Sport kompakt:Gut gepokert? Rooney verlängert doch

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Der Stürmer erhält bei Manchester United einen neuen Fünf-Jahres-Vertrag, Savio Nsereko droht bei 1860 München das Aus, Kunstturner Philipp Boy holt WM-Silber. Sport kompakt.

Wayne Rooney bleibt überraschend nun doch bei Manchester United. Der englische Nationalspieler habe einen neuen Fünfjahresvertrag bis 2015 unterschrieben, teilte der Verein am Freitag mit. Noch am Mittwoch hatte der 24-Jährige erklärt, ManU spätestens nach Ablauf seines bisherigen Kontrakts im Jahr 2012 verlassen zu wollen. Er sei froh über die Einigung, beteuerte Rooney. Vorausgegangen war ein Krisentreffen zwischen der Clubspitze und den Beratern des Stürmerstars. "Sie haben mich überzeugt, dass ich hierher gehöre", erklärte der Angreifer.

Fast schon weg - nun bleibt er doch. Wayne Rooney verlängert seinen Vertrag bei Manchester United. (Foto: dpa)

Rooneys Wechselwunsch hatte für viel Wirbel gesorgt. Trainer Sir Alex Ferguson zeigte sich erleichtert über das Ende des Theaters. "Das war eine schwierige Woche", sagte der Coach. Ferguson hatte mit Unverständnis auf Rooneys Abschieds-Ankündigung reagiert. Wegen der Formschwäche des Torjägers und privater Eskapaden ließ der Erfolgstrainer seinen sportlichen Ziehsohn aber zuletzt mehrfach auf der Ersatzbank schmoren. Er habe Rooney aber stets versichert, die Tür für ihn sei weiterhin offen, sagte Ferguson.

Der seit zwei Wochen verschollene Fußball-Profi Savio Nsereko hat bei Zweitligist 1860 München offenbar keine Zukunft mehr. "Ich gehe davon aus, dass Savio gekündigt wird", sagte Vize-Präsident Franz Maget der Münchner AZ. Die Entscheidung liege aber bei Sportdirektor Miroslav Stevic und Geschäftsführer Robert Niemann. Nserekos Verhalten sei "natürlich ein Kündigungsgrund", betonte Maget, der Verein könne das nicht hinnehmen. In den sportlichen Planungen von Trainer Reiner Maurer spielt der 21-Jährige ohnehin keine Rolle mehr. Auch Mitspieler Stefan Aigner sieht geringe Chancen für eine Rückkehr Nserekos in die Mannschaft: "Sollte er mal wieder auftauchen, wird es schwer sein, ihn wieder zu integrieren." In der Kabine sollen die Spieler sogar schon das Namensschild an Nserekos Spind entfernt haben. Nsereko war am Freitag vor zwei Wochen nicht zum Abflug zu einem Testspiel der Münchner erschienen und ist seitdem verschollen.

Fabian Hambüchen war gestern, der aktuelle deutsche Vorturner heißt Philipp Boy. In einem dramatischen Endspurt erkämpfte sich der Cottbuser bei den Kunstturn-Weltmeisterschaften in Rotterdam im Mehrkampf die Silbermedaille und trat damit erstmals aus dem Schatten des ehemaligen Reck-Weltmeisters heraus. Am Ende einer Kampfkür am Reck fiel er Chefcoach Andreas Hirsch überglücklich in die Arme, als 90, 048 Punkte auf der Anzeigetafel erschienen. Überlegener Titelträger wurde wie schon im Vorjahr in London der Japaner Kohei Uchimura (92,391), Bronze holte sich Jonathan Horton aus den USA (89,864).

Volle Konzentration auf 2018: Russland hat wie erwartet seine Bewerbung um die Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 offiziell zurückgezogen. "Russland hat die Bewerbung zurückgezogen und richtet den Blick darauf, den Zuschlag für 2018 zu bekommen", erklärte das russische Bewerbungskomitee am Freitag. "Wir hoffen, dass wir mit der Austragung betraut werden und sind bereit, die weltweite Fußball-Familie 2018 zu begeistern", wird der russische Sportminister Witali Mutko zitiert. Vor einer Woche hatten die USA den umgekehrten Weg gewählt und so den Weg für eine WM 2018 in Europa frei gemacht. Kurz nach den Amerikanern zog England seine Bewerbung für die Endrunde 2022 ebenfalls zurück. Da gemäß dem Rotationsprinzip des Weltverbandes eine WM nicht zweimal in Folge auf dem gleichen Kontinent stattfinden darf, wurden die Doppelbewerbungen der Europäer hinfällig.

Theo Zwanziger ist erneut zum Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gewählt worden. Der 65-Jährige erhielt beim DFB-Bundestag in Essen am Freitag alle Stimmen der 255 Delegierten. Zwanziger war einziger Kandidat für den höchsten Posten im DFB. Er geht in seine dritte Amtszeit. Von 2004 bis 2006 hatte er gemeinsam mit Gerhard Mayer-Vorfelder den mit 6,7 Millionen Mitgliedern größten Sportfachverband der Welt angeführt. "Ich werde versuchen, mein Bestes zu geben in den kommenden drei Jahren", sagte Zwanziger nach seiner Wiederwahl in der Essener Philharmonie. In seinem Grußwort hatte er zuvor "Integration und Kampf gegen Diskriminierung" als "oberste Priorität in einem werteorientierten Fußball" bezeichnet.

Der Streit um die Regionalliga-Reform zwischen den Amateuren und den Profiklubs ist beendet, ab der Saison 2012/2013 wird die Zahl der vierten Spielklassen voraussichtlich von drei auf fünf Staffeln erhöht. Pro Staffel werden zudem maximal sieben Reserveteams von Profiklubs spielen. Die 255 delegierten stimmten nach dem von Liga-Boss Reinhard Rauball initiierten "5-Punkte-Solidarpakt-Regionalliga" mit der erforderlichen Zweidrittel-Mehrheit für die Gründung einer Kommission aus Verband und Liga, die dann die vielschichtigen Probleme der Regionalliga-Strukturreform lösen soll. 223 Delegierte entschieden sich bei 25 Gegenstimmen und sieben Enthaltungen für die vom Ligaverband beantragte Regionalliga-Reform. Zunächst wurde die Gründung einer Kommission aus Vertretern von Verband und Liga beschlossen, um die laut Rauball "vielschichtigen Probleme" der Regionalliga in den kommenden zwei Jahren bis zum Start der neuen Regionalligen zu lösen.

Blutige Randale, fliegende Flaschen und nächtliche Hetzjagden auf gegnerische Fans: Schwere Krawalle haben die Europa-League-Spiele in Neapel und Sofia am Donnerstagabend überschattet. In beiden Städten wurden mehrere Fußball-Fans und Polizisten verletzt und zahlreiche Randalierer festgenommen. Am Rande des 0:0 zwischen dem SSC Neapel und dem englischen Rekordmeister FC Liverpool wurden bei Angriffen neapolitanischer Fans insgesamt zehn Anhänger der "Reds" verletzt. Drei Neapel-Fans wurden festgenommen. "Das ist ein Schandfleck für unsere Stadt", verurteilte Neapels Bürgermeisterin Rosa Russo Iervolino die Übergriffe. Bereits am Vorabend des Spiels und in der Nacht zum Donnerstag hatten gewalttätige Neapel-Fans in der Innenstadt förmlich Jagd auf Engländer gemacht. Nach der 0:2-Niederlage von ZSKA Sofia gegen Rapid Wien kam es ebenfalls zu schweren Ausschreitungen, bei denen vier Österreicher und vier Polizisten verletzt wurden. Die bulgarischen Fans warfen am Donnerstagabend Fackeln, Knallkörper und Flaschen. Zudem beschädigten die Randalierer zwei Polizeiautos. Die Beamten nahmen nach Angaben vom Freitag insgesamt 18 Bulgaren fest.

Durch die guten Leistungen der deutschen Klubs im Europapokal hat die Bundesliga den dritten Platz in der Fünf-Jahres-Wertung der Europäischen Fußball-Union gefestigt. Im Vergleich zum letzten Spieltag in den europäischen Wettbewerben vergrößerte sich der Vorsprung Deutschlands auf Italien um satte 1,071 Punkte. Nach den Siegen von Meister Bayern München, Schalke 04 und dem VfB Stuttgart sowie den Punktgewinnen von Werder Bremen, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen weist Deutschland nun 61,270 Zähler auf und konnte damit sogar den Rückstand auf das zweitplatzierte Spanien (70,186) marginal verkürzen. An der Spitze liegt weiterhin England (74,785). Sollte der dritte Platz gehalten werden, könnte die Bundesliga in der Saison 2012/13 vier Champions-League-Teilnehmer (drei Direktstarter + ein Qualifikant) stellen.

Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), hat das Aus für Programmsponsoring bei ARD und ZDF kritisiert. Die Ministerpräsidenten hatten auf ihrer Tagung in Magdeburg entschieden, Sponsoring nach 20.00 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen zu verbieten. Die neue Regelung soll vom 1. Januar 2013 an im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gelten. Die Sportverbände befürchten durch diese "Zäsur in der Sportvermarktung" erhebliche Einnahmerückgänge. Großereignisse wie Olympia oder die Fußball-WM sind vom Verbot ausgenommen. "Dadurch wird ein tiefer Graben durch die Sportlandschaft gezogen", erklärte Bach am Freitag.

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