Sport:Snooker-Legende O'Sullivan adelt englische Hoffnung Trump

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Sheffield (dpa) - Die deutlichsten Worte für die Klasse seines aufstrebenden Landsmanns Judd Trump fand Englands Snooker-Ikone Ronnie O'Sullivan.

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Sheffield (dpa) - Die deutlichsten Worte für die Klasse seines aufstrebenden Landsmanns Judd Trump fand Englands Snooker-Ikone Ronnie O'Sullivan.

„Ich würde sagen, er geht als Favorit in die WM. Ich sehe in ihm momentan den Spieler, der vorne ist“, gestand der fünfmalige Weltmeister vor dem Start der 88. Titelkämpfe am Samstag im Mekka aller Snooker-Fans. Im Crucible Theatre von Sheffield küren die Künstler der beliebten Billard-Variante in einem 17-Tage-Marathon bis Anfang Mai ihren neuen Champion. Und Trump ist spätestens durch seinen Finalsieg über O'Sullivan beim erstklassig besetzten World Grand Prix Ende März zu einem ernsthaften Titelkandidat gereift.

„Judd hat mich in einem großen Finale geschlagen, das war sehr wichtig für ihn“, befand O'Sullivan, selbst ein Ausnahmekönner des Präzisionssports, der sich vor allem durch seine üppigen Tischmaße auszeichnet. Trump, Weltranglistensechster und mit 25 Jahren der mit Abstand Jüngste im Topfeld, stand bereits 2011 in einem WM-Finale. Dank seiner entschlossenen Alles-oder-nichts-Spielweise prägte der damals gerade 21-Jährige wie kein anderer den Begriff des „frechen Snookerspiels“. Stets war das gepriesene Talent auf den schnellen Punktgewinn aus, ging voller Aggressivität immer volles Risiko.

Die Strategie ging bei den Welttitelkämpfen vor vier Jahren hervorragend auf. Jedenfalls bis zum Finale, indem sich Trump dem Schotten John Higgins geschlagen geben musste. „Wenn sein Spiel funktionierte, hat er seine Gegner überrollt. Wenn nicht, dann fehlten ihm aber schnell die Waffen, um sich noch durchzusetzen“, urteilt Rolf Kalb, Snooker-Experte und Kommentator beim TV-Sender Eurosport. Das bekam Trump auch in den Jahren drauf zu spüren, als er nicht ganz an den Überraschungserfolg von 2011 anschließen konnte. Seine Gegner hatten sich eingestellt auf den stürmischen Youngster.

Inzwischen hat Trump dazugelernt und sein Spiel variantenreicher gestaltet. Gegen O'Sullivan lag er im Finale des World Grand Prix in Wales zwischenzeitlich beispielsweise schon fast aussichtslos hinten. „Vor ein paar Jahren hätte ich das Match verloren“, gestand er selbst. Stattdessen behielt der Brite nun die Ruhe, ließ taktische Cleverness erkennen und riss die Partie gegen Weltklassespieler O'Sullivan tatsächlich noch „aus dem Feuer“, wie Kalb es ausdrückt.

„Dass er ein künftiger Champion sein würde, hat jeder gesehen. Die Frage war nur immer, wann der Knoten wirklich platzt.“ Es spricht viel dafür, dass das inzwischen geschehen ist. Trump machte O'Sullivan jedenfalls schon öfter Probleme: In seiner Karriere setzte sich der 39-Jährige zwar siebenmal gegen Trump durch, verlor aber auch schon sechsmal. „Wir haben gesehen, was passieren kann, wenn er einen Höhenflug hat“, bemerkte O'Sullivan zuletzt. Für die Zeit nach der WM, die erneut ohne deutsche Beteiligung stattfindet, hat sich der Altstar bereits eine Wettkampfpause verordnet. Dann wäre auch Zeit, um sich von einer erneuten Pleite gegen Trump zu erholen.

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