderen Moment.

Von Max Ferstl, Rom/München

Es gibt in vielen Tennispartien diesen einen Moment, der das Match in die eine oder andere Richtung kippen lässt. Am Samstagnachmittag in Rom dauert es eineinhalb Stunden, dann war dieser Moment plötzlich da: Alexander Zverev führte 3:1, lag aber bei eigenem Aufschlag 0:40 hinten. Sein Gegner, der Amerikaner John Isner, hatte also drei Möglichkeiten, den Aufschlagvorteil zurückzuerobern. Zverev schlug einen krachenden Aufschlag. Es folgte ein zäher Ballwechsel, Zverev scheuchte seinen Kontrahenten über den Platz, bis dieser patzte. Es folgte ein weiterer unerreichbarer Aufschlag, Zverev ballte die Faust. Isners Kopf ging nach unten. Er wusste, er hatte den Moment verpasst.

Zverev gewann auch die nächsten beiden Punkte und kurz darauf das Match: 6:4, 6:7, 6:1. Zum ersten Mal zieht der 20-Jährige bei einem Masters-Turnier ins Finale ein, der zweithöchsten Kategorie nach den Grand-Slams. Er sei "unglaublich glücklich", sagte Zverev anschließend. Er spürt, dass er gerade dabei ist, sein Tennis auf ein neues Level zu heben. Dieses Gefühl hatte Zverev schon nach dem Viertelfinal-Sieg über den aufschlagstarken Kanadier Milos Raonic, als er erstmals in ein Masters-Halbfinale eingezogen war: "Es ist ein weiterer, ziemlich großer Schritt in meiner Karriere."

"Ich habe so viele gute Spieler geschlagen"

Zverev hat in seiner Karriere schon drei Turniere gewonnen: Sankt Petersburg im Herbst 2016, in diesem Jahr folgten Siege in Montpellier und in München vor ein paar Wochen. Es waren verglichen mit dem Turnier in Rom kleine Turniere der 250er-Kategrie. Bemerkenswert zwar, doch es ist den kritischen Deutern der Tenniswelt nicht entgangen, dass Zverevs Erfolg bei den größten Turnieren bisher "überschaubar" geblieben ist, wie Boris Becker im Februar betonte.

Die vergangenen Wochen scheinen diese Beobachtung zu überholen. Zverev reiht bei den Masters-Turnieren gute Ergebnisse aneinander - Tendenz steigend. In Monte Carlo war in der dritten Runde gegen den späteren Turniersieger Rafael Nadal Schluss, in Madrid stieß er bereits ins Viertelfinale vor, in Rom nun der Finaleinzug. "Ich habe so viele gute Spieler geschlagen", freute sich Zverev. Zwar hat der 20-Jährige die vergleichsweise leichtere, obere Hälfte der Auslosung erwischt. Er vermied damit eine Kollision mit den besten Sandplatzspielern des Jahres, Rafael Nadal und Dominic Thiem, die beide in die untere Hälfte gelost worden waren. Doch Zverev hat es verstanden, die günstige Gelegenheit zu nutzen.

Das Race to London, das die Punkte der aktuellen Saison zählt, wird Zverev am Montag auf Position vier führen. In der Weltrangliste rückt er auf Platz 14 vor, auf zehn, sollte er das Finale gewinnen. Zverev nähert sich mit großen Schritten der Spitze an. Am Sonntag (16 Uhr) trifft er auf einen Gegner, der sich dort bereits etabliert hat: Novak Djokovic. "Wird hoffentlich ein interessantes Finale", sagte Zverev. Er wird der Außenseiter sein. Doch vielleicht gibt es ja wieder diesen einen Moment, den Zverev zuletzt so gut beherrschte.

© SZ vom 21.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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