Sport kompakt:Lahm kritisiert Ex-Trainer

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In einem Buch erklärt der Bayern-Kapitän das Scheitern von Klinsmann, van Gaal und Magath. Der jetzige Wolfsburg-Trainer verpflichtet die nächsten zwei Spieler, Berater von Michael Ballack kritisiert Rudi Völler, auch in der italienischen Liga droht ein Streik.

Sport kompakt

Jürgen Klinsmann hatte bei den Fußball-Profis des FC Bayern München laut Philipp Lahm schon nach kürzester Zeit verloren. Das enthüllt der Nationalspieler in seinem Buch "Der feine Unterschied", das am kommenden Montag in den Handel kommt. "Nach sechs oder acht Wochen wussten bereits alle Spieler, dass es mit Klinsmann nicht gehen würde. Der Rest der Saison war Schadensbegrenzung", heißt es in einem Auszug, den die Bild am Dienstag vorab veröffentlichte.

"Wir Spieler mussten uns selbstständig zusammentun, um vor dem Spiel zu besprechen, wie wir überhaupt spielen wollten." Philipp Lahm über die Klinsmann-Zeit bei Bayern. (Foto: dapd)

Bei der Nationalelf hatte Lahm den heutigen US-Auswahlcoach Klinsmann noch an der Seite seines Nachfolgers und damaligen Ko-Trainers Joachim Löw "als strahlenden Helden" des deutschen WM-Sommermärchens 2006 miterlebt. Als Vereinscoach seien die Defizite als Fußballlehrer offenbar. "Bei Klinsmann trainierten wir fast nur Fitness. Taktische Belange kamen zu kurz", berichtet Lahm und verrät: "Wir Spieler mussten uns selbstständig zusammentun, um vor dem Spiel zu besprechen, wie wir überhaupt spielen wollten." Lahm kritisiert auch Louis van Gaal. "Die Zeit der Trainer, die mit ihren Spielern nur reden, um ihnen Befehle zu erteilen, ist vorbei." Van Gaal halte viel von Disziplin, so Lahm, "und er hält viel von sich selbst". Im ersten Jahr führte der Holländer die Bayern auf Anhieb zu Meisterschaft, Pokalsieg und ins Champions-League-Finale. Aber in der zweiten Saison habe sich van Gaal "schlicht geweigert, die Mängel seiner Philosophie zur Kenntnis zu nehmen und zu beseitigen", kritisiert der 27-jährige Lahm.

Felix Magath sei ebenfalls ein Trainer, dessen Methoden nur eine gewisse Zeit bei einer Profimannschaft greifen und Erfolg verheißen würden. "Felix Magath arbeitet mit Druck", schildert Lahm. Es käme irgendwann zwangsläufig der Zeitpunkt, an dem die Spieler "nicht mehr auf der Seite des Trainers stehen" und "seine Tricks nicht mehr greifen" würden.

Manchester City setzt seine Shoppingtour fort, beim FC Arsenal geht hingegen der Ausverkauf weiter: Der französische Fußball-Nationalspieler Samir Nasri habe die Freigabe für einen Wechsel nach Manchester erhalten, teilten die Londoner am Dienstag mit. Dort muss der 26-Jährige noch einen Medizincheck bestehen. Damit kann sich Arsenal einen Tag vor dem zweiten Duell um die Champions-League-Qualifikation mit Udinese (Hinspiel: 1:0) zwar über eine geschätzte Einnahme von 28,5 Millionen Euro freuen. Eine Woche nach dem Transfer von Cesc Fabregas zum FC Barcelona beklagte Trainer Arsene Wenger allerdings den nächsten schmerzhaften Abgang: "Wir haben zwei großartige Spieler verloren und das ist die traurige Seite der Geschichte. Aber manchmal muss es vorbei sein, weil du dich auf die Zukunft fokussieren musst." Für den englischen Tabellenführer Manchester City bedeutet die anstehende Verpflichtung von Nasri nach dem argentinischen Stürmer Sergio Aguero, dem früheren Arsenal-Linksverteidiger Gael Clichy und Defensivspieler Stefan Savic aus Montenegro den nächsten prominenten Neuzugang für diese Saison.

Trainer Felix Magath hat auf die Abwehrprobleme des Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg reagiert und auf dem Transfermarkt noch zweimal zugeschlagen. Magath, in Personalunion auch Manager des VfL, verpflichtete den griechischen Innenverteidiger Sotirios Kyrgiakos , 32, vom FC Liverpool und den Kroaten Hrvoje Cale, 26, vom türkischen Vize-Meister Trabzonspor. Calekann links sowohl in der Abwehr als auch im Mittelfeld spielen. "Kyrgiakos ist ein Spieler, der uns sofort verstärken wird und helfen kann. Er ist erfahren, kennt die Bundesliga sowie den Rhythmus und braucht keine Eingewöhnungszeit. Cale ist eine Ergänzung zu Marcel Schäfer und Thomas Hitzlsperger", sagte Magath. Kyrgiakos, der bis 2008 für Eintracht Frankfurt spielte, unterschrieb einen Vertrag bis 2013, Cale bis 2014.

Papiss Demba Cisse will den Fußball-Bundesligisten SC Freiburg noch vor Ende der Transferperiode am 31. August verlassen. "Ich will weg! Ja, ich habe Vertrag. Aber ich habe auch Lust, mich auf einem anderen Niveau zu versuchen. Es ist unverändert so, dass einige Klubs an mir dran sind und Gespräche geführt werden", sagte der Senegalese in einem Interview mit dem SWR. Der Angreifer steht im Breisgau noch bis 2014 unter Vertrag. Der Sportclub hatte für den 26-Jährigen in der Sommerpause eine Ablösesumme in Höhe von 15 Millionen Euro aufgerufen, ein offizielles Angebot eines anderen Klubs ging in Freiburg aber nie ein. Deshalb bleiben die SC-Verantwortlichen auch vorerst weiter gelassen. "Wir sind alle nach wie vor total ruhig. Der Junge macht halt ein bisschen Werbung in eigener Sache. Das ist doch legitim. Solange er bei uns Tore schießt, ist doch alles bestens", sagte SC-Boss Fritz Keller.

