Das Thema ist im Sport grundsätzlich brisant, und deshalb war die erste Stellungnahme von Alfons Hörmann, dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), mit Spannung erwartet worden. Es geht um Mitbestimmung, in diesem Fall um Mitbestimmung von unten. Teile der organisierten Sportler unter Führung von DOSB-Athletensprecher Max Hartung hatten schon länger das geringe Gewicht ihrer Meinung beklagt, und nun die Gründung einer selbständigen Vertretung namens "Athleten Deutschland" für den 15. Oktober angekündigt. Ein Alleingang, der wie erwartet dem DOSB-Präsidium nicht gefällt.
Hörmann äußerte sich in München am Rande einer Podiumsdiskussion zur Leistungssportreform. Die Athleten, sagte er, stünden ohnehin im Fokus des DOSB, dessen Aufgabe es sei, bestmögliche Bedingungen zu bieten. "Grundsätzlich", sagte Hörmann, "haben wir auch nichts gegen eine eigene Athletenvertretung einzuwenden." Schwieriger werde es aber, wenn eine "gewerkschaftsähnliche Struktur" beabsichtigt sei: "Klar ist, dass es nur partnerschaftlich geht. Eine aggressive Form der Umsetzung von Vorstellungen wird den Athleten mehr Probleme als Unterstützung einbringen, damit erweisen sie sich einen Bärendienst."
Das kann durchaus als Drohung verstanden werden. Sportler mit Amt sollen in Debatten dabeisitzen und an Abstimmungen unter dem eigenen Dach teilnehmen. Eigenständige Lobbyarbeit, womöglich gegen den Trend des Dachverbandes, ist unerwünscht. Somit steuern die Parteien auf einen klaren Konflikt zu. Denn die Athleteninitiative will ja eine Geschäftsstelle einrichten, Hauptamtliche einstellen und unbequeme Meinungen tatsächlich stärken: zum Beispiel ein konsequenteres Vorgehen gegen staatliche Dopingsysteme, wie es zuletzt dem russischen Sport nachgewiesen wurde, oder auch die bessere Absicherung von Sportlern.