Stürmerduell fällt aus:Gruß aus der Hüfte

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Gute B-Note – aber das Tor traf Münchens Stürmer Robert Lewandowski (links) gegen seinen ehemaligen Verein diesmal nicht. (Foto: Peter Schatz/imago)

Robert Lewandowski hat artistische Momente, kann aber nicht mit dem fehlenden Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang gleichziehen.

Von Benedikt Warmbrunn, München

Hüftprobleme also. Es stellte sich daher die Frage, ob diese Robert Lewandowski daran gehindert hätten, an diesem Mittwochabend Fußball zu spielen. Ihn, der gegen Borussia Dortmund im Pokal schon mit Schulterproblemen gespielt hatte? Ihn, der sich gegen den BVB einst den Kiefer gebrochen und trotzdem weitergespielt hatte, obwohl er sich angeblich an die dann noch folgenden letzten Minuten nicht mehr erinnern konnte? Hätten ihn also Hüftprobleme wirklich gestoppt?

Nun, die Hüftprobleme eher nicht. Aber Jupp Heynckes, sein Trainer beim FC Bayern, der stur auf seiner Haltung beharrt, dass ein Fußballspieler komplett fit sein muss, um Fußball zu spielen.

Es war also eine sehr juppige Entscheidung von Dortmunds Trainer Peter Stöger, diesem Achtelfinale im DFB-Pokal seinen vielleicht größten Reiz bereits vor dem Anpfiff zu nehmen. Wenn der BVB eine Chance in München haben sollte, dann ja vor allem wegen der Tore von Pierre-Emerick Aubameyang, da waren sich alle Beobachter in den Tagen vor diesem Spiel einig. Wobei: Alle? Lewandowski selbst war schon der Meinung, dass ein paar Lewandowski-Tore reichen müssten, um auch einen BVB mit Aubameyang zu besiegen.

Der Dortmunder Angreifer, der in dieser Woche noch nicht trainiert hatte, spielte aber nicht, er saß nicht einmal auf der Bank. Hüftprobleme. Und so kam es nicht zum Duell zwischen Lewandowski, dem besten Torschützen der Liga, mit 15 Treffern in 17 Spielen, und Aubameyang, dem zweitbesten Schützen der Liga, mit 13 Toren in 15 Spielen. Und irgendwie verlor das Duell dadurch ein bisschen von seinem Duell-Charakter. Es spielte erst einmal im Wesentlichen nur eine Mannschaft auf Sieg, und das war die mit ihrem Torjäger in der Startelf. Eine Halbzeit lang wirkte es so, als würde Stöger einen Papierflieger in den Wettkampf mit einem Düsenjet schicken.

Für Lewandowski immerhin war das eine gute Ausgangssituation, um einen statistischen Missstand zu beheben, den in der Torschützenliste im laufenden Pokal-Wettbewerb (vor dem Anpfiff: Aubameyang 3 - Lewandowski 2). Die erste Gelegenheit dazu hatte er in der achten Spielminute: Nach einem kurzen Pass von Arturo Vidal stand er direkt vor BVB-Torwart Roman Bürki, er versuchte es artistisch mit einem Lupfer - Bürki parierte mit der Reaktionsschnelligkeit eines Düsenjets. Die zweite Gelegenheit bot sich ihm drei Minuten später, als er nach einer Bürki-Parade versuchte, den Ball artistisch rückwärts ins Tor zu schießen. Der Ball ging am Tor vorbei. Dann hatte Lewandowski sehr lange überhaupt keine Gelegenheit mehr.

Der Pole verdiente sich dennoch seinen Anteil am Weiterkommen des FC Bayern. Er eroberte Bälle an der Mittellinie, er wich auf die Flügel aus, er blockte, schirmte ab, verlängerte, und kein einziges Mal winkte er ab oder zeigte sonst ein Zeichen der Missbilligung. Vor dem zweiten Tor passte er dann sogar den Ball mit so einer Artistik aus der Hüfte heraus zurück zu Müller, dass diese Vorlage unbedingt als ein Gruß an den fernen Aubameyang verstanden werden musste.

In der zweiten Halbzeit erweiterte Lewandowski sein Repertoire darum, die auf einmal doch attackierenden Dortmunder schon früh im Spielaufbau zu stören, was an diesem Abend nicht unbedingt zu seinen stärksten Eigenschaften gehörte. Weitaus effektiver: gelegentliches Anfeuern der nach hinten gedrängten Mitspieler. Er wollte doch ganz, ganz unbedingt zu seinem Dortmunder Rivalen aufschließen.

Es dauerte bis zur 64. Minute, bis Lewandowski wieder in die Nähe des Ausgleichs in der Torschützenliste kam - doch die scharfe Flanke von Müller fälschte Bürki so ab, dass Lewandowski um Papierfliegerbreite am Ball vorbei rutschte. Es blieb seine letzte Torchance. Dass er leicht gefrustet war, deutete er an, als er vor Schiedsrichter Stegemann einen emotionalen Monolog hielt - mit dem statistischen Arbeitsnachweis einer gelben Karte.

Trösten wird ihn, dass ihm mindestens ein Pokalspiel bleibt, um Aubameyang einzuholen.

© SZ vom 21.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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