Sport kompakt:Volker Finke wird in Köln noch mächtiger

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Sportdirektor Finke rückt in der Hierarchie des 1. FC Köln weiter auf, Oliver Reck feiert seinen ersten Sieg als Trainer beim MSV Duisburg, Manchester City beschließt Geschäftsjahr mit Verlust von 227 Millionen Euro, Fifa-Präsident Sepp Blatter bedauert seine "unglücklichen Worte" zum Thema Rassismus. Sport kompakt

Bundesliga, 1. FC Köln: Fünf Tage nach dem Rücktritt von Präsident Wolfgang Overath hat Fußball-Bundesligist 1. FC Köln seine Führungsstruktur neu geordnet. Demnach rückt Sportdirektor Volker Finke in die Geschäftsführung auf. Außerdem wurde Claus Horstmann zum Vorsitzenden der Geschäftsführung ernannt. Dies ging aus einem Beschluss der Gesellschafterversammlung des Klubs nach Abstimmung mit dem Aufsichtsrat der 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA und dem Verwaltungsrat des Vereins hervor. Die vollständige operative Verantwortung für die Gesellschaft sowohl in wirtschaftlichen wie in allen sportlichen Belangen liegt demnach bei der Geschäftsführung.

Mächtiger Mann in Köln: Volker Finke. (Foto: dpa)

"Mit der Ernennung von Claus Horstmann zum Vorsitzenden wollen wir deutlich machen, dass alle Geschäftsbereiche auf gemeinsame strategische Ziele ausgerichtet sein müssen, die im Rahmen der Neuausrichtung definiert worden sind. Der Sportbereich mit Volker Finke soll entsprechend dieser Logik ebenfalls auf Geschäftsführungsebene vertreten sein", sagte Dr. Werner Wolf, der neue Vorsitzende des Verwaltungsrats.

2. Bundesliga, Freitagabendspiele: Dem MSV Duisburg ist mit Trainer Oliver Reck ein Befreiungsschlag im Abstiegskampf der 2. Bundesliga gelungen. Am Freitagabend bezwangen die Niederrheiner im eigenen Stadion Eintracht Braunschweig mit 3:0 (2:0). Vor 11 237 Zuschauern waren Daniel Brosinski (11. Minute/32.) mit einem Doppelschlag und Zvonko Pamic (85.) für die Hausherren erfolgreich. Reck konnte damit im dritten Spiel als MSV-Coach den ersten Sieg feiern. Das Überraschungsteam aus Paderborn mischt unterdessen weiter die Liga auf. Die Ostwestfalen fuhren am beim 2:1 (1:1) gegen den Karlsruher SC schon ihren neunten Saisonsieg ein und eroberten vorübergehend den Relegationsplatz drei. Damit misslang der Einstand des neuen KSC-Trainers Jörn Andersen ebenso wie der von Tomas Oral beim Schlusslicht FC Ingolstadt. Die Donaustädter unterlagen 1860 München mit ihrem neuen Coach im Bayern-Derby mit 0:1 (0:1).

Fußball, Manchester City: Der englische Premier-League-Klub Manchester City hat das Geschäftsjahr 2010/11 mit einem Verlust von 194,9 Millionen Pfund (rund 227 Millionen Euro) abgeschlossen. Dafür verantwortlich waren vor allem die horrenden Transferkosten des vom arabischen Milliardär Scheich Mansour unterstützten Fußball-Klubs. Allein in diesem Sommer gab ManCity 74 Millionen Pfund für den Franzosen Samir Nasri und den Argentier Sergio Agüero aus. Der hohe Verlust gehe plangemäß einher mit dem "beschleunigten Investment-Programm" der Jahre 2008 bis 2011, das in diesem Jahr seinen Höhepunkt erreicht habe, teilte der Klub in einer Mitteilung mit.

Fußball, Fifa: Der Fußball-Weltverband Fifa hat sechs Funktionäre der karibischen Fußball-Union (CFU) wegen ihrer Verstrickungen in den Schmiergeldskandal vor der Fifa-Präsidentschaftswahlen verurteilt. Wie der Weltverband mitteilte, muss Patrick John, der frühere Premierminister von Dominica, für zwei Jahre seine Funktionärstätigkeit aufgeben. Vincent Cassell, Fußballverbands-Präsident von Montserrat, ist für 60 Tage vom Ethikkomitee der Fifa suspendiert worden. Vier weitere Funktionäre erhielten Sperren von sieben bis zu 45 Tagen. Die Fifa teilte zudem mit, dass sie die Anklagen gegen weitere drei ehemalige und zwei aktive Funktionäre fallen gelassen habe. Den verurteilten Funktionären wird angelastet, im Fifa-Präsidentschaftswahlkampf Schmiergelder des Katarers Mohamed bin Hammam angenommen zu haben. Die Ethikkommission hatte Bin Hammam bereits im Juli dieses Jahres für schuldig befunden und ihm dessen Mitgliedschaft im Verband entzogen.

Fifa, Joseph Blatter: Fifa-Präsident Joseph S. Blatter hat sich nach seinen missverständlichen Aussagen über Rassismus im Fußball entschuldigt, will aber von einem Rücktritt nichts wissen. "Es hat geschmerzt und schmerzt immer noch, aber ich konnte eine solche Reaktion nicht voraussehen", sagte der 75-jährige Schweizer in einem BBC-Interview. Blatter gab zu, "unglückliche Worte" gewählt zu haben, die er "tief bedauere". Der Schweizer hatte am Mittwoch in einem TV-Interview rassistische Äußerung verharmlost. "Wenn man etwas gesagt hat, was nicht vollkommen korrekt war, kann ich mich nur bei all jenen entschuldigen, die durch meine Erklärungen betroffen wurden", betonte er. Ein Rücktritt kommt für den FIFA-Boss, der erst am 1. Juni dieses Jahres erneut in seinem Amt bestätigt wurde, nicht infrage. "Ich kann nicht zurücktreten. Warum sollte ich?", äußerte der Mann aus dem Wallis, der seit 1998 an der Spitze der Fifa steht.

Eishockey, DEL: Die Hamburg Freezers bleiben in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) schärfster Verfolger von Spitzenreiter Adler Mannheim. Die Hanseaten gewannen am 19. Spieltag im Nordderby gegen die Grizzly Adams Wolfsburg mit 3:2 und verkürzten den Rückstand auf die Adler auf drei Punkte. Die Mannheimer siegten am Freitagabend mit 4:3 im Penaltyschießen bei den Hannover Scorpions und beendeten damit ihren Negativ-Lauf von vier Niederlagen hintereinander. Ohne ihren Stammkeeper Barry Brust gewannen die Straubing Tigers das Derby gegen die Nürnberg Ice Tigers mit 3:2 nach Verlängerung. Meister Eisbären Berlin gewann sein Heimspiel gegen die Augsburger Panther mit 3:2 nach Penalty-Schießen. Der EHC München verlor hingegen das bayerische Derby gegen den ERC Ingolstadt mit 1:3. Die Kölner Haie entschieden die Partie gegen den rheinischen Rivalen Krefeld mit 5:3 für sich. Iserlohn unterlag Düsseldorf mit 4:6.

WM-Qualifikation, Spielplan: Mit einem Heimspiel gegen Fußball-Zwerg Färöer Inseln startet die deutsche Nationalmannschaft am 7. September 2012 in die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Vier Tage später gastiert Bundestrainer Joachim Löw mit der DFB-Auswahl in Österreich. Weitere Gruppengegner sind Schweden, Irland und Kasachstan. "Deutschland ist in der Qualifikation natürlich der Favorit", sagte Löw nach der Terminierung der Spiele mit den anderen Nationalverbänden am Freitag in Frankfurt am Main. Das Auswärtsspiel in Irland am 12. Oktober und zu Hause gegen Schweden am 16. Oktober runden die Qualifikation für das Jahr 2012 ab. Das abschließenden Gruppenspiel bestreitet die deutsche Elf am 15. Oktober 2013 in Schweden. Nur der Gruppensieger löst direkt das Ticket für die Weltmeisterschafts-Endrunde in Brasilien.

