Springreiten:Killer Queen tritt auf die Bremse

Lesezeit: 2 min

Einfach mal laufen lassen: Schwedens Equipe feiert den Goldritt. (Foto: Friso Gentsch/dpa)

Platz neun für die deutschen Springreiter: Im Mannschaftsfinale gibt der Weltranglistenerste, Daniel Deußer, auf.

Von Gabriele Pochhamer, Tokio

Die Springreiter aus Schweden sind Olympiasieger, in einem rasanten Stechen jagten sie den US-Reitern das Gold ab. Beide Teams hatten nach einem schweren Umlauf, in dem die meisten Hindernisse Höchstmaße aufwiesen, gleichauf gelegen mit acht Punkten. Die Bronzemedaille ging nach Belgien (12).

Mit einer großen Enttäuschung endete das olympische Turnier für die deutsche Mannschaft. Nachdem André Thieme auf Chakaria, Maurice Tebbel auf Don Diarado und Daniel Deußer auf Killer Queen am Vortag in der Qualifikation mit drei springfehlerfreien Ritten geglänzt hatten, waren die Hoffnungen auf eine Medaille gestiegen.

Jedoch wollte im Finale, wo alle zehn Teams bei Null wieder anfingen, nichts mehr so recht glücken. André Thieme als erster deutscher Reiter begann gut mit seiner gewaltig springenden Fuchsstute, fing sich dann zum Ende des Parcours aber zwei Abwürfe ein. "Das war mein Fehler, "sagte er, "Ich hätte auf die Kombination hin einen Galoppsprung weniger machen müssen. Aber nachher ist man immer schlauer. Ich habe Lehrgeld bezahlt", resümierte der 46-Jährige seine ersten Olympischen Spiele. "Ich dachte, ein Superpferd reicht und habe unterschätzt, wieviel zusammenkommen muss, damit man am Ende erfolgreich ist."

Zu dem Zeitpunkt war bereits abzusehen, dass es ohne Nullfehlerritte keine Medaille geben würde. Der zweite deutsche Starter, Maurice Tebbel, der nur im Mannschaftswettbewerb zum Einsatz kam, steuerte seinen Hengst Diarado genauso souverän wie am Vortag über den Kurs, aber auch er patzte am selben Sprung wie Thieme.

Noch schlimmer erwischte es den dritten deutschen Reiter, den Weltranglistenersten Daniel Deußer. Seine Stute Killer Queen begann spektakulär, sicher und vorsichtig. Dann zog sie plötzlich am mittleren Sprung der dreifachen Kombination, einem Hochweitsprung mit einem Wassergraben darunter, die Bremse. Deußer gab auf, machte nur noch einen Gehorsamssprung, damit sie mit einem positiven Eindruck zurück in den Stall kommt. Das Team war ohnehin weit von den Medaillen entfernt. Warum sein sonst so eifriges und gehorsames Pferd auf einmal kalte Füße bekam, konnte sich Deußer nach dem Ritt nicht erklären. "Das hat sie noch nie gemacht. Ich glaube, sie hat sich erschrocken." Worüber, das will er nach intensiver Betrachtung des Videos herausfinden.

Erstmals seit 1968 gab es nur drei Reiter pro Mannschaft, also kein Streichergebnis, jeder Ritt zählte. "Natürlich sind wir sehr enttäuscht", sagte Bundestrainer Otto Becker, aber manchmal gibt's so Tage, da läuft nichts. Es wurde viel verlangt, wir sind ja auch bei Olympia, aber unsere Pferde waren heute top drauf. Wie das mit Daniel passiert ist, dafür habe ich auch keine Erklärung."

Die Schweden gewinnen ein Wettreiten

Die Schweden waren vom ersten Tag an die souveräne Springreitermannschaft des olympischen Turniers. Alle drei Reiter erreichten das Stechen um die Einzelentscheidung, wurden am Ende 2., 4. und 5. Bis Samstag morgen hatte keines der schwedischen Pferde auch nur eine einzige Stange mitgehen lassen. Weil es dann doch im Finale zwei Abwürfe gab, mussten die Schweden noch mit den US-Amerikaner, beide mit acht Fehlerpunkten, um die Medaillen stechen.

Es war am Ende ein reines Wettrennen, keine Stange fiel mehr, aber die Reiter ließen ihre Pferde laufen, so schnell sie konnten. Unfassbar, dass Pferde überhaupt noch springen können aus solchem Tempo! Zuletzt brachte der 49jährige Schwede Peder Fredericsen auf dem 15-jährigen All In, der bereits Einzelsilber gewonnen hatte, in der schnellsten Zeit von 39,01 Sekunden die Medaille nach Hause. Sein Teamkollege Henrik von Eckermann saß auf dem besten Pferd des Turniers. Sein Fuchs Edgar hat in sieben Parcours nicht eine einziges Hindernis abgeworfen. Die Belgier freuten sich über ihre erste Medaille im Springreiten seit 1976. "Dies ist ein kleines Ding um den Hals", sagte Jerome Guery, und zeigte auf seine Medaille, "aber es bedeutet eine Menge, für und unser Land."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: