Stuttgart gewinnt:Der dosierte Donis

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Steht für das Potenial des Stuttgarter Kaders: der 22-jährige Anastasios Donis. (Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)

Ein Rückkehrer zeigt, wie sehr der VfB Stuttgart von der Offensivkraft abhängt. Trainer Weinzierl atmet auf.

Von Benedikt Warmbrunn

Die Worte des Kritikers waren für Markus Weinzierl absolut überzeugend. "So etwas machst du normalerweise nicht", rief der Kritiker dem Trainer Weinzierl zu, er bezog sich darauf, dass Weinzierl im Heimspiel des VfB Stuttgart gegen den FC Augsburg Anastasios Donis eingesetzt hatte. "Man hat ja gesehen, dass er noch Trainingsrückstand hat", formulierte der Kritiker offen seinen Vorwurf. Seine Kritik entschärfte der Kritiker allerdings selbst, er fügte versöhnlich hinzu: "Aber er hat ein Tor gemacht."

Überzeugend waren diese kritischen Worte für den Trainer Weinzierl hauptsächlich deshalb, weil der Kritiker in diesem Fall einen guten Einblick in die Abläufe vor der Partie und im Verein überhaupt hat, der Kritiker war schließlich Markus Weinzierl selbst. Dass der Trainer den Spieler Donis trotz dieser Bedenken einsetzte, zeigt, wie groß die Not beim VfB Stuttgart zurzeit ist. Und es zeigt, wie sehr die Mannschaft von dem 22 Jahre alten Offensivsprinter abhängt.

Durch das 1:0 (1:0) gegen Augsburg hat der VfB Stuttgart die Abstiegsplätze erst mal verlassen, nach zähen Wochen am Tabellenende; auf den FCA, den früheren Klub von Weinzierl, beträgt der Rückstand nur noch zwei Punkte. Der Sieg, gestand der Trainer, war wichtig "für uns und auch für mich", ihn störte es auch nicht, dass es spielerisch ein wenig ansehnlicher Nachmittag war. Weinzierl schwärmte von einem "tollen Fight", er forderte, dass "diese Leidenschaft auch die Basis für die nächsten Spiele sein muss". Die fußballerischen Glanzmomente, das war am Samstag zu erkennen, kehren in das Spiel des VfB ganz automatisch zurück, wenn einer mitwirken darf: Anastasios Donis.

Tayfun Korkut, Weinzierls Vorgänger, hatte sich selten getraut, den flinken Griechen einzusetzen, er zog die defensive Absicherung der offensiven Wucht vor. Weinzierl konnte auf Donis zunächst nicht zurückgreifen, da dieser wegen eines Muskelbündelrisses fehlte. Gegen Augsburg war der Rückkehrer dann zwar weit von seiner dynamischen Bestform entfernt, ein Geistesblitz genügte ihm jedoch. In der 39. Minute schoss er den Ball nicht kraftvoll aufs Tor, er schob ihn überlegt und präzise ins Eck. "Ich bin ein wichtiger Spieler. Ich kann Spiele gewinnen und der Mannschaft helfen", sagte Donis, er sprach damit an, woran es dem VfB weiterhin mangelt: an Spielern, die mit einer ähnlichen Selbstüberzeugung auftreten. Und die diesen großen Worten dann noch größere Taten folgen lassen. Und so lastet der Großteil der Hoffnungen für den Rest des Jahres auf den noch nicht vollständig erstarkten Muskeln des Flitzers Donis.

Zur Halbzeit wechselte Weinzierl den Rückkehrer dann wieder aus, es war eine Maßnahme, die den Kritiker in ihm besänftigen sollte. Und eine, die Donis klaglos akzeptierte: "Ich hatte keine Kraft mehr. Wir wollten kein Risiko eingehen." Gerade im Abstiegskampf müssen so seltene Fähigkeiten gefühlvoll dosiert werden.

© SZ vom 03.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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