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Die spielstarken Deutschen? Die ewig dominanten Spanier? Endlich wieder England? Oder gar die wackeren Iren? Bei der EM in Polen und der Ukraine spielen 16 Teams um den Titel - doch wer hat die besten Chancen? Der Weg durch die Qualifikation, die Aussichten und die wichtigsten Figuren aller Teilnehmer im Überblick.

Basketball, Euroleague: Die Brose Basket Bamberg haben sich mit einem beeindruckenden Sieg gegen Panathinaikos Athen in der Euroleague zurückgemeldet. Der deutsche Basketballmeister gewann nach zuvor drei Niederlagen in Serie völlig überraschend gegen den Titelverteidiger Athen mit 79:76 (37:40). Erfolgreichster Werfer bei den furios aufspielenden Bambergern vor 6.800 Zuschauern in der ausverkauften Stechert-Arena war Predrag Suput mit 19 Punkten. Für Athen traf Dimitris Diamantidis mit 16 Zählern am besten. Nach dem Überraschungserfolg gegen Panathinaikos und dem Sieg Zagrebs gegen Kaunas hat die Mannschaft von Chris Fleming nun als Tabellenvierter sehr gute Chancen, sich zum zweiten Mal in der Vereinshistorie in der höchsten europäischen Spielklasse für die Runde der besten 16 Mannschaften zu qualifizieren.

Eisschnelllauf, Pechstein: Die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein hat im russischen Tscheljabinsk für eine Überraschung gesorgt. Gleich im ersten Weltcup der Saison lief die 39-Jährige über 3000 m in 4:07,81 Minuten auf den dritten Platz. Schneller waren nur Vancouver-Olympiasiegerin Martina Sablikova (Tschechien) in 4:06,54 und Weltmeisterin Ireen Wüst (Niederlande) in 4:07,16. Pechstein, die nach zweijähriger Sperre wegen erhöhter Retikulozytenwerte erstmals wieder in eine komplette Saison geht, war früh gestartet und hatte mit konstanten Rundenzeiten die Konkurrenz geschockt. Die mit Abstand älteste Läuferin im Teilnehmerfeld hat damit endgültig bewiesen, dass sie trotz ihres Alters im internationalen Vergleich immer noch ganz vorne mitläuft. Team-Olympiasiegerin Stephanie Beckert konnte nach ihrer langwierigen Rückenverletzung wie erwartet noch nicht um die vorderen Plätze mitkämpfen. Die Erfurterin unterlag Sablikova im direkten Duell und landete in guten 4:09,49 auf Rang sieben. Die dritte deutsche Starterin Isabell Ost aus Berlin lief in 4:15,67 auf Platz 16.

Biathlon, Magdalena Neuner: Magdalena Neuner denkt darüber nach, nach der kommenden Saison ihre Karriere zu beenden. "Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, ob ich in Nove Mesto noch dabei bin", sagte die 24-Jährige Bild.de. In dem tschechischen Wintersportort finden 2013 die Weltmeisterschaften statt, 2012 veranstaltet Ruhpolding vom 29. Februar bis 11. März die Welttitelkämpfe. Die Doppel-Olympiasiegerin schränkte aber ein, dass sie noch keine endgültige Entscheidung getroffen habe.

Allerdings mache sie sich Gedanken über die nahe Zukunft. "Ich kenne viele, die haben mit 35 Jahren aufgehört und stehen da: Was soll ich mit meinem Leben anfangen. Ich weiß gar nicht, was ich machen soll? So wird es mir nicht gehen." Für sie gebe es auch ein Leben neben dem Biathlon. "Ich werde nicht ewig alt im Sport, weil ich schon viel erreicht habe."

Fußball, Miroslav Klose: Lazio Rom muss in der Serie A erstmals auf Miroslav Klose verzichten. Der deutsche Nationalspieler fällt für das Top-Spiel am Samstag beim SSC Neapel wegen einer Schienbeinprellung aus. Diese hatte sich der 33-Jährige am Dienstag beim 3:0-Sieg im Länderspiel gegen die Niederlande zugezogen. Der Ex-Bayer ist mit sechs Treffern in zehn Serie A-Spielen bislang der erfolgreichste Torjäger des Tabellenzweiten in dieser Saison.

