Tennis:"Das wäre eine Gaudi"

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Björn Borg könnte bald wieder Tennis spielen: Der TC Bad Reichenhall hat den Wimbledon-Sieger als Spieler gemeldet und hofft auf dessen Einsatz.

Gerald Kleffmann

Wolfgang Pichler, 54, aus Ruhpolding arbeitet seit Jahren als Langlauf- und Biathlontrainer in Schweden und hat zahlreiche Spitzensportler zu WM- und Olympiatiteln geführt. Privat spielt der leidenschaftliche Tennisspieler immer noch für den TC Bad Reichenhall, der sich in dieser Saison mit einem namhaften Akteur verstärkt hat.

Björn Borg bei einem Spiel gegen Boris Becker auf der "Tour of Champions". (Foto: Foto: AP)

SZ: Herr Pichler, ist Ihnen schon bewusst, was Sie da angezettelt haben?

Pichler: Was meinen Sie genau?

SZ: Der Tennisclub Bad Reichenhall hat für diese Saison in der Klasse der Über-50-Jährigen folgende Spieler gemeldet: Wolfgang Paa, Karlheinz Kas, Wolfgang Pichler, Dieter Vock, Randolf Pawlowski, Franz Lungelhofer, Rolf Seidl, Bro Sven Sixtensson, Erich Mild und - als Nummer eins - einen gewissen Björn Borg, der als Profi fünf Mal hintereinander Wimbledon gewann und sechs Mal bei den French Open in Paris siegreich war. Sie sollen Björn Borg angeworben haben.

Pichler: Ja, das stimmt, ich habe das eingefädelt, und inzwischen ist mir das schon fast peinlich. Neulich hat sogar das Magazin Bunte angerufen und wegen Borg nachgefragt. Dabei steht es ja noch völlig in den Sternen, ob er überhaupt für uns spielen kann.

SZ: Es handelt sich demnach um keinen Witz.

Pichler: Nein. Wenn Borg Zeit hat und zu uns runterkommt, spielt er. Ich bin ja schon seit Jahren mit ihm bekannt und habe auch schon oft mit ihm gespielt. Als Trainer der schwedischen Biathlon-Nationalmannschaft genieße ich selbst - ich darf das in aller Bescheidenheit sagen - eine gewisse Prominenz in Schweden. Ich habe erst kürzlich einen wichtigen Fernsehpreis gewonnen. Vor einiger Zeit jedenfalls habe ich dann bei ihm angerufen und ihn gefragt, ob er nicht Lust hätte, mal für den TC Bad Reichenhall, für den ich ja spiele, anzutreten.

SZ: Musste Borg nicht schmunzeln? Als Profi hat der Schwede in New York gespielt, in Paris, in Melbourne, vor Tausenden von Zuschauern. Er ist eine Legende, heute immer noch. Wegen ihm haben viele mit einer beidhändigen Rückhand gespielt und Stirnbänder getragen.

Pichler: Wissen Sie, die Schweden sind nicht so gespinnert. Sie sind immer höflich, freundlich, bescheiden, selbst wenn sie erfolgreich waren oder sind. Der Stefan Edberg kam mal zu uns und hat ganz höflich angefragt, wann denn unser Arzt Zeit für ihn hätte. Schweden sind viel unkomplizierter. Borg hat daher sofort zugesagt und gemeint, vielleicht könnte es sich ja mit einer Partie für uns ausgehen. Und da die Regeln vorschreiben, dass wir ihn dann zur neuen Saison melden müssen beim Verband, haben wir ihn kurzerhand gemeldet.

SZ: Die Aufregung muss sicherlich groß gewesen sein beim Bayerischen Tennis-Verband und bei Ihren Gegnern in der Regionalliga.

Pichler: Das mit Borg wissen noch nicht so viele, es stand erst in einer Zeitung. Aber unsere Gegner wissen es freilich. Die haben auch schon angerufen und gefragt, ob Borg gegen sie spielen wird. Sie müssten dann Tribünen aufstellen. Aber eines ist klar: Wenn Borg für uns spielt, dann bei einem Heimspiel. Denn wenn wir schon diese Gaudi mit ihm machen, dann wollen wir das auf der eigenen Anlage genießen. Wir müssten uns dann aber auch etwas überlegen, denn die Gegner haben teils schon angekündigt, dann mit Bussen anzureisen.

SZ: Wie teuer wird der Spaß für Sie alle werden?

Pichler: Der kriegt keinen Pfennig dafür, das können Sie mir glauben. Sonst hätten wir so etwas nie gemacht.

SZ: Und wie stellen Sie sich das vor: Borg kommt, gewinnt sein Spiel 6:0, 6:0 und fährt wieder?

Pichler: Also, wir treffen schon den Ball in dieser Liga. Der Karlheinz Kas ist ja in unserer Mannschaft, der Vater des besten deutschen Doppelspielers Christopher Kas. Und ich bin staatlich geprüfter Tennislehrer. Ich habe mal gegen Mats Wilander ein Match gemacht und drei Spiel geholt. Der hat auch mehrmals ein Grand-Slam-Turnier gewonnen. Aber eines stimmt: Borg ist topfit. Der spielt immer noch fünfmal in der Woche.

SZ: Und wann entscheidet sich jetzt, wann Borg für Bad Reichenhall spielt?

Pichler: Das machen wir eher kurzfristig aus. Ich bin jetzt erst mal im Trainingslager auf Mallorca, gerade habe ich meinen Vertrag in Schweden bis 2014 verlängert. Und unser erstes Spiel am kommenden Wochenende ist auswärts in Würzburg. Borg ist ja viel unterwegs, er spielt auch noch auf der Seniors Tour. Das wäre wirklich eine Gaudi, wenn es einmal klappen würde.

© SZ vom 13.05.2009/jüsc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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