Sport-Lexikon (3): Bienenstich:Schwarz-gelber Ärger

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Weltweit haben Sportler einen neuen Angstgegner: die Bienen. Zuerst trifft es Italiens Fabio Cannavaro, dann die Fußballer von Mexiko und El Salvador.

Carsten Eberts

Die schlimme Nachricht kam zwei Tage vor dem wichtigen WM-Qualifikationsspiel gegen Irland: Italiens Abwehrchef Fabio Cannavaro soll gedopt haben. Und zwar mit einem Anti-Allergikum, das auf der Doping-Liste steht. Eine Sperre, so ist mittlerweile bekannt, droht Cannavaro nicht: Er wurde lediglich mit Cortison behandelt, weil ihn eine Biene gestochen hatte - und der Italiener stets allergisch auf Insektengift reagiert. Dies ordnungsgemäß zu melden, hatte sein Verein Juventus Turin schlichtweg versäumt (und wird die fällige Strafe nun bezahlen). Cannavaro ist fein raus - da sind selbst die gestrengen Anti-Doping-Behörden gnädig.

So weit, so unspektakulär. Mit seiner Insektenallergie geht es Fabio Cannavaro wie über einer Million Deutschen, die mitunter heftig auf Stiche von Bienen und Wespen reagieren. Der gebürtige Neapolitaner wurde wohl in früheren Tagen einmal gestochen, es kam zu einer Sensibilisierung des Körpers, die nun bei jedem weiteren Stich automatisch eine allergische Reaktion hervorruft. Menschen, die um ihre Insektengiftallergie wissen, sollten stets Medikamente wie Fenistil bei sich führen - um Atemnot oder gar einen Kreislaufkollaps zu vermeiden. Oder sie nehmen eben Cortison.

Das Sensationelle am Fall Cannavaro ist nicht, dass es einen prominenten Fußballer getroffen hat. Viel mehr, dass diesmal eine einzige Biene fette Schlagzeilen macht. Ganz allein, als Solo-Tour, vielleicht auf einem Ego-Trip. Denn Bienen oder Wespen sind eigentlich richtige Angsthasen, die sich nur zu Hunderten oder Tausenden zu Sportveranstaltungen trauen und es damit in die Schlagzeilen schaffen.

Erst am Wochenende hatten tausende Bienen beim WM-Qualifikationsspiel Mexiko gegen El Salvador im Azteken-Stadion ihren großen Auftritt. Kurz nach Spielbeginn ließ sich der Schwarm hinter dem Tor von El Salvadors Schlussmann Montes nieder und sorgte für eine zehnminütige Unterbrechung. Mexiko gewann trotzdem mit 4:1 und fährt nun zur WM.

Ein anderes Beispiel: In der japanischen Stadt Saga überfiel im April 2008 ein Bienenschwarm die Läufer eines Halbmarathons. Unter den 3200 Startern brach Panik aus, 30 von ihnen wurden zum Teil mit Stichen übersäht. "Der Himmel war schwarz", wurde Veranstaltungschef Tomomi Koyanagi später zitiert.

In der amerikanischen Major League Baseball musste vor wenigen Monaten das Ligaspiel zwischenden San Diego Padres und den Houston Astros für 52 Minuten unterbrochen werden. Tausende Insekten fielen im neunten Inning plötzlich ins Stadion ein, die meisten schwirrten um die bunte Jacke eines Balljungen herum, die dieser auf einem Stuhl hatte hängen lassen. Erst ein eilig herbei gerufenen Imker konnte die Bienen bändigen - und ermöglichte damit die Fortsetzung der Partie.

Weniger Glück hatten die Fußballer der Teams von Hippo Valley und Mutare Farm Supply in der ersten Liga von Simbabwe. Anfang Juni überraschte sie in Spielminute 23 ein Bienenschwarm - Spieler, Schiedsrichter und Offizielle sollen sich schutzsuchend auf den Rasen geworfen haben. Weil der Schwarm auch nach 45-minütiger Unterbrechung nicht verschwunden war, entschied der Schiedsrichter vorsorglich auf Spielabbruch.

Die Biene hat Cannavaro bezwungen, Italien die wackeren Iren auch. Die Azurri fahren damit zur WM, wo sie - Cannavaro wird erleichtert sein - keinesfalls auf Ruanda treffen (Letzter der Afrika-Gruppe C): Denn die Afrikaner nennen sich selbst ganz bedrohlich "die Wespen".

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