Eishockey, NHL: Titelverteidiger Boston Bruins hat seine Siegesserie in der NHL fortgesetzt. Die Mannschaft von Nationalverteidiger Dennis Seidenberg feierte am Donnerstag (Ortszeit) daheim mit dem 2:1 nach Penaltyschießen über die Columbus Blue Jackets bereits den siebten Erfolg nacheinander. David Krejci sicherte mit seinem Penalty den hart erkämpften Sieg über NHL-Schlusslicht Columbus. Boston belegt in der Nordost-Hälfte der Liga Platz neun. Siebter sind die Florida Panthers. Das Team mit Ex-Bruins-Stürmer Dennis Seidenberg verlor 1:4 bei den St. Louis Blues. Nicht dabei war bei Florida Marcel Goc.

Golf, President's Cup: Tiger Woods hat beim President's Cup in Melbourne am zweiten Tag die zweite Niederlage kassiert. Woods und sein US-Landsmann Dustin Johnson zogen in dem Lochwettspiel gegen die Australier Aaron Baddeley und Jason Day den Kürzeren (1 auf). Zum Auftakt hatten Woods und Steve Stricker gegen Adam Scott (Australien) und K.J. Choi (Südkorea) mit 7 und 6 verloren. Bei Halbzeit des Turniers zwischen den USA und einer Auswahl nichteuropäischer Spieler liegen die USA mit 7:5 vorne.

Manchester City, Carlos Tevez: Der argentinische Fußball-Nationalspieler Carlos Tevez hat bei Manchester City keine Zukunft mehr. Der Tabellenführer der englischen Premier League wird Konsequenzen aus dem eigenmächtigen Aufenthalt von Tevez in seiner Heimat ziehen. Das bestätigte Teammanager Roberto Mancini, der Tevez ein Ultimatum für eine Rückkehr nach England gestellt hatte. Dieses hatte der "Gaucho" jedoch verstreichen lassen. Offensichtlich ist Mancini des Torjägers überdrüssig, nachdem Tevez in den vergangenen Monaten bereits durch einige Eskapaden aufgefallen war. So wurde der 27-Jährige vor wenigen Wochen zu einer Rekordgeldstrafe von umgerechnet 1,15 Millionen Euro verdonnert, weil er sich beim 0:2 der Citizens in der Champions League bei Bayern München geweigert haben soll, eingewechselt zu werden. Zudem war Tevez für zwei Wochen intern gesperrt worden. Bereits direkt nach der Partie in München Mitte September hatte Mancini erklärt, Tevez nie wieder spielen zu lassen.

Volleyball, Olympia-Qualifikation: Die deutschen Volleyballerinnen haben sich den Traum vom Olympia-Ticket vorerst nicht erfüllt: Gegen Asienmeister China unterlag die Mannschaft von Bundestrainer Giovanni Guidetti 0:3 (18:25, 18:25, 21:25) und belegte mit einer Bilanz von 6:5-Siegen den sechsten Platz. Für den wichtigen dritten Rang hätte die DVV-Auswahl mindestens 3:1 gegen die Chinesen gewinnen müssen, die nun Platz drei belegen und nach Italien und dem Olympia-Zweiten USA das Ticket für die Sommerspiele lösten. Die zweite Qualifikationschance bietet sich den deutschen Volleyballerinnen beim europäischen Kontinentalturnier Anfang Mai in Istanbul. Dann müsste das Guidetti-Team das Achter-Turnier mit Serbien, Deutschland, Türkei, Polen, Russland, Kroatien, Bulgarien und den Niederlanden gewinnen. Selbst wenn Serbien oder Russland das europäische Turnier für sich entscheiden, böte sich noch eine Mini-Chance. Die DVV-Frauen könnten dann dank ihrer Weltranglistenposition an der finalen Olympia-Qualifikation vom 19. bis 27. Mai in Japan teilnehmen und auf ein Last-Minute-Ticket hoffen. Von den acht Teilnehmern qualifizieren sich die drei Erstplatzierten sowie das beste asiatische Team für London.

© sueddeutsche.de/sid/dpa/dapd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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