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Mit Abstimmung

Der Berater von Michael Ballack hat die Debatte um den ehemaligen Nationalmannschaftskapitän verstärkt und Bayer Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler kritisiert. "Wenn Völler ihm damals vor dem Wechsel nach Leverkusen gesagt hätte, dass er nur Ergänzungsspieler ist, wäre seine Entscheidung vielleicht anders ausgefallen", sagte Ballack-Berater Michael Becker der Bild. Ballack habe sich von Völler bei einem gemeinsamen Sardinien-Aufenthalt zu einem Wechsel nach Leverkusen überzeugen lassen. "Und das für weniger Gehalt, als er es in Wolfsburg bekommen hätte", sagte Becker. Völler wurde im gleichen Artikel wie folgt zitiert: "Eigentlich habe ich ein gutes Verhältnis zu Dr. Becker. Doch wenn er etwas zu sagen hat - er hat meine Nummer und kann mich anrufen. Dann reden wir, aber nur auf dieser Basis." Er könne einen vorzeitigen Wechsel Ballacks bis 31. August ausschließen, sagte Völler.

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Der FC St. Pauli ist wieder spitze. Mit einem 2:1-Sieg über den MSV Duisburg haben sich die Hamburger die Tabellenführung in der 2. Fußball-Bundesliga zurückerobert. Neuzugang Kevin Schindler brachte die Norddeutschen am Montagabend vor 23.354 Zuschauern im Millerntor-Stadion in Führung (33.), Branimir Bajic (38.) glich aus, ehe Fin Bartels in der Nachspielzeit das Siegtor erzielte. "Wenn du in der Nachspielzeit ein Tor machst, dann hat das immer mit ein bisschen Glück zu tun. Aber aus meiner Sicht, ist der Sieg absolut verdient", sagte St. Paulis Trainer Andrè Schubert. Gelb-Rot gab es für den Duisburger Vasilios Pliatsikas (69.) wegen wiederholten Foulspiels. Ein Vorteil, den die Gastgeber in der Nachspielzeit für sich nutzen konnten.

Titelverteidiger Manchester United hat sich auch am zweiten Spieltag der englischen Premier League keine Blöße gegeben. Das Team von Trainer Alex Ferguson gewann sein Heimspiel am Montagabend gegen Tottenham Hotspur mit 3:0 (0:0) und schließt damit nach Punkten zum Stadtrivalen Manchester City auf. Daniel Welbeck, Anderson und Wayne Rooney schossen die Tore für den englischen Rekordmeister vor 75.498 Zuschauern im Stadion Old Trafford.

Nationalspieler Mesut Özil vom spanischen Rekordmeister Real ist nach seiner Roten Karte im Supercup-Rückspiel beim Erzrivalen FC Barcelona (2:3) am vergangenen Mittwoch vom spanischen Verband RFEF für ein Spiel gesperrt worden. Ebenfalls jeweils für ein Spiel wurden sein Teamkollege Marcelo und Barca-Torjäger David Villa gesperrt. Das Trio hatte in der hektischen Begegnung in der Nachspielzeit jeweils die Rote Karte gesehen. Es war auch zu Handgreiflichkeiten gekommen. Der spanische Verband nimmt außerdem die "Augenstecher-Affäre" um Real-Trainer Jose Mourinho genauer unter die Lupe. Man habe die Untersuchung des Vorfalls am Rande des spanischen Supercup-Rückspiels aufgenommen, teilte der Verband am Dienstag mit. Hierzu habe man begonnen, Fernsehbilder auszuwerten, die Mourinhos Tätlichkeit gegen Barca-Assistenz-Trainer Tito Vilanova zeigen.

Im europäischen Fußball droht der nächste Streik: Die Spielergewerkschaft und die Klubs der italienischen Serie A finden kurz vor dem Saisonstart keine Einigung. Die Spielervertretung AIC bekräftigte am Montag ihre Drohung, es werde keine Spiele geben, bevor der neue Rahmenvertrag unterschrieben sei. Der Vertrag wurde noch nicht verabschiedet, weil die Liga mehr Flexibilität bei den Transferregeln verlangt - dagegen wehrt sich jedoch die Gewerkschaft. Schon in der vergangenen Saison hatten die Erstliga-Profis mit Streik gedroht, auf diesen aber dann doch verzichtet. Der Präsident des italienischen Fußball-Verbandes FIGC, Giancarlo Abete, kritisierte die Haltung der Spieler, zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Meisterschaft am kommenden Wochenende nach Plan beginnen kann. In Spanien dagegen ruht wegen eines Streiks bisher der Ball.

Der FC Schalke 04 und Anthony Annan gehen vorerst getrennte Wege. Wie der Fußball-Bundesligist am Montag mitteilte, wird der ghanaische Nationalspieler bis zum 30. Juni 2012 an den niederländischen Erstligisten Vitesse Arnheim ausgeliehen. Annan war in der Winterpause 2010/11 vom norwegischen Club Rosenborg Trondheim nach Gelsenkirchen gewechselt, hatte zuletzt in den Personalplanungen von Trainer Ralf Rangnick jedoch keine große Rolle gespielt. Der Mittelfeldspieler steht beim FC Schalke noch bis zum 30. Juni 2014 unter Vertrag